Zufällig getroffen

«Jeder muss selber wissen, was man über ihn denkt»

Thomas Bornhauser
Karl-Heinz Schmaus im YB-Hoodie. «Geistermeister» bezieht sich auf die Saison 20/21, als keine Zuschauer zu den Spielen zugelassen waren.

Foto: BO

Einfach erklärt
Einfach Erklärt – Karl-Heinz Schmaus aus Bayern wohnt seit 2000 in Bethlehem. – Er ist Anhänger von Bayern München – aber auch von YB. – Er arbeitet in einer Grossmetzgerei in Bern.
Mit dem heutigen Interview führt die «BümplizWochen» die Serie «Zufällig getroffen» fort. Mit jeder Ausgabe stellen wir jemanden aus unserem Lesegebiet vor, ohne dass unsere Gesprächspartner vorher davon wissen. Und auch die Fragen variieren wir, je nach Aktualität. Wir sitzen deshalb mit einem weissen Blatt Papier vor unserem heutigen Gesprächspartner Karl-Heinz Schmaus, der im YB-Meister-Hoodie an der Bar des Café Tram-Egge sitzt und seit 2000 in Bethlehem wohnt.

Karl-Heinz Schmaus, es ist jetzt 15 Uhr. Nichts zu tun?

(Gibt sich überrascht…) Also, erstens nennen mich die Kollegen Schmausi, zweitens kenne ich Sie nicht, und drittens, ja, ich habe fertig, um einen Spruch eines ehemaligen Bayern-Trainers zu zitieren, von Giovanni Trapattoni. Ich hatte Frühschicht ab 5 Uhr. Deshalb.

Auf den Fussball kommen wir noch. Woher der Dialekt?

Aus Augsburg in Bayern.

Aha, deshalb der Spruch von Trap.

Genau, ich bin seit jeher Anhänger der Bayern.

Und der Transfer von Yann Sommer nach München?

Eine gute Sache, finde ich. Eine sehr gute.

Die Reaktion von Manuel Neuer war dann vermutlich weniger gut…

Ich denke, das ist seine Sache. Jeder vor allem jeder Vollprofi   muss wissen, wie er in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden will.

Ihr Hoodie zeigt aber, dass Sie auch ein Herz für YB haben.

Genau. Und das hängt auch mit meinem Beruf zusammen.

Womit wir zurück auf Startfeld 1 gehen. Weshalb haben Sie um
15 Uhr bereits Feierabend?

Ich arbeite in der Grossmetzgerei Mérat an der Murtenstrasse in Bern, gleich neben Aligro.

Eine Gastro-Metzgerei.

Exakt. Wir liefern unser Fleisch in den Gastro-Kanal, aber nicht bloss an Grossabnehmer oder Restaurants, sondern auch an Spitäler oder Alterswohnheime wie Domicil, von denen gibt es ja einige in unserem Lesegebiet.

Fleisch kommt in letzter Zeit in Verruf, Rinder und Kälber sollen Klimakiller sein. Spüren Sie ein verändertes Konsumverhalten?

Tiere und Klimakiller: so ein Quatsch. Vermutlich noch vor den Flugzeugen und Autos, nicht wahr? Um aber Ihre Fragen zu beantworten: Der einzige Unterschied liegt darin, dass wir im Moment «volles Rohr» an der Arbeit sind. Während der Pandemie waren ja viele Gaststätten geschlossen, nach und nach erholt sich die Fleischbranche in Richtung Niveau 2019. Gut so. Und das sage ich ohne schlechtes Gewissen.

Und was hat es jetzt mit dem schwarzen YB-Hoodie auf sich?

Mérat stellt die YB-Wurst her, jede Woche von Neuem. Auch deshalb die Sympathie zu den Gelbschwarzen. Es ist dies aber nicht die einige Spezialität, die Bern kennt: Auch der Bärenzipfel für den SCB kommt aus dem Hause Mérat. Auf die Preisgestaltung in den beiden Stadien haben wir übrigens keinen Einfluss. Wir liefern einfach. So wie die Sportler das auf dem Feld auch tun. Na ja, meistens (schmunzelt)…

Deshalb der Ausdruck «Das sy Würscht», wenn es nicht gerade so läuft?

(Lacht) Ehrlich gesagt, darüber habe ich noch nie nachgedacht…

Als Bayer: CSU-Anhänger?

CSU was?

Christlich-Soziale Union.

Ach so… Nein, ich interessiere mich nicht gross für Politik, ich kann ja eh nichts daran ändern, wobei…

Wobei?

Im Gegensatz zu uns Deutschen können Schweizer mit der direkten Demokratie direkt mitreden und auch direkt in Entscheide eingreifen. Bei uns ist das ziemlich anders… Da wird über die Volksmeinung hinweg entschieden, wenn der Bundestag einmal gewählt ist. Erstaunt, dass man(n) da apolitisch wird?

Nein, keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

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