Die Öffentlichkeit nimmt die Tätigkeiten des Archäologischen Dienstes in der Regel anhand von Ausgrabungsobjekten wahr, die in musealen Vitrinen zu sehen sind. Dass hinter der Präsentation dieser Objekte eine Vielzahl weiterer Tätigkeiten steht, zeigt der Blick auf zwei Ausgrabungen, die interessante Erkenntnisse zum Leben unserer Vorfahren hervorgebracht haben.
Wie die Reise der römischen Amphore in der alten Zihl endete
Der spektakuläre Fund einer römischen Amphore illustriert die vielschichtigen Tätigkeiten des Archäologischen Dienstes. Die zerscherbten Überreste der bauchigen Amphore waren 2021 bei Bauarbeiten unter der Aufsicht einer Mitarbeiterin des Archäologischen Dienstes im Flussbett der alten Zihl bei Aegerten entdeckt worden. Die über 100 geborgenen Scherben wurden im Labor für Konservierung und Restaurierung wieder zusammengesetzt, worauf sich die Amphore als 73 cm hohes und 50 cm breites Tongefäss präsentierte. Derartige Amphoren sind im ersten nachchristlichen Jahrhundert in Südspanien produziert worden, um Olivenöl in die verschiedenen Provinzen des Römischen Reiches zu transportieren.
Beim Warenumschlag über Bord gefallen?
Nach der Reinigung der Oberfläche kamen alte Pflanzenabdrücke sowie Kalkverkrustungen zum Vorschein, die sich bei der Lagerung im Wasser gebildet hatten. Die Bruchstellen und die Fundposition im Flussbett legten den Schluss nahe, dass die Amphore ins Wasser gefallen und auf dem Flussboden zerschellt war. Aus Inschriften wissen wir, dass in der Römerzeit hierzulande der Transport von Waren vorzugsweise auf dem Rhein, der Aare und auch auf der Zihl erfolgte. Archäologische Untersuchungen bei Aegerten und Petinesca – dem heutigen Studen – haben verschiedene Hafenanlagen nachgewiesen, in denen Waren umgeladen wurden. Durchaus folgerichtig also, dass das Tongefäss beim Warenumschlag von Bord eines Transportschiffes in die Zihl gefallen war. Die Amphore war bis Januar 2023 im «Neuen Museum Biel» ausgestellt. Zwei Filme liessen dabei ihre Reise von Südspanien nach Petinesca, ihre Bergung im alten Zihl-Flussbett und ihre Restaurierung anschaulich nachvollziehen. Aktuell ist der Fund in der Abteilung «Frühgeschichte und römische Archäologie» des Archäologischen Dienstes zu bestaunen.
Die Entdeckung des silbernen Münzschatzes
Im Nordosten des Belpbergs wurden bei zwei Ausgrabungen im Frühjahr 2023 in der Flur «Hofmatt» Teile eines keltisch-römischen Münzschatzes und – rund 500 m entfernt – Reste einer spätbronzezeitlichen Siedlung gefunden. Bereits 1854 waren dort keltische und römische Silbermünzen geborgen worden. Der Schatz von insgesamt 200 Silbermünzen aus dem Belpberger Fundort besteht zu zwei Dritteln aus keltischen Quinaren, die aus dem heutigen Frankreich stammen. Die übrigen Münzen sind primär in Rom geprägt worden – die jüngsten Stücke datieren aus dem Jahr 42 vor Christus. Wenig später dürfte der Schatz auf den Belpberg gekommen und dort vergraben worden sein.
Das ungelöste Rätsel
Die geborgenen Funde lassen die Vermutung zu, dass der zehn Kilometer südwestlich von Bern gelegene Belpberg in keltisch-römischer Zeit eine wichtige kulturhistorische Rolle gespielt hat. Trotz der neuen Erkenntnisse dank des keltisch-römischen Münzschatzes ist seine damalige kulturhistorische Bedeutung weiterhin unklar. Immerhin wissen wir anhand der mittelalterlichen Siedlung «Wyler» und der Burgruine «Hohburg» sowie anhand der frühneuzeitlichen Hochwacht «Chutze», dass der Belpberg auch später grosse kulturhistorische Bedeutung hatte. Es bleibt zu hoffen, dass künftige Ausgrabungen eines Tages das Rätsel vom Belp-berg lösen werden.