Hier wird direkt geholfen, nicht über Mittelsleute

Hinterkappelen hilft der Region Kherson

Thomas Bornhauser
Häuser werden durch das Wasser starkt geschädigt. | Foto: zvg

Foto: Foto: zvg

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Kateryna Freiburghaus ist Ukrainerin. Zusammen mit ihrem Mann Martin hilft sie Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine.  Nach fünf Fahrten in die Grenzregion Ungarn/Ukraine helfen sie jetzt Menschen in den überfluteten Gebieten. 
Kateryna Freiburghaus aus Hinterkappelen stammt aus der Ukraine, ihr älterer Sohn fühlt sich als Ukrainer, hat bereits als humanitärer Helfer vor Ort mitangepackt. Sie und ihr Mann Martin haben Familienangehörige in einem Land, das grundlos überfallen wurde und von der Landkarte gestrichen werden soll.

«Taten statt Worte»: Martin Freiburghaus, wie haben Sie mit Ihrer Hilfe begonnen?

Ich habe 2022 beschlossen, den Kriegsopfern in der Ukraine zu helfen, denn diejenigen, die nicht genug Geld hatten, um zu flüchten, brauchten dringend Hilfe. Ich beschloss mit meiner Familie, bei meinen Freunden und Bekannten Geld und Esswaren/Hygiene-Artikel zu sammeln und damit dringend benötigte Medikamente zu besorgen. Das haben wir als Einzelpersonen in Angriff genommen, wir haben mit dem Geld in Budapest die Medikamente gekauft, die dort natürlich billiger sind als hier (schmunzelt). Wir sind mit freiwilligen Fahrerinnen und Fahrern mit drei Autos fünfmal von Hinterkappelen via Budapest hinter die ungarisch-ukrainische Grenze gefahren. Dort wurden die Waren von ortsansässigen Helfenden umgeladen und zu sozialen Einrichtungen  Kinderheimen, Arztpraxen, Spitälern und anderen Hilfsstellen gefahren. Es wurde kein einziger Franken für die Gehälter einer Hilfsorganisation oder für Schmiergelder ausgegeben.

Wir müssen in der Schweiz ohnmächtig und wütend zuschauen, was in der Ukraine passiert, neuerdings mit der Überflutung nach der Sprengung des Staudamms Kachovka in der Nähe von Kherson. Was erleben die Leute dort?

Es gab Strassenzüge in Kherson, die vom Wasser unbehelligt geblieben sind, aber in der nächsten Strasse mussten die Leute ihre Häuser verlassen und stehen auch heute noch buchstäblich vor dem Nichts.

Wir lesen vor allem von Kherson. Wie sieht es in den Dörfern im Überschwemmungsgebiet aus?

Noch schlimmer ist es draussen auf dem Land, wo das Wasser zwei, drei Meter hochstand und die Häuser zerstört sind. Dort brauchen die Leute alles: Kleider, Hygiene-Artikel, Esswaren, wirklich einfach alles – dort herrschen katastrophale Zustände, unvorstellbar! Diese Leute brauchen dringend unsere Hilfe.

Was heisst das konkret?

Hier in der Schweiz können wir im Moment nicht mehr tun, als Geld zu sammeln, das wir nach Kherson schicken. Dieses Mal bringt es nicht viel, wenn wir selber hinfahren, da müssen Fachleute ran. Das von uns gesammelte Geld wird direkt und ohne bezahlte Mittelsleute zu den Betroffenen gebracht. Die Waren werden diesmal nicht hier gekauft, aus- und eingeführt und Tausende von Kilometern herumgefahren; diesmal schicken wir Geld, damit dort direkt eingekauft und verteilt werden kann. Das scheint uns, 1450 km von der schweizerischen und dann noch 1400 km von der ukrainischen Grenze entfernt, wesentlich sinnvoller zu sein.

 

In der Ukraine ist/war Korruption an der Tagesordnung. Wie stellen Sie sicher, dass Spenden nicht versanden?

Dadurch, dass vertrauenswürdige, uns bekannte Privatpersonen als Helfende arbeiten und nicht irgendwelche undurchsichtige Hilfsorganisationen, die Hilfsgüter profitabel weiterverkaufen, können wir so gut, wie wir es von hier aus beurteilen können Korruption mit grosser Wahrscheinlichkeit vermeiden. Ob die Warenhäuser, bei denen die Hilfsgüter eingekauft werden, nicht einer mafiösen Organisation gehören, können wir natürlich nicht ausschliessen. In der Ukraine herrscht Krieg, und im Krieg muss zuerst jeder für sich selbst schauen, das ist auch verständlich. Aber zum Glück gibt es immer wieder Menschen, denen Zwischenmenschlichkeit und Hilfe für andere ebenso wichtig ist.

Und wer spenden will auf welches Konto?

Kateryna Freiburghaus, Stichwort ‹Ukraine›, IBAN CH31 0023 5235 5891 7240 J, BIC UBSWCHZH80A, Jede Spende kommt direkt diesen notleidenden Menschen zugute. Дякую! Danke!

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