Berner Liedermacher

Leise Töne, starke Wirkung

Roman Bertschi
Von Roman Bertschi - Redaktor
Der Berner Chansonier Boris Bittel will mit seinen Liedern zum Austausch anregen.

Foto: zvg/mirjamzurbruegg.ch

Einfach erklärt
Boris Bittel ist ein Berner Musiker und Sänger. Er machte auch ein Lied zusammen mit dem FC Bern. Für ihn ist der Kontakt mit seinem Publikum wichtig. Er wünscht sich, dass Andersdenkende zusammen reden.
In Zeiten gesellschaftlicher Schwarz-Weiss-Diskurse gibt der Berner Liedermacher Boris Bittel musikalisch Gegensteuer. Dabei geht es ihm nicht um «Standpunkt-Richtigkeiten» – vielmehr möchte er Diskussionen, das gegenseitige Erkennen sowie den Austausch in Gang bringen. Die Songs regen aber nicht nur zum Nachdenken an, ebenso oft handeln sie von Lustigem, Alltäglichem und Unscheinbarem.

Und dieses Konzept kommt an: «Gerade im Raum Bern trete ich vermehrt auf», so der dreifache Vater. An den Konzerten rattert er zudem nicht nur den alten Musik-Wein in neuen Konzertsaal-Schläuchen herunter, dazu kommen auch Chansons, von denen er im Moment eine ganze Menge schreibt – einer davon heisst «Mändig Morge». Was das genau bedeutet, lässt Bittel offen, denn alle sollen erzeugte Bilder auf persönliche Weise wahrnehmen. Neue Titel sind auch der «Schutzengel», ein Lied, dass Bittel für seine mittlerweile erwachsenen Kids geschrieben hat. Äusserst treffend auch die Ferienbilder, mit Sandburg, Liegestuhl und viel Sonne. Doch warum mischt Bittel in seinen «Feelgod-Sound» auch immer wieder die leiseren Töne?

«Usem Läbe»

«Ich reflektierte schon immer kritisch, es ist einfach in mir drin, warum weiss ich auch nicht.» Mitbestimmend könnte sein Job als städtischer Liegenschaftsverwalter sein, bei dem er vielfältigste Erscheinungsformen menschlichen Lebens zu Gesicht bekommt. Offen bleibt, ob er deshalb auch zum Thema Armut singt, denn es ist ja weit über die Region hinaus ein leidiger Dauerbrenner, dem sich Bittel aber mit viel Herzblut widmet. Und die Medien? «Zu ihnen könnte ich regelmässig neue Strophen hinzufügen», meint Bittel vielsagend. Mit seiner Musik hat sich der Mann mit der Gitarre Aufmerksamkeit erarbeitet. 

Stimmiges Konzept

Vor kurzem veröffentlichte er eine Koproduktion mit dem FC Bern, der Song «Scho wyt über 100 Jahr», der durch einen Profi abgemischt und produziert wurde. Bittel zeigt sich erfreut: «Der FC Bern klopfte an, und fragte, ob ich ein Clublied schreiben kann.» Er sagte zu, nahm die Gitarre und schrieb, worauf die Hymne entstand. Neu hinzu kommen auch Duett-Anfragen, mit wem verschweigt der leise Aufsteiger noch, da alles zuerst aufgegleist werden muss. Ebenso gut läuft es bei den Anlässen, kürzlich durfte der 50-Jährige für einen regionalen Energieversorger spielen.Auftritte in der ganzen Schweiz kommen hinzu. Oft suchen die Gäste dabei das Gespräch mit dem Barden. 

In Kontakt

«Schon während dem Konzert spreche ich mit den Anwesenden und trete in Verbindung, doch auch nach dem Auftritt kann es zum Austausch kommen», wenn es zeitlich passt, geht Bittel mit an den Apéro. Motivation des Berners ist der Wunsch nach besserer Akzeptanz Andersdenkender, egal welcher Meinung diese sind. Standpunkte sollten respektiert und Pauschalisierungen vermieden werden. Und woher holt sich der Musizierende nebst Job, Frau und Kindern seine Energie? «Die hole ich mir aus dem Universum», lacht er. Mit seiner Frau baute er ein Bössli aus, und so komme er an Orte, wo er beispielsweise bei einem Blick in die Sterne und einem Espresso neue Kraft tanken kann. Bittel dürfte der «Saft» also so schnell nicht ausgehen, und das sicher nicht, weil er mit Gitarre und Stimme gar nicht so viel davon braucht.

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