Oben flüssiges Wasser, unten gefrorenes. Oben Hallenbad, unten Eishalle. Das Projekt «Ersatzneubau Hallenbad und Kunsteisbahn Weyermannshaus» verblüfft auf den ersten Blick. Ein kompakter Bau aus Holz und Stahlbeton, der im Erdgeschoss nach unten die Sicht auf die Eisfläche öffnet und im Obergeschoss, ein 25-Meter-Becken und ein Lehrschwimmbecken sowie einen Planschbereich mit Wasserspielen. Der Blick nach aussen zeigt das Freibad. Auf der anderen Seite steht das Ausseneisfeld, das von der Eishalle nur durch die Garderoben getrennt ist. Das Vorhaben soll insgesamt 107,2 Mio. Franken kosten.
Ein Neubau oder eine umfassende Sanierung seien nötig, weil das heutige Hauptgebäude aus dem Jahre 1971 in einem baulich schlechten Zustand sei und den heutigen Anforderungen nicht mehr genüge. Die Wichtigkeit unterstreicht die Beliebtheit. Die Sport- und Freizeitanlage Weyermannshaus wird von der Bevölkerung rege genutzt. Nicht umsonst wird das Ensemble liebevoll «Weyerli» genannt. Hinzu kommt, dass der Entwicklungsschwerpunkt Ausserholligen zahlreiche neue Wohnungen, Büro- und Geschäftsräume mit sich bringen wird. Die Bedeutung des «Weyerlis» dürfte also noch weiter zunehmen. Zum vorliegenden Bauprojekt gehört auch die Sanierung des Pavillons, der sich auf dem Areal des Freibads befindet. Unter anderem wird eine Küche eingebaut, damit künftig wieder ein Restaurant geführt werden kann. Die Parkanlage erhält einen neuen Spielplatz und es werden zahlreiche neue Bäume gepflanzt. Nimmt die Bevölkerung den Kredit an, könnte der Baustart im Frühjahr 2027 erfolgen. Die Inbetriebnahme ist auf den Herbst 2030 angedacht. Während der Bauzeit dient das Ka-We-De (Kunsteisbahn und Wellenbad Dählhölzli) als Ersatzstandort.
Der Stadtrat war sich einig, dass der Neubau gerechtfertigt ist und die Kosten hinsichtlich von Mehreinnahmen auch zu verkraften seien. Zudem fliessen 12,5 Mio. Franken aus dem Topf der Spezialfinanzierungen hinzu. Weiter wird die nachhaltige Bauweise (Minergie P-Eco) gelobt. Am 9. Februar entscheiden nun die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bern, ob sie dem Antrag des Stadtrats folgen wollen.
Die Stadt Bern präsentiert noch vier weitere Vorlagen, die mitunter für den Stadteil VI von Bedeutung sein können. So wird etwa die Schulinformatik aktualisiert und ausgebaut. Unter anderem sollen die Tablets ausgetauscht werden, aber nicht nur. Die digitalen Wandtafeln wie auch die Schulinformatik-Plattform müssen ersetzt werden. Die Stadt rechnet mit Investitionskosten in der Gesamthöhe von 21,8 Mio. Franken. Auch hier zeigte sich der Stadtrat einig und sagt «Ja» zum Antrag, obwohl die hohen Kosten sowie der Umgang mit Tablets in frühen Jahren der Kindheit thematisiert wurden.
Weiter will der Stadtrat die Stellvertretung im Parlament neu regeln, was wiederum eine Teilrevision der Gemeindeordnung und des Reglements über die politischen Rechte verlangt. Einfach gesagt sollen sich künftig Mitglieder des Berner Stadtrats bei längeren Verhinderungen vertreten lassen dürfen. Mindestens drei, maximal sechs Monate. Bei einer Ersetzung erfolgt die gleiche Regelung, wie wenn jemand im Parlament aufhört und jemand Neues nachrückt. Das heisst, Personen, die bei den letzten Wahlen angetreten sind. Der Stadtrat war sich bei dieser Vorlage einig und plädiert ohne Gegenstimme für die Annahme derselben.
Das Veloverleihsystem soll bis ins Jahr 2033 gesichert werden. Der Leistungsvertrag für das öffentliche Veloverleihsystem in der Stadt Bern und der Agglomeration läuft Ende 2025 aus. Die Nachfolgelösung beinhaltet Betriebsbeiträge in der Höhe von 7,6 Mio. Franken. Das sei nötig, weil dieses System ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand kaum kostendeckend arbeiten könne, heisst es in der Abstimmungsbotschaft. Der Betrieb werde schon heute durch Steuergelder mitfinanziert, geben Gegner zu bedenken. Doch es sind derer wenige. Auch in diesem Punkt zeigt sich der Stadtrat einig und möchte den Veloverleih gerne für die Zukunft sichern.
Ein eher typisches Geschäft betrifft den Ausbau der Basisstufe Schlossmatt. Der Baukredit in der Höhe von 8,4 Mio. Franken soll aus dem eingeschossigen Kindergartengebäude aus den 1950er-Jahren ein gänzlich neues Gebäude entstehen lassen, obschon die Gebäudestruktur weitestgehend weiterverwendet wird. Es wird erweitert und aufgestockt, damit künftig vier Basisstufenklassen sowie ein Mehrzweckraum darin Platz finden. Dieser Ausbau sei nötig, weil die Anzahl der Schulkinder im Quartier Holligen steigt. Erneut zeigt sich der Stadtrat einig und plädiert für die Annahme der Vorlage.
Basisstufe, Veloverleih, Schulsoftware oder Stellvertreterregelung, das Bauprojekt im «Weyerli» bildet die gewichtigste Vorlage für die Abstimmungen vom 9. Februar. 107,2 Mio. Franken sind ein grosser Betrag. Er stellt sicher, dass Eissport und Wassersport einhergehen und in ein und demselben Bau Platz finden. Ein Vorhaben, das auch national von sich reden machen dürfte. Was ist oben flüssig und unten gefroren? Möglicherweise der Neubau im «Weyerli».