Ein Portrait über diesen umtriebigen Mann gleicht fast ein wenig einer schönen «Samichlous-Geschichte». Nicht etwa, weil Istvan Jakab weissbärtig und grossbäuchig mit einem Sack auf dem Buckel die Freiburgstrasse entlang schlendern würde. Im Gegenteil. Äusserlich ist er in etwa 95 % leichter und mindestens 105 % besser rasiert. Wenn man aber an die Handlungen denkt, ähneln sich Jakab und der «Samichlous» ein wenig. Er verschenkt zwar nichts, handelt aber stets fair und anständig, und er bringt Menschen auf den rechten Weg.
Aus wenig viel zaubern
Sport und Elternhaus haben den umtriebigen Mann mit dem ungarischen Namen geprägt. «Ich bin so aufgewachsen, dass ich lernte, wie man mit wenig Geld gut zurecht kommt», erinnert er sich. Velos hat er sich selbst gebaut. Mit dieser Bescheidenheit und Cleverness schliesst er einige Jahre später nach einer KV-Lehre und Informatikausbildung das Studium in Betriebswirtschaft an der HWV ab. Bereit, eine Karriere zu starten. «Meine erste Aufgabe war es, in der SBB neue Technologien einzuführen», erinnert er sich. Nur glücklich war Jakab damit nie wirklich. Eingeengt und wie ein freiheitsliebendes Pferd aus der Puszta, der ungarischen Steppenlandschaft. Er wollte unabhängig und selbstständig sein. Auf der Suche nach der neuen Ausrichtung jobbte er als Unternehmensberater und es entstand das Ziel, eine Velo-Messe aufzubauen. Sogar die dafür notwendige Halle war schon reserviert. Alles angerichtet für eine andere Karriere, kam es zu einer Begegnung mit Stephan Bracher, die den Auslöser für das Börsenhaus für Sportartikel gab. In der alten Confi-Lagerhalle an der Murtenstrasse unweit vom Freibad Weyerli startete er mit seinem Freund Heinz Julmy 1993. Die Idee, einen Marktplatz für gebrauchte und neue Sportgeräte, war geboren. Die Anfänge im Jahr 1993 und die darauffolgenden Jahre zaubern ihm noch heute ein Schmunzeln ins Gesicht: «Wir hatten anfänglich weder Heizung noch Toiletten. Jeder Mitarbeiter hatte seinen eigenen Baum im Wald. So einfach begann alles.» Im Innenraum standen ein Dutzend Velos, ein paar Surfbretter, ein Familienzelt und ein Kajak. Die Halle war noch lange nicht voll. Heute ist das ganz anders. In einer vollen Halle erwarten die Besuchenden Rennvelos, Elektrobikes, Skier, Snowboards und vieles, vieles mehr.
Der soziale Gedanke
Nach und nach sprach sich das Angebot herum. Heute strömen die Menschen herbei – von weither, denn diese Auswahl in so vielen Bereichen sucht weit und breit ihresgleichen. Jakab teilt diesen Erfolg. Wo man eine AG oder eine GmbH dahinter vermuten würde, wählte er die Form eines Vereins. «Arbeit schafft Kapital, und das gehört folgerichtig den Mitarbeitenden und bleibt im Betrieb für den Ausbau und Erhalt. Dieses Prinzip ist mir sympathischer. Nach und nach konnten wir so die Werkstatt aufbauen und neue Sachen einführen», berichtet er. 2000 folgte der Umzug an die Freiburgstrasse in Niederwangen. Das damalige ASCOM-Gebäude war einigermassen günstig ausgeschrieben, aufgrund von wirtschaftlich unsicheren Zeiten. «Deshalb war es möglich, das Gebäude zu erwerben», verrät er. Mehr noch, heute ist der Bau aufgestockt mit Gewerberäumen und Wohnungen. Ein grosses Haus als Begegnungszone, von der Sportbörse bis unters Dach. Die Sportbörse ist aus dem Grossraum Bern nicht mehr wegzudenken. Das mutet ein wenig amüsant an, wenn Jakab nochmals an die Anfänge zurückdenkt. «Damals glaubte niemand an diese Idee. Nicht einmal meine Mutter.» Heute sieht das zweifellos ganz anders aus.
Der Mann dahinter
Von der guten Idee und dem unbändigen Willen, etwas Sinnstiftendes zu tun, Istvan Jakab hat allen Menschen gezeigt, was möglich ist. Ohne grosse Töne, dafür mit grossem Einsatz. Und genau das ist die weihnachtliche Botschaft, die aus dem «Samichlous-Sack» herausragt: das leuchtende Beispiel, was man mit dem Mut, anders zu denken, vorwärtszuschauen und bescheiden zu bleiben, erreichen kann. Diese Werte gibt er an viele junge Menschen weiter; manche davon haben ihre Karriere in seinem Verein gestartet und erst dank diesem gleichsam strengen wie auch herzlichen Mann den Weg ins Berufsleben gefunden. Es braucht schon einen Bericht, damit mal irgendwo geschrieben steht, dass er stolz sein darf. Denn sagen würde er das nie. Und selbst das ist typisch für ihn, Istvan Jakab, der Neudenker, Querdenker, Vorausdenker.