Ausbildung

«Was wei si itz ganz genau vo mir?»

Thomas Bornhauser
Lincoln Fernandes vor dem Chips-Aufzug.

Foto: Foto: zvg

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Die BümplizWochen begleiten Lincoln Fernandes aus Bümpliz bei seiner Ausbildung im Migros-Markt Bethlehem. Heute erzählt er von den Ostertagen, die nicht nur ihn gefordert haben.
Wir begleiten Lincoln Fernandes bereits eine ganze Weile seit seinem Austritt aus dem Schulhaus Schwabgut. Sie wissen es deshalb bereits: Dank der BümplizWochen hat er einen Ausbildungsplatz im Migros-Markt Bethlehem erhalten. Heute blicken wir mit ihm auf das Ostergeschäft zurück.

Das Gespräch beginnen wir mit einer überraschenden Frage: «Lincoln, was möchten Sie über sich selber lesen?» Er überlegt lange, sagt dann aber, dass ihm dazu nichts einfällt, dass er sich nicht besser machen will, als er wirklich ist. Anschliessend erzählt er von Tagen, an denen er sich «reinhängen» musste, so vor allem am Ostersamstag.

Hochfrequenztag

Das Ostergeschäft ist für den Detailhandel eine anspruchsvolle Zeit. Nicht bloss, weil die Kundschaft für mehrere Tage einkauft  – zum Teil auch auf Vorrat, wenn sie in die Ferien verreisen – sondern auch weil… aber lesen Sie selber…

Der Grund, weshalb es nicht bloss hinter den Kulissen am Ostersamstag Nachmittag ganz schön hektisch zu- und hergeht: weil die Wochenaktionen  – wie jede Woche –  am Dienstag wechseln. Mit Recht werden Sie jetzt sagen, das sei auch für das Pfingstwochenende voraussehbar. Der grosse Unterschied: Zusätzlich zu den normalen Wechseln spielen an Ostern all die Angebote eine Rolle, die noch am Samstag topaktuell, am Dienstag aber bereits Schnee von gestern sind. Ein Vergleich, der für 2023 deshalb gültig ist, weil es über Ostern oberhalb von 1’000 m.ü.M ein letztes Mal kräftig geschneit hat.

Die Schoggi-Hasen wechseln deshalb genauso ihren Standort und ihre Preise wie die schön verpackten Ostereier, ebenfalls aus Kakao hergestellt. Und das alles muss bereits am Samstagnachmittag in Angriff genommen werden, was eine generalstabsmässige Planung voraussetzt. «Wir haben das ja nicht zum ersten Mal gemacht», schmunzelt Marktleiterin Susanne Lüthi, «damit alles klappt, müssen alle Räder ineinandergreifen.» Und als einzelnes Rad ist auch Lincoln Fernandes gemeint.

Die Kasse stimmt

Zwar ist er zu dieser Zeit im Molkerei-Rayon beschäftigt, für ihn schon beinahe Routine. Aber für knapp fünf Stunden gilt auch für Lincoln: abräumen, umräumen. Osterartikel für Dienstag in die Liquidation an anderer Stelle. «Damit wird nämlich auch mit dem Märchen aufgeräumt, die Osterhasen würden eingeschmolzen und kämen als Samichlöise wieder auf die Welt.» Die besagten Produkte werden ausverkauft. Nicht bloss in der Migros, auch anderswo.

Und wie (un)zufrieden schaut man auf die Osterumsätze zurück? «Wir sind sehr zufrieden», sagt Susanne Lüthi, «es war besser als 2022.» Mit ein Grund: Die Schulferien begannen heuer erst mit dem Karfreitag, viele Familien waren noch zuhause, noch nicht in den Ferien. Wie hat Lincoln die Tage in Erinnerung? «Am Samstagnachmittag musste ich das Molki-Rayon verlassen, um mit den Kolleginnen und Kollegen anzupacken, damit wir selbst an diesem Grosskampftag alle um 17.15 Uhr ins verlängerte Weekend konnten.»

Die Frage, «Und wie geht es Ihnen sonst?», bringt ihn, wie es scheint, fast ein bisschen in Verlegenheit. «Ich muss aufpassen, dass ich alles korrekt verstehe, einiges ist halt Detailhandels-Deutsch. Wenn es zum Beispiel heisst, die 70er-Tische gehörten verschoben, sollte ich mich sofort erkundigen, was damit gemeint ist, sonst frage ich mich nachträglich, was genau man eigentlich von mir wollte?» Ein anderes Beispiel, das er erwähnt: «Es gehört wohl zu einem jungen Mann, dass er zu Beginn nicht alles perfekt hinbekommt, so auch, den Aktionstisch für Chips einfach mal schnell als «Beige» präsentiert. Frau Lüthi muss mir dann zeigen, wie man das korrekt macht.» Ganz schön selbstkritisch, der junge Mann, der zum Schluss ein zufriedenes Gesicht aufsetzt. Das Semesterzeugnis hat er nämlich mit 4,5 abgeschlossen. «Das chunnt guet, mit em Lincoln», sagt auch Susanne Lüthi, «aber är muess draablybe.» Nur: Gilt das nicht für uns alle, liebe Lesende?

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