Gehrig ist ein waschechter Bümplizer, wuchs er doch in den Kleefeld-Hochhäusern auf und besuchte dort die Schule. Keine einfache Kindheit sei es gewesen, erzählt er. Umso stärker war der fussballbegeisterte Junge von Marken wie Nike oder Adidas fasziniert: Wie schafften die es bloss, so gross und bekannt zu werden? So schrieb er am Ende seiner Lehrzeit gar seine Abschlussarbeit über Adidas. Zum anschliessenden Studium der Wirtschaftspsychologie gehörte es, viele fiktive Geschäftsideen zu entwickeln. Der Schritt lag nahe, eine eigene Firma zu gründen und eine Marke zu entwickeln. «Meine erste Idee war ein Hund, der Kaffee trinkt», schaut Gehrig zurück. Schliesslich lösen Hunde bei den meisten Menschen positive Gefühle aus. Doch seine Freundin, Nina Schweizer, war weniger begeistert von der Idee. Gemeinsam tüftelten sie an der Idee, die bald zum Fliegen kam: Ein Quadrat soll es sein, «zurück zur Einfachheit», mit vier, sechs oder acht Buchstaben drin. Der Bär als Sujet und Namensgeber war für die Berner ebenfalls gesetzt.
Einfacher Start, komplexere Herausforderungen
«Ich stellte die Idee mal auf Facebook – und hatte sofort 60 Bestellungen», schaut der Bümplizer zurück. Der Start vor vier Jahren fällt voll in die Corona-Zeit. Lockdown, Homeoffice, Zertifikatpflicht: «Ich dachte, die Menschen pflegen ja in dieser Zeit fast keine Kontakte und brauchen darum kaum neue Kleider.» Doch Onlineshopping wird beliebter denn je. Mit dem zunehmenden Erfolg kommen die Herausforderungen: Woher sollen die «Rohlinge» der Kleidungsstücke kommen? Wo werden sie bedruckt? Ist ein Produkt noch «bernisch», wenn es im Ausland hergestellt wird? Und wie steht es um den Markenschutz von Begriffen wie «äuä» oder «1898»? «Zwischen Erfolg und Misserfolg entscheidet oft die Einstellung, die man zum Ganzen hat», sagt Gehrig dazu. Er habe schon von klein auf immer für alles kämpfen müssen. Aufgeben war deshalb keine Option. Die beiden Jungunternehmer beschlossen, den Druck nicht mehr auszulagern, sondern selbst in die Hand zu nehmen – buchstäblich. Jedes Kleidungsstück wird, jeweils erst nach erfolgter Bestellung, von ihnen veredelt, also mit dem Sujet versehen. Bei grösseren Mengen helfen Familienangehörige oder Freunde mit. Schweizer reduzierte ihr Arbeitspensum, um mehr Zeit für OneBear zu haben. Gehrig hingegen arbeitet Vollzeit bei SRF als Teamleiter in der Informatikabteilung. Oft ist er irgendwo in der Schweiz unterwegs. «Samstags bin ich darum meist in unserem Atelier anzutreffen», so der 43-Jährige.
Soziale und ökologische Verantwortung
Das Projekt ist also längst mehr als nur ein Hobby. Entsprechend ernst nehmen Schweizer und Gehrig ihre Verantwortung als Modeunternehmer: «Wir haben vor etwas mehr als einem Jahr die komplette Produktion auf Bio-Baumwolle umgestellt. Zudem kennen wir die ganze Produktionskette, von der Herstellerfirma in Belgien bis hin zur Baumwollplantage in Bangladesch.» Dazu war für Gehrig eines sehr wichtig: «Weil ich in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen bin, wollte ich der Gesellschaft auch wieder etwas zurückgeben.» So kleidet OneBear zum Beispiel die Helfenden ein, die körperlich beeinträchtigte Besuchende des Gurtenfestivals unterstützen. Ein gewisser Betrag des Kaufpreises geht zudem an die Wildbienen: «Die Tiere faszinieren mich und sie sind essenziell wichtig für uns.» Mit dem Erlös bauen die OneBear-Macher Waldhöhlen für die Bestäuberinnen. Auch hier packen die beiden eigenhändig mit an.
Viel Aufwand für das Paar aus Oberbottigen. Doch nach wie vor sind sie mit Leidenschaft dabei, wie Gehrig betont: «Sobald es zur Belastung wird, holen wir uns mehr Unterstützung. Denn wichtig ist uns: Das Ganze muss uns Freude bereiten.»