Verleihung der Königin-Bertha-Medaille

Auszeichnung für zwei Quartierköniginnen

Marc de Roche
Königin Bertha soll vielen Töchtern das Spinnen beigebracht haben.

Foto: zvg

Einfach erklärt
Am 22. Oktober wurde die Königin-Bertha-Medaille verliehen. Gewonnen haben zwei Frauen, die sich freiwillig für die Quartiere einsetzen. Eine wurde in der letzten Ausgabe und eine in dieser Ausgabe vorgestellt.

Fast ganz Bümpliz und Bethlehem traf sich am 22. Oktober auf der Heubühne, geladen vom Verein westkreis6, der alle zwei Jahre die Königin-Bertha-Medaille verleiht. Präsident Andreas Zimmermann: «Wir wollen die Identität der Bewohnerschaft im Stadtteil VI in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht fördern.» Dieses Jahr geht der Preis an zwei Frauen, die sich unermüdlich für die lebendige Quartierarbeit einsetzen.

In der Schweiz nannte man sie Bertha von Schwaben, anderswo Berta von Alemannien. Sie war als Gattin von Rudolf II. Königin von Hochburgund und nach der Vereinigung von Hoch- und Niederburgund ab 933 Königin von Burgund. Ein paar Jahre später, während ihrer zweiten Ehe mit König Hugo, war sie die Königin der Lombardei.

Das Leben von Königin Bertha

Wie ein Stern leuchtet das Bild dieser Frau aus der kampf- und schicksalsreichen Geschichte Burgunds auf. Sie war ihrem Lande eine wahre Mutter und Beschützerin, weshalb sie vom Volke «die gute Bertha» genannt wurde. Als Königin scheute sie sich vor keiner Arbeit und soll der Sage nach mit einem Spinnrocken durchs Land gezogen sein. So entstand später die Redensart: «Die Zeit ist nicht mehr, da Bertha spann.» Sie soll vielen Töchtern das Spinnen beigebracht haben.

Bertha in Bümpliz

Wen man auch fragte, die Dorfprominenz war sich einig: Bereits im 9. Jahrhundert stand am Stadtbach eine hölzerne Wehranlage des hochburgundischen Königshofes. Die sagenumwobene Königin soll hier mehrmals genächtigt haben – wohl auf dem Weg nach Amsoldingen – wo sie das Stift Sankt Mauritius gegründet hat. Die Anwesenheit der Königin sei historisch erwiesen. Man habe  zwar den Eintrag im Gästebuch verloren, aber der Besuch sei glaubwürdig über die Generationen weitererzählt worden. Das Dokument sei wohl 1798 von Napoleon geklaut worden. Der habe ja alles mitgenommen, sogar die Bären aus dem Bärengraben. Hoch zu Ross sei Bertha durch den Indermühleweg geritten, der damals natürlich noch anders hiess, auf dem Weg ins Dorf. Historiker Kurt Messmer ordnet ein: «Die Geschichten der wunderbar-phantastischen Bertha sind so exorbitant, dass sich die Suche nach verlässlichen Anhaltspunkten erübrigt. Gesichert aber ist die unerhörte Strahlkraft der Zuschreibungen an diese sagenumwobene Königin. Das ist nicht nichts.» In Bümpliz weht der Geist einer starken Königin seit mehr als tausend Jahren. Sie war emanzipiert, lange bevor dieses Wort entstanden ist. Kommende Generationen mögen das auch in den nächsten tausend Jahren würdigen.

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