«Dinner 4two»: so fein kann verkuppeln sein

…und zum Nachtisch Händchenhalten

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
Mit viel Privatsphäre: Essen und Daten – das Restaurant Tscharnergut startet ein neues Projekt.

Foto: Foto: zvg

Einfach erklärt
Im Restaurant Tscharnergut kann man nicht nur gut essen, sondern  sich auch verkuppeln lassen. «Dinner 4two» heisst das Angebot. Singles füllen einen Katalog aus und werden, wenn es passt, zu einem Essen eingeladen.
Eigentlich wollten Evelyne und Stefan Eichmann nicht unbedingt ein Restaurant. Sehr wohl aber ein gemütliches Lokal, um Dates für Singles zu organisieren. Nun haben sie beides: das Restaurant Tscharnergut und das Projekt «Dinner 4two» für Singles.

Ein Séparée mit viel Privatsphäre und noch weniger Einblick, romantische Anordnung übers Eck und lichtscheue Verhältnisse. Ein Teil der kultigen Quartierbeiz dient kurzum einem neuen Projekt: «Dinner 4two». Singles können, statt digitale Recherchen im Nirvana des Internets zu betreiben, einen ausgeklügelten Fragenkatalog ausfüllen und werden erst dann zum Essen gebeten, wenn ein Gegenüber auftaucht, dass wohlweisslich gut passen könnte. Ein Blind Dinner statt ein Blind Date.

Die Idee verfeinern

Dass der Gaumen an einem solchen Abend sowieso verwöhnt wird, dafür sorgt der Küchenchef Wissem Zamali. Dass aber nicht nur das Feuer knistert, dafür wollen Eichmanns sorgen. «Die Idee stammt aus der Sendung ‹First Dates› auf Vox. Wir haben die Art des Datings so toll gefunden, dass wir dies im realen Leben für Singles ermöglichen wollten», erklärt Stefan Eichmann. Damit die Chancen für weitere gemeinsame Essen steigen, haben die Gastgeber das System mit dem Fragekatalog verfeinert und sich viele Gedanken dazu gemacht. «Wir haben die Sendungen analysiert, die Nein-Gründe gewichtet und einen Katalog entworfen, bei dem viele konkrete Fragen gestellt werden», verrät Evelyne Eichmann. Ein ganzer Strauss an Erfahrungswerten macht das System einfach und gleichzeitig vielversprechend für Treffer. 

Fake funktioniert nicht

Die Freude ist den beiden anzumerken. Dahinter steckt viel Vorbereitungszeit und Arbeit, die schon während der Pandemie begann. Mit ihrem Prinzip verhindern die beiden vor allen Dingen, dass es zu sogenannten «Fake»-Profilen kommen kann. Es handelt sich folglich um ein echtes, ja mitunter vielversprechendes Date. Und zu dieser Bedeutung haben die beiden viel beigetragen. Das Lokal ist mit Liebe zum Detail für den hoffentlich magischen Moment hergerichtet. «So wie es uns gefällt, gefällt es dem Gast», kommentiert Stefan Eichmann. Und wer sich nun schon fragt, ob er sich denn ein «Dinner 4two» leisten kann: Ein solches Essen kostet zirka 100 Franken. «Dafür erhält man ein gutes Menü, einen schönen Abend und einen offenen Ausgang», fasst Evelyne Eichmann zusammen.

Tscharnergut passt

So gemütlich und schön das alles klingt, im Alltag gilt es ein Restaurant zu betreiben. Und das tun die beiden längst mit derselben Passion. Das Tscharnergut ist auch ein wenig Kulturgut und das Restaurant ein wichtiger Treffpunkt. Mittlerweile sogar wieder für SCB-Fans. Der Grund: Stefan Eichmann war einst ein gefragter Schiedsrichter in der höchsten Eishockeyklasse. «Es gab da einmal einen umstrittenen Entscheid, den mir manche Fans fälschlicherweise noch bis heute nachtragen», schmunzelt er. Für ihn ist das ein vergangenes Leben, nun will er zusammen mit seiner Frau das «Höfli», wie das Restaurant Tscharnergut auch genannt wird, mit derselben Fürsorge betreiben wie das «Dinner 4two». Die gute Auslastung gibt den beiden recht.

Ob wohl auch mal die Gäste des Restaurants in Richtung Séparé schielen? Das wird die Zukunft weisen. Fürs erste heisst es Vorhang auf für eine neue Dating-Möglichkeit im Tscharnergut. Eine wohlbekommende …und zum Nachtisch Händchenhalten. 

INFO:

www.4two-bern.ch

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