Schülerinnen- und Schülerzeitung

«Diese Zeitung ist schlau» – alle können etwas lernen

Salome Guida
Von Salome Guida - Redaktorin
Amelia, Emanuel, Leona und Ajla als stolze Fachleute in Zusammenarbeit mit Fred Arm und Claudine Magdeleine.

Foto: Foto: SG

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Eine Schulklasse aus Oberwangen machte eine eigene Zeitung. Die Kinder schrieben 20 Beiträge. Sport, Politik, Gamen oder Lokales sind Themen. Man kann die Zeitung bestellen
Eine Schulklasse aus Oberwangen produzierte in den vergangenen Monaten eine Zeitung, die es in sich hat. Die jungen Journalistinnen und Reporter konnten ihre Interessen einbringen und Erfahrungen sammeln.

Ein Artikel über einen Jungen, der spielsüchtig ist, ein Interview mit dem SCB-Goalie, ein Hintergrundbericht über den Kosovokrieg oder eine Faktensammlung zur Schweiz: Die Viert- und Fünftklässler der Schule Oberwangen schöpften aus ihrem Erfahrungs- und Interessensschatz, als sie sich des Projektes «Schülerzeitung» annahmen. Von den Weihnachtsferien bis Ende März planten, recherchierten und schrieben die 18 Schülerinnen und Schüler unter der Anleitung der Lehrerin und Co-Schulleiterin Claudine Magdeleine sowie des ehemaligen Zeitungsmachers Fred Arm intensiv an ihrem 31-seitigen Werk. 

Themen, die interessieren

Bereits seit vergangenem Herbst thematisierten Magdeleine und Arm während des Deutschunterrichts immer wieder die Zeitungsmache; deckt diese doch einiges ab, was im Lehrplan gefordert wird. «Lesen, Verstehen, Fragen beantworten, selbst schreiben und einander zuhören sind nur einige der Kompetenzen, die die Kinder üben können», erläutert die Lehrerin. Und dies erst noch mit Themen, die interessieren. 

Senior-Redaktor als Klassenhilfe

Dank des Projekts «win3 – drei Generationen im Klassenzimmer» von Pro Senectute und der Erziehungsdirektion ist der Oberwangener Senior Fred Arm bereits das zweite Jahr während einer Doppellektion Deutsch pro Woche in dieser Klasse dabei. Der pensionierte Informationsbeauftragte, Redaktor und Buchautor kennt sich in redaktionellen und sprachlichen Belangen aus. Magdeleines Idee einer Schülerzeitung stiess darum bei ihm auf offene Ohren. Neben obenerwähnten Kompetenzen habe das Projekt auch viel Überfachliches gefördert. Etwa, miteinander Lösungen zu finden, demokratische Abläufe kennenzulernen, eigene Vorschläge zu verteidigen, Medienkompetenz – und eine Titelseite zu gestalten. «Die fantastischen 18», wie sich die jungen Zeitungsmachenden nennen, trugen 20 abwechslungsreiche Beiträge zusammen. Manche umfassen nur ein paar Zeilen, andere ziehen sich über mehrere Seiten. Mal ist es eine selbstgezeichnete Comicgeschichte, mal eine Rezeptesammlung oder ein Interview. Es gibt Spielerisches, Sportliches, Politisches und Lokales.

Motivierte Schulkinder

Chefredaktorin Amelia, 9 Jahre alt und in der 4. Klasse, sprudelt vor Motivation: «Ich mag es, zu arbeiten.» Sie ist im Schülerrat aktiv, schreibt, liest und korrigiert gerne. So sei ihr das Verfassen des Editorials leichtgefallen, noch mehr aber die selbst erfundene Fantasiegeschichte einer Discokatze. Ihre Zukunft sieht sie aktuell aber weniger in der Medienbranche. Sie möchte Tierärztin werden oder, wie sie es ausdrückt: «Ich möchte jemand werden, die anderen hilft oder eine Freude macht.» 

Vize-Chefredaktor Emanuel besuchte mit einem Aufnahmegerät den «Hirschen» in Oberwangen. Im Interview mit der Wirtin habe er viel Spannendes erfahren. Etwa, dass es ein gemütliches und eher altes Restaurant sei. Der neunjährige Viertklässler schwankt zurzeit noch, ob er später Angehöriger der Feuerwehr oder Kriminalpolizist werden will. Die beiden Fünftklässlerinnen Leona (12) und Ajla (11) nahmen sich ein schweres Thema vor. «Von meinen Eltern habe ich viel über den Kosovokrieg gehört», erzählt Leona. Sie sind nämlich dazumals aus dem heutigen Kosovo in die Schweiz geflüchtet. Ihre beste Freundin Ajla hat nordmazedonische Wurzeln; ihre Familie war nicht direkt vom Krieg betroffen, aber «mit meiner Freundin rede ich über solche Sachen», sagt sie. Nach einigem Recherchieren im Internet erbrachten die beiden auch eine beachtliche Eigenleistung: Sie führen Interviews mit Bekannten durch, die den Konflikt selbst erlebt hatten. Zudem schrieb Leona positive Erlebnisse auf, die sie in Serbien gemacht hatte: «Es sind nicht alle Serben gemein.» Die beiden jungen Historikerinnen möchten aktuell Lehrerinnen werden. 

Schlaue Zeitung

In der Besprechung der frischgedruckten Zeitung meldete sich manch Schulkind mit der Bemerkung, dass es durch das Lesen der Artikel Neues lernen konnte. Dieses Wissen sei nicht nur den Kameradinnen und Kameraden vorbehalten. «Diese Zeitung ist schlau», schreibt Amelia im Editorial, «weil sie sich an Kinder und Erwachsene richtet». 

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