Politik ausserhalb des Rampenlichts

Jugendparlament – wo die Jungen debattieren

Christina Pfanner
Dion Fejza gehört dem Jugendparlament des Kantons Bern an.

Foto: zvg

Einfach erklärt
Einfach Erklärt – In der Schweiz gibt es 80 Jugendparlamente. – So auch im Kanton Bern. – Der Bümplizer Dion Fejza ist Berner Jugendparlamentarier. – Er will sich für andere Menschen einsetzen.
Letzten September wurde im Kanton Bern das Stimmrechtsalter 16 an der Urne deutlich abgelehnt. Engagierte Jugendliche lassen sich dadurch nicht entmutigen und setzen sich politisch weiterhin für die Anliegen ihrer Generation ein, etwa durch Mitarbeit im Jugendparlament Kanton Bern.

Im Laufe der Zeit wurden so mancher Denkerin und manchem Philosophen launige Aussprüche und Weisheiten in den Mund gelegt. So soll Sokrates vor über zweitausend Jahren behauptet haben, die Jugend liebe den Luxus, habe schlechte Manieren und verachte das Alter und die Autorität, widerspreche den Eltern und lege die Beine hoch. Ob der Grieche das tatsächlich so geäussert hat, spielt keine Rolle. Die Worte zieren in hübschem Layout längst die Wände von zahlreichen Pausenräumen und erinnern überarbeitete Lehrkräfte daran, dass sich die heutige Jugend gar nicht so schlecht benimmt, wie immer wieder angenommen. Dass im Kanton Bern letzten September darüber abgestimmt wurde, ob Sechzehnjährige an der Urne eine politische Stimme erhalten sollen, zeigt aber sehr gut, was immer wieder übersehen wird: Es gibt sehr viele engagierte, interessierte und aktive junge Menschen, die in der Gesellschaft mitreden, anpacken und gestalten wollen.

Divers, offen, sachorientiert

In der Schweiz gibt es rund 80 kommunale, regionale und kantonale Jugendparlamente mit über 1500 motivierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Alle Jugendparlamente sind bunt gemischt, Alter und Geschlecht, Herkunft und politische Ausrichtung spielen keine Rolle: Wer mitdiskutieren will, soll das dürfen. Dabei zeigt sich, dass die politische Ausrichtung in den Jugendparlamenten sehr divers ist und das gesamte politische Spektrum abgebildet wird, wie der Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ auf seiner Webseite schreibt. Auch im Kanton Bern gibt es ein Jugendparlament. Letzten Oktober kamen rund 60 junge Menschen im Alter zwischen 11 und 25 Jahren zusammen, um gemeinsame Wünsche und Bedürfnisse zu besprechen und in die passenden politischen Gefässe zu tragen.

Seit zehnjährig politisch aktiv

Wie es scheint, könnten sich einige gestandene Politgrössen von ihren jungen Kolleginnen und Kollegen einiges abgucken. Einander die Parteizugehörigkeit vorwerfen? Fehlanzeige. Die meisten Teilnehmenden sind denn auch parteilos. Fejza schätzt das sehr. «Eine Partei sollte vor allem etwas Gutes beitragen für die Gesellschaft», ist der junge Mann aus Bümpliz überzeugt, «die Diskussionen im Jugendparlament sind immer respektvoll und höflich, jede Meinung wird akzeptiert.» Der Neuntklässler ist seit einem Jahr im Jugendparlament Kanton Bern dabei, allerdings engagierte er sich bereits im Alter von zehn Jahren politisch. Damals begann er im Kinderparlament. «Ich wollte etwas für die Stadt und für die Kinder beitragen», erklärt er. Es gelang ihm damals sogar, einen Antrag zu stellen und eine Spende für Unicef in Jordanien zu ermöglichen. Der Einsatz für andere Menschen, gerade auch für solche, die wirklich Unterstützung brauchen, treibt ihn auch heute an. Seine Motivation sei, die Welt ein Stück besser zu machen, so dass die Menschen so glücklich wie möglich leben können. 

Auch kleine Schritte zählen

Dass sich etwas bewegen könne, liege auch in der Verantwortung der Jugendlichen. «Das Parlament schaut nicht so viel auf uns Jugendliche, deshalb müssen wir auch selber eingreifen, damit wir Aufmerksamkeit erhalten», sagt Fejza. Er selbst versucht, sich so gut es geht einzubringen, wenn er das Gefühl hat, dass etwas fehlt. «Ich probiere dann jeweils, etwas umzusetzen, auch wenn es nur eine kleine Wirkung hat», erklärt er. Gerade nach der Pandemie, welche für die Jugendlichen grosse Einschränkungen brachte, brauche es etwas Einsatz, bis alles wieder in Gang komme.

Lieber etwas unternehmen, als es schlimmer werden lassen

Der Neuntklässler hatte aufgrund der Lehrstellensuche in letzter Zeit etwas weniger Kapazität, sich im Jugendparlament zu engagieren. Allerdings will er das künftig wieder ändern. Auch eine politische Karriere kann er sich für später vorstellen. Der Einsatz für andere Menschen ist etwas, das für Dion Fejza einen grossen Stellenwert hat. «Ich probiere mein Bestes, um etwas positiv zu verändern und den Menschen zu helfen», so Fejza. Dieser Antrieb zeigt sich auch in seiner Berufswahl: Ab Sommer wird Dion Fejza eine Lehre als Fachangestellter Gesundheit absolvieren. Bereiten ihm die zahlreichen Herausforderungen für seine Generation Sorgen? Es gelingt ihm, optimistisch zu bleiben. «Ich denke schon viel nach», so der Jugendliche, «der Gedanke, dass es auch schlimmer sein könnte, treibt mich zum Weitermachen an. Nichts bleibt für immer, es kommt auch wieder besser.» Dion Fejza wird sich weiterhin für das Miteinander und das Gute in der Welt einsetzen. Und Sokrates so eines Besseren belehren.

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