Soziallabor «Vielfältiges Quartier für alle»

Miteinander mitbestimmen

Nadia Berger
Von Nadia Berger - Redaktorin
Verschiedene Interventionen sollen die Quartierbevölkerung zusammenbringen.

Foto: zvg

Einfach erklärt

Im Projekt «Vielfältiges Quartier für alle» arbeiten Forschende mit verschiedenen Menschen aus dem Quartier. Es geht darum, dass möglichst viele Bewohnende einfacher am Quartierleben teilnehmen können.

Das Zusammenleben und die gesellschaftliche Teilhabe im Stadtteil VI fördern. So das Ziel des Projekts «Vielfältiges Quartier für alle». Dabei sollen während rund zwei Jahren fünf Interventionen durchgeführt werden, die Menschen zusammenbringen und den Quartierzusammenhalt stärken. Zwei davon sind bereits umgesetzt, drei werden im kommenden Jahr realisiert.

Was hat Forschung mit der Quartierbevölkerung von Bern West zu tun? Einiges, zumindest im Projekt «Vielfältiges Quartier für alle», bei dem Forschende der Berner Fachhochschule, Quartierarbeitende, Menschen aus der Quartierkommission und verschiedene Schlüsselpersonen mit Menschen aus dem Quartier zusammenarbeiten.

In dieser Konstellation findet also keine Forschung im klassischen Sinne, sondern ein sogenanntes Soziallabor statt. Dies hat zwar Forschungsziele und untersucht soziale Dynamiken und Prozesse, ermöglicht dabei aber auch individuelle und kollektive Lernprozesse und stösst konkrete Veränderungen an. «Das Ziel des Projektes ist es, mit der Stadt und der Bevölkerung zusammenzuarbeiten, die Beteiligungsmöglichkeiten für die Quartierbewohnenden zu erweitern und ihnen so die Möglichkeit zu bieten, mitzugestalten und sich einzubringen», erklärt Simone Gäumann, Dozentin für Soziale Arbeit an der Berner Fachhochschule. Dies sei in heterogenen Quartieren umso wich-

tiger, da bisherige Beteiligungsmöglichkeiten oft noch zu wenig diversitätssensibel ausgerichtet seien. Oder in anderen Worten: Bestehende Angebote zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erreichen oft nicht alle Teile der Bevölkerung und können so den unterschiedlichen Lebenswelten nicht gerecht werden.

Als Auftakt des Projekts und gleichzeitig als erste Intervention wurde Ende Mai das bestehende Liederrepertoire des Glockenspiels im Tscharnergut erweitert. Bestand es bisher eher aus traditionellen Schweizermelodien, konnte die Quartierbevölkerung im Rahmen dieser Intervention nun neue Melodien einbringen, die für sie von Bedeutung sind. In der zweiten Intervention, die am Untermattfest im September stattfand, ging es darum, auf Gestaltungsmöglichkeiten von öffentlichen Räumen aufmerksam zu machen. «Wir wollten dort durch Gespräche herausfinden, welche Erwartungen die Bevölkerung an Begegnungsorte hat», erklärt Gäumann.

Die bisherigen zwei Interventionen zeigten Wirkung und das Projekt sei nun bekannter geworden, zieht sie ein Zwischenfazit in der Halbzeit. Nun gehe es darum, herauszufinden, wo es in Bern West Potential gibt, neue Begegnungs- und Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen. Das Projekt dauert noch bis Ende des nächsten Jahres. Mit dem Ziel, einen  Leitfaden für die Praxis zu entwickeln. Und vor allem: Möglichst viele unterschiedliche Menschen aus Bern West mit einzubeziehen.

INFO: www.quartier-fuer-alle.ch

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