Schulbesuch im Schwabgut

«It was sixty years ago today…»

Thomas Bornhauser
So stellt sich Tina eine mögliche Raumplanung vor.

Foto: Foto: BO

Einfach erklärt
Einfach Erklärt Nach seinem Tages-Praktikum in der Brocki hat unser freier Mitarbeiter einen Tag in der 9b von Marcus Hellwig im Schulhaus Schwabgut verbracht. Es ging dabei auch um die bevorstehende Landschulwoche.
Im Originaltext von John Lennon und Paul McCartney heisst es, «It was twenty years ago today», heute vor zwanzig Jahren. Sechzig Jahre sind es hingegen her, dass ich in die Sek. Hochfeld in Bern zur Schule gegangen bin. Wie geht es heute im Schulzimmer zu und her? Nach meinem Freiwilligen-Tag in der Brocki durfte ich als Selbsterfahrung einen Tag in der 9. Klasse bei Marcus Hellwig im Schwabgut verbracht.

Nun ja, allein schon der Stundenplan ist heute mit dem Jahr 1963 nicht mehr ganz vergleichbar. Um 7.30 Uhr geht es für eine halbe Stunde um «Ethik, Religion, Gemeinschaft», kurz ERG. Dieser fällt jedoch an diesem Morgen aus, weil Marcus Hellwig über die bevorstehende Landschulwoche in Saanenmöser vom 30. Mai bis am 2. Juli informieren will. Dazu gibt er den SuS – Schülerinnen und Schülern – ein Merkblatt für die Eltern mit. Hallo? Fünf Wochen Landschulwoche? Genau. Der Juli erweist sich als Schreibfehler. 

Erinnerung an früher

Ich beneide ihn wirklich nicht, als ich ihm zuhöre, was alles (nicht) erlaubt sein wird. Ganz schön fordernd, der Beruf einer «Klassenlehrperson», wie es zum Schluss des Briefes heisst. Einen Sack Flöhe hüten wäre für ihn und die beiden Begleitpersonen wohl einfacher. Nur… war es zu meiner Schulzeit für den «Lehrkörper» einfacher? Plötzlich erinnere mich nämlich daran, dass wir in der 9. Klasse während der Sportwoche in Saanenmöser (!) allesamt nachts abgehauen und nach Schönried gewandert sind. Das Zeter und Mordio am nächsten Morgen kann man sich vorstellen. Doch zurück in die Gegenwart. Zeitaufwändigster Traktandenpunkt in der 9b: Wann genau dürfen die SuS ihre Handys benutzen?

Raumplanung und Tagesschau angesagt

Bis 10 Uhr steht danach «Bildnerisches Gestalten» auf dem Programm. «Was Cheibs isch das itz äch», denke ich mir. Die SuS der Klasse 9b beschäftigen sich im Moment mit Raum. Konkret: mit Raumplanung. Entsprechend werden 3D-Modelle gestaltet, wie jenes von Tina, das hier abgebildet ist. Was auffällt: Die Modis sind grösstenteils beinahe fertig mit ihren Arbeiten, im Gegensatz zu den Giele, die «no nienet sy».

Vor dem Mittag 90 Minuten Deutsch. Und da beneide ich die Jugendlichen, denn sie haben, in Gruppen aufgeteilt, die Aufgabe erhalten, heute eine TV-News-Sendung zu realisieren und zu präsentieren. Aber äbe. Mehr als die Hälfte der Klasse ist noch nicht so weit, so dass ihnen Lehrer Hellwig eine Gnadenfrist einräumt. Man verzeihe mir den verwerflichen Gedanken, dass jedoch auch dann einige Jungs nicht ganz auf der Höhe ihrer Aufgabe sein werden. Bleibt zu hoffen, dass sie in ihren Gruppen auch Modi haben, die den Karren für sie aus dem Dreck ziehen werden. Weil also die Tagesschau-Sprechenden heute ausfallen, komme ich zum unerwarteten Handkuss, erzähle der Klasse, worauf es beim Journalismus ankommt, nämlich – ob lokal oder international – auf die Wahrheit.

Nach dem Zmittag beschäftigen sich die Jugendlichen mit «Natur und Technik». Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nein, denn die Technik mischt sich immer mehr in die Natur ein. Den SuS wird das Ökosystem erklärt, auch anhand von biotischen und abiotischen Faktoren. Ehrlich gesagt: auch im höheren Alter kann man dazulernen.

Berufswünsche

Zum Zeitpunkt meiner Reportage haben einige SuS Anschlusslösungen an ihre Schulzeit gefunden, andere noch nicht. Interessant ist, was auf einem Plakat im Schulzimmer zu lesen ist – nämlich die Wunschberufe. Informatiker ist mehrfach zu lesen, auch FaGe, ebenso Kauffrau EFZ, respektive Kaufmann EFZ. Bei der bereits erwähnten Tina steht «Zeichnerin Fachrichtung Architektur, Ingenieurbau». Sie absolviert demnächst ein zehntes Schuljahr. Liebe Architektinnen und Ingenieure: Falls Sie eine begabte und vor allem motivierte Lernende suchen, Marcus Hellwig hätte bestimmt einen Tipp für Sie.

Und selbstverständlich gäbe es noch das eine oder andere in Sachen «Tohuwabohu im Schulunterricht» zu diesem Schultag zu schreiben. Leider reicht der Platz dazu nicht aus.

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