Unser Leben ist geprägt von Übergängen: ein Jobwechsel und neue Ausbildungen, Übergänge in weitere Entwicklungsphasen und Wechsel in die Kita, den Sportklub, in eine neue Klasse, etc. Wie gelingen solche Übergänge?
Den Schritt ins Unbekannte mit Ritualen begleiten
Wir Eltern wünschen uns, dass die Übergänge unserer Kinder hinein in etwas Neues von Vorfreude und Neugierde begleitet sind. Und so fragen wir hoffnungsvoll unsere Kinder oder den kleinen Nachbarn: «Freusch di uf dä Chindsch?» Und erwarten ein glückliches «Ja», obschon die Kinder kein klares Bild davon haben, wie es dort sein wird und es sich oft nicht vorstellen können. Es ist verständlich, wenn Kinder nicht einfach ein bedenkenfreies «Jaaaa!» rufen. Denn häufig ist es genau dieses «Nicht-wissen-was-kommt», das Kinder verunsichert. Wir Erwachsenen kennen die Mischung aus Unbehagen und Freude bei einem Neuanfang ja auch. Bei zukünftigen Kindergartenkindern hilft es, vorher den Weg zu laufen und zu rätseln, wie Rituale im Kindergarten aussehen könnten. Wellentage für erste Begegnungen oder Erzählungen von Kindern selbst sind untersützend. Hilfreich sind auch Symbole und Rituale, welche diese Übergänge begleiten: der «Chindsgistreifen», das «Täschli» oder ein Plüschtier, das als Krafttier hilft, die Schritte in den Neuanfang zu gehen. Oder der Kuss, den Eltern dem Kind am Morgen imaginär in die Handfläche mitgeben. Und wenn es Heimweh hat, kann es den Kuss an seine Wange drücken und ist in Verbindung mit dem Zuhause.
Schwierigkeit in einen Weg verwandeln
Wenn Kinder Ängste zeigen, hilft es, lösungsorientiert zu sein: Ben Furman, international bekannter Psychiater und Experte für lösungsfokussierte Therapie, glaubt an das «Goaling». Es bedeutet, eine Schwierigkeit in ein Ziel und einen Weg, der sich gehen lässt, zu verwandeln. Wenn das Kind also sagt: «Ich habe Angst, dass es mir im Kindergarten nicht gefällt», könnte man fragen: Was könnte dir helfen, dass du dich freuen kannst? Was wird dir bestimmt gelingen im Kindergarten? Was kannst du selbst beitragen, dass es dir gefällt? So konzentriere ich mich als Mutter oder Vater auf das, was möglich ist, beschreibe den Weg und das Ziel, wohin es gehen soll: nämlich dahin, dass sich das Kind im Kindergarten wohl fühlt.
Übergänge laufen in Phasen ab
Häufig erwarten Eltern, dass die Übergänge nach wenigen Wochen funktionieren und werden ungeduldig, wenn es nicht so ist. Bleiben Sie als Mutter oder Vater geduldig, denn Übergänge laufen in Phasen ab. Der Ethnologe Arnold van Gennep unterscheidet drei Hauptphasen: Die Ablösungsphase, die Zwischenphase und die Integrationsphase. Die Übergänge dieser Phasen sind fliessend, vermischen sich, springen zurück und vor und sind bei jedem Kind unterschiedlich spürbar und ausgeprägt. Es kann hilfreich sein, sich wertefrei zu fragen: In welcher Phase könnte sich mein Kind grad befinden? Welche Unterstützung braucht es von uns Eltern? Wenn ein Kind sich in der Ablösungsphase befindet, bringt es nichts, es direkt in die Integrationsphase zu peitschen. Man kann es nur sanft heranführen.
Übergänge als Phasen intensiver Entwicklung
Häufig geschieht an diesen Übergängen viel Entwicklung im Verborgenen, denn Übergänge bringen neue Rollen und Identitäten mit sich. Sie fordern das Kind heraus, bringen es an seine Grenzen, trainieren seine Frustrationstoleranz. Dies alles sind wichtige Prozesse, die unsere Kinder stark machen. Mut ist nicht, keine Angst zu haben, sondern trotz seiner Ängste Schritte zu wagen und sich dabei als selbstwirksam zu erleben. Dies wiederum ist der Schlüssel zu einem gesunden Selbstwert und zu Selbstvertrauen.
Der wirkungsvollste Eltern-Booster
Ermutigen Sie das Kind immer wieder: Dies bedeutet, dem Kind Mut zu machen indem man spiegelt und würdigt, was es alles schon kann. So vertrauen Sie den Ressourcen Ihres Kindes. Die Zuversicht der Eltern ist der wirkungsvollste Antrieb hinein in unbeschwerte Momente und bereichernde Entwicklungsschritte an diesen Übergängen.