Neujahrsantrunk der SVP Stadt Bern

Lieber spät, aber herzlich

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
War auch dabei: Stadtrat Janosch Weyermann (SVP).

Foto: zvg

Einfach erklärt
Die SVP Stadt Bern steht unter der Leitung von Thomas Fuchs aus Bümpliz. Zum Neujahrsantrunk der Partei kamen auch viele Personen aus anderen Parteien und sorgten für angeregte Diskussionen.
Die SVP, das ist in der Stadt Bern vor allen Dingen Bümpliz. Der Präsident Thomas Fuchs, der Nationalrat Erich Hess (SVP): Die gewichtigen Figuren der Stadtpartei stammen aus dem Westen. Und wenn der Präsident einlädt, dann kommen sie in Scharen, jene Städter, die nicht alle Probleme der Landeshauptstadt rotgrün lösen möchten.

Doch das bedeutet nicht, dass man sich nicht zuprostet. Am Neujahrsantrunk der SVP Stadt Bern war auch Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne) zugegen. Vertreter der SP, der FDP und der Mitte erhoben ebenfalls ihre Gläser und Thomas Fuchs reichte die Hand, um den Dialog schon früh im Jahr zu suchen.

Bürgerliche Beweggründe

Die Reden der Nationalräte Erich Hess und Benjamin Giezendanner waren dann etwas schärfer als die Begrüssungsworte des Präsidenten. Wo SVP auf der Einladung steht, ist eben auch SVP am Mikrofon zu hören. Sei es, wenn es um den dreispurigen Ausbau der Autobahn geht, weil die Bahn gar nicht in der Lage sei, die Kapazitäten, die heute auf den Strassen sind, zu bewältigen. Oder etwa beim Mantelerlass und der drohenden Energieknappheit, wo der Ausbau der Stauseen viel zu gering ausfalle. Während die klaren Worte durch den Saal hallten, folgten eifrig nickende Köpfe. Nicht alle. Im Verlauf des Apéros durften gewisse Argumente neu diskutiert werden. 

Das Wahljahr lanciert

Ein Thema aber setzte sich an vielen Stehtischen durch: die Wahlen der Stadt Bern im Herbst 2024. Zu Beginn zeigte Thomas Fuchs noch seine Freude an der breiten bürgerlichen Allianz von SVP bis GLP. Sie sei für die Wahlen wichtig und richtig. Ob denn wirklich alle in der GLP Freude an diesem Beschluss haben, fragten sich wohl nicht ganz zu Unrecht einige Politinteressierte. Andere schmiedeten Pläne, wie man diese verbreiterte bürgerliche Allianz noch verbessern kann, wiederum andere philosophierten, ob der Rechtsrutsch an den eidgenössischen Wahlen vom Herbst 2023 Folgen für die Stadtpolitik haben könnte. 

Der Shooting-Star

Einer, den viele nach seiner Meinung fragten, war Janosch Weyermann. Der 29-Jährige bekam von den Medien schon sein Fett weg. Viel zu jung und unerfahren sei er, hiess es, als die SVP bekannt gab, dass er zu den Gemeinderatswahlen antreten werde. Doch Weyermann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Muss er auch nicht, denn die SVP Stadt Bern verfügt über einige gewichtige Supporter mit nationaler Erfahrung. An ihrer Seite würde es nicht überraschen, wenn Weyermann weitaus bessere Chancen hätte, als es die Presse ihm bisher zuschreibt. Abgesehen davon «leidet» Florence Pärli Schmid (FDP) am selben Schicksal. Auch sie ist für die Wahlen aufgestellt, auch sie musste in den Medien entnehmen, dass man ihr die nötige Routine und Erfahrung schlichtweg aberkennt. Die 34-jährige Juristin wird als Newcomerin bezeichnet, doch wer ihren Auftritt am Streitgespräch der SP Bümpliz vor einem Jahr miterlebt hat, der weiss, wie gut sie argumentieren kann. Damals verdiente sie sich einige Respektzollungen der Sozialdemokraten.

Und so verwandelte sich der Neujahrsantrunk der SVP Stadt Bern zusehends zu einem spannenden Austausch. Von wegen abgeschottet und eigenbrötlerisch. Die SVP tritt im Jahr 2024 in Bern mit offenen Ohren und dialogfähigen Voten auf. Aber es ist ja auch erst Januar, mag man einwenden, und der Abstimmungskampf steht erst noch bevor. Giezendanner bemerkte dann aber doch noch, dass es wohl schon nur den Bernern in den Sinn käme, erst Ende Januar auf das neue Jahr anzustossen. So «cool» wie die SVP Stadt Bern seien eben nicht alle, hiess es postwendend aus der Gästeschaft. 

GEKENNZEICHNET:
Teile diesen Artikel

Neue Beiträge

Eine Betrachtung jenseits der Klischees?

Der weltweit grösste Rockerklub feierte am 17. März seinen 76. Geburtstag. Die erste Hells-Angels-Gruppe auf dem europäischen Festland entstand 1970 in Zürich. Seit 2020 sind die Höllen-engel nun auch in…

Von Jan Burn 4 Min. zum Lesen

«Mal bewegt es sich besser, mal halt weniger gut»

PluSport Tscharni ist seit über 30 Jahren eine Sportgruppe in Bethlehem für…

Von Henriette Brun- Schmid 4 Min. zum Lesen

Frühling, Freude, Fussball

Es ist ein Märzsonntag mit Aprilwetter: Bedeckter Himmel mit kurzen sonnigen Abschnitten,…

Von Salome Guida 7 Min. zum Lesen

Von abstürzenden Flugzeugen und Schüssen

Unser Kolumnist schreibt übers Träumen. Und wie er in Bümpliz überfallen wurde...

Von Thomas Bornhauser 2 Min. zum Lesen

Zirkusfeeling in Brünnen

Der Wunderplunder ist ein kleiner Mitspielzirkus, der mit blaugelbem Zelt und schönen…

Von Quartiernews der VBG 1 Min. zum Lesen