ÖV: Geplante Lininenführung Bus Nr. 27 löst Kontroverse aus

Neue Verbindung – neue Ansichten

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
Rot die geplante neue Linie, blau die erweiterte Linie.

Foto: zvg

Einfach erklärt
Einfach Erklärt Die BümplizWochen stellte letzten Monat die neue Linie von Bus Nr. 27 vor. Es gab viele kritische Reaktionen darauf. Es gibt zahlreiche Nachteile; dagegen wehren sich nun mehrere Gruppierungen.
«Busverbindung zu Weyerli-Bad fällt weg, Schulhaus im Quartier Stapfenacker verliert den Anschluss, Umsteigen auf Tram 8 nicht mehr möglich…» Die Rückmeldungen, nachdem diese Zeitung die Erweiterungspläne der Linienführung für Bus Nr. 27 vorgestellt hat, fielen deutlich aus: Es gibt handfeste Gründe, sich dagegen zu wehren.

Die Regionalkonferenz Bern Mittelland dürfte sich für das neue Angebot der Tagentiallinie Bern Nordwest (TBN) auf eine breite Front einstellen, welche die vorgeschlagenen Änderungen kritisiert: die Quartierkommission Bümpliz Bethlehem (QBB), die Quartierkommission Länggasse-Engehalbinsel (QLE), Nordquartierleist Bümpliz und möglicherweise die Stadt Bern selbst.

Fehlender Anschluss

Rahel Picard von der QBB bestätigt, dass ihre Stellungnahme bereits eingereicht sei. Bemängelt wird vor allem: «Die fehlende Haltestelle der Tangentiallinie bei der Sport- und Freizeitanlage Weyermannshaus, Änderung der Linineführung von Bus Nr. 27: Sport- und Freizeitanlage Weyermanshaus nicht mehr angeschlossen (wäre wichtig, da diese Linie im Gegensatz zur TBN auch an den Wochentagen fährt), Verschlechterung des ÖV-Angebots für das Untermattquartier.» Für Bümpliz und Bethlehem spielen die Änderungen der TBN eine etwas geringere Rolle als jene von Bus Nr. 27. «Und diese Änderung beinhaltet fast nur Nachteile», schreibt beispielsweise Leser Rudolf Zollinger. Er ergänzt dabei die QBB-Kritikpunkte und zeigt auf, dass das Stapfenquartier mitsamt Schule von der Nr. 27 abgeschnitten wird.

Eine Brücke als Nadelöhr

Besonders hervorheben will Zollinger die Problematik an der Abendstrasse-Brücke: «Die Öffnung der Abendstrasse-Brücke gefährdet die Sicherheit des Langsamverkehrs akut. Das Kreuzen der Busse – falls überhaupt möglich – lässt keinen Platz mehr für Fussgänger. Die Öffnung wird auch den motorisierten Privatverkehr anziehen. Die Verspätungen durch den Halt an den Barrieren an der Brünnenstrasse genügen nicht als Grund für die Öffnung.» Pikantes Detail dieser angedachten Öffnung: 1998 musste die alte Brücke saniert werden und mit einer neuen ersetzt werden, die dann den gesamten Verkehr übernimmt. Dagegen hat sich der Stadtteil VI so stark gewehrt, dass Gemeinderat Adrian Guggisberg 1999 versprach, dass weder Individualverkehr noch Busse die Brücke nutzen werden. Das war vor 24 Jahren. Heute steht der Stadtteil erneut vor demselben Problem. Doch der Vorschlag zur Brückenöffnung entspringt keinem Zufall. Die Wartezeiten oder je nachdem Verspätungen aufgrund der oft geschlossenen Schranken an der Brünnenstrasse sollen durch die Öffnung der Abendstrasse-Brücke verbessert werden. Diese wird zum Nadelöhr; wörtlich, wenn alle Verkehrsteilnehmenden diese benutzen, oder sprichwörtlich, weil an der Abendstrasse ein Problem gelöst wird, das an der Brünnenstrasse seinen Ursprung hat.

Pflästerli-Politik

Wenn es am Rücken juckt, nützt es wenig, wenn man sich am Knie kratzt. Ursprünglich hätte der Bahnhof Westside unterirdisch erstellt werden sollen. Aus Kostengründen sah man davon ab. Das Resultat ist heute eine hochfrequentierte Nutzung der Gleise in Berns Westen und damit häufiges Schliessen der Schranken. Die Nachteile sind allen Beteiligten klar und bekannt. Heute gilt aber nach wie vor, dass die Kosten einer Tieferlegung des ganzen Bahnhofareals jegliches Budget sprengt. Deshalb kommt die bewährte Pflästerlipolitik zum Tragen. Man setzt dort an, wo man kann. Also kratzt man sich am Knie und der Rücken zwickt weiter? So ungefähr, nur gibt es kaum Alternativen, wie die Unterlagen der Regionalkonferenz aufzeigen. So gesehen könnte eine geöffnete Brücke wieder Vorteile bringen. «Daher wird es sicher von allen Verkehrsteilnehmern begrüsst werden, wenn die Abendstrasse-Brücke geöffnet wird», schreibt etwa Leser Hanspeter Forster.

Brücke hin, Brücke her, «die Bevölkerung von Bümpliz und Bethlehem hat allen Grund, sich gegen diese Pläne zu wehren und sich für den Verbleib (der heutigen) Linienführung von Bus Nr. 27 einzusetzen», meint Zollinger abschliessend. Die QBB lässt verlauten, dass noch bis am 27. März das Angebotskonzept Tangentiallinie Bern Nordwest zur öffentlichen Mitwirkung aufliegt. Die Bevölkerung tut gut daran, sich ein Bild zu machen. Denn eine neue Verbindung bringt auch neue Ansichten; selbst wenn diese schlussendlich das Bewährte weiterhin stützen und vom Neuen absehen.

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