Lokalmatador am Mittelländischen

«Ich freue mich auf das Schwingfest»

Daniel Bill
Michael Wiget in Siegerpose.

Foto: Foto: zvg/D.Sigg

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Michael Wiget ist ein Schwinger. Und er studiert an der Fern-Uni. Er ist im Schwingklub Laupen. In den letzten zwei Jahren war er immer wieder verletzt. Jetzt freut er sich auf das Schwingfest. 
Als Mitglied des Schwingklubs Laupen sowie als Taufpate von Siegermuni «Chäppu» ist Schwinger Michael Wiget am Mittelländischen Schwingfest in Frauenkappelen vom 20. Mai in der Rolle des Lokalmatadors und steht im Fokus des Schwingpublikums. Wie der zweifache Eidgenosse damit umgeht und mit welchen Zielen er seine Zukunft als Schwinger angeht, gibt er im Interview preis.

Michael Wiget, Ihre Saisons 2021/22 waren von Verletzungen geprägt. 

Ja, am Bergschwinget Schwarzsee 2021 verletzte ich mich im dritten Gang mit zwei Muskelabrissen am hinteren Oberschenkel. Nach zehn Monaten Ausfall siegte ich dann am Bözingenberg-Schwinget. Am Eidgenössischen 2022 in Pratteln brach ich mir im ersten Gang drei Rippen. Mit starken Schmerzen und unter engmaschiger ärztlicher Betreuung sowie des Betreuungsteams erkämpfte ich mir mein zweites eidgenössisches Eichenlaub nach 2019 in Zug. Unter diesen Umständen ist das der grösste Erfolg meiner Karriere. Nicht von der Leistung her, aber aufgrund der mentalen Stärke und des Durchhaltens, denn da ging ich wirklich durch die Hölle. 

Wie geht es Ihnen aktuell gesundheitlich?

Es geht mir gut. Die Rippenbrüche waren komplexe Knochenverletzungen. Dadurch habe ich durch den Winter sehr reduziert trainiert, dem Körper mit Pausen die erforderliche Schonung verschafft und so den Heilungsprozess unterstützt. In den Monaten Januar, Februar und März habe ich mich mit Schwingkämpfen ganz herausgenommen und ab Mai wieder damit begonnen. Diese Saison geht es mir primär darum, Schwingfeste zu bestreiten, den sportlichen Erfolg anzustreben, der aber dieses Jahr sekundär ist. Es nützt mir nichts, wenn ich mich verbissen auf ein bestimmtes Schwingfest festlege und dann verletzungsbedingt wieder den Stecker ziehen muss. Ich bin erst 24-jährig, habe noch genug Zeit und plane langfristig. Ich schaue die gesamte Saison an, möchte dieses, nächstes und auch im Jahr 2025 mit dem ESAF in Glarus noch weiter nach vorne kommen.

In Frauenkappelen haben Sie ein Heimspiel. Was überwiegt bei Ihnen, Druck oder Freude?

Unbestritten die Freude. Ich freue mich auf das Schwingfest und das Publikum in Frauenkappelen. Das Mittelländische ist bei mir in der Vorbereitung natürlich präsenter als ein anderes Schwingfest, aber Druck mache ich mir keinen, nehme Gang um Gang und sehe, was daraus wird. Es ist schon mega schön, wenn ich an diesem Schwingfest verletzungsfrei die Saison beginnen könnte. Die Repräsentationsaufgaben als Lokalmatador zusammen mit dem OK gefallen mir sehr gut. Da ist eine coole Gruppe unterwegs, die ein perfektes Schwingfest organisiert.

Sie haben ein sehr enges Verhältnis zu Ihrem Bruder Adrian.

Ja, wir pflegen ein sehr gutes Verhältnis, tauschen uns sehr viel aus und er hat hinter den Kulissen für mich sehr viel geleistet, auch an den Schwingfesten. Am meisten freut mich, dass Adrian ab diesem Jahr auch bei den Aktiven schwingt. Aber auch alle anderen Familienmitglieder, meine Eltern und meine Schwester, engagieren sich sehr für den Schwingsport und stehen vollumfänglich hinter uns.

Da könnte es in Zukunft gar einen Familien-Schlussgang Wiget vs. Wiget geben?

Das würde, wenn überhaupt, noch einige Jahre dauern und wäre je nachdem auch von der Einteilung abhängig. (Lacht)

Sie absolvieren Ihr Studium der Rechtswissenschaften an der FernUni. Weshalb?

Es bietet mir grösstmögliche Flexibilität bei der zeitlichen Gestaltung der Berufsausbildung und des Trainings. Das ist ein grosser Vorteil. Diesen Sommer schliesse ich den Bachelor ab. Dann folgen noch vier Semester für den Masterabschluss, je nachdem wie es beim Schwingen läuft.

Ketzerische Frage: Angenommen Sie gewinnen den Siegermuni «Chäppu». Könnten Sie als angehender Jurist überhaupt mit ihm umgehen?

Mein Vater war Landmaschinenverkäufer, meine Mutter ist in Laupen aufgewachsen und sehr ländlich orientiert. Ich glaube, gemeinsam würden wir es mit dem Prachtstier schon schaffen. (Lacht)

Sie sind Botschafter des allani Kinderhospizes Bern. Was bedeutet das für Sie?

Das allani Kinderhospiz bietet Raum für Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen mit dem Ziel, die Lebensqualität der Kinder zu erhöhen und die Angehörigen in dieser schweren Lebensphase zu entlasten. Mir liegen vor allem die Kinder, aber auch die Angehörigen sehr stark am Herzen, dass sie das Bestmögliche aus dieser Situation machen können und den Betroffenen ermöglicht wird, die letzte Reise zu gestalten. Es ist eine sehr emotionale Sache und ein herzberührendes Projekt.

 

Michael Wiget persönlich

Geburtsdatum: 4. November 1998

Grösse / Gewicht: 196 cm / 114 kg

Wohnort: Wünnewil

Schwingklub: Laupen BE und Umgebung

Verband:Bernisch Kantonaler Schwingverband

Studium:Jura

Schwingerstatus: Eidgenosse

Ich bin: …zielstrebig, naturverbunden, standhaft, ehrlich, beherzt, beharrlich und echt

Grösste Erfolge12 Kränze, 3 Regionalfestsiege (Hallenschwinget Worblental,Abendschwinget Fankhaus, Bözingenberg-Schwinget), Kranzgewinn am ESAF 2019 und 2022, Schlussgangteilnahme am Bergkranzfest Weissenstein 2019 und Schwägalp 2021, 10. Platz offizielle Jahreswertung 2019

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