Auf den Spuren ihrer Mutter: Grossrätin Katja Streiff (EVP)

«Für die Zukunft meiner Tochter»

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
Klare Botschaften mit respektvollem Ton: Das ist Katja Streiff.

Foto: Foto: SJ

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Katja Streiff (EVP) ist eine Politikerin aus dem Wangental. Sie findet Respekt sehr wichtig, um gemeinsam Lösungen zu finden. Sie ist im Grossen Rat und kandidiert nun auch für den Nationalrat.
Nächstenliebe. Was nach einem alten Begriff aus der Bibel anmutet, ist für die Parlamentarierin ein wichtiger Wert im Leben. Katja Streiff lebt diese Haltung, auch in der Politik.

Wo andere das Wort Empathie nutzen, spricht sie von Nächstenliebe. Ein respektvoller Umgang mit allen und allem in ihrem Umfeld. «Era» scheint dem beipflich-ten zu wollen. Die Hündin wedelt freundlich, als die Grossrätin  sagt: «Diese Haltung ist mir sehr wichtig.»

Die Politikerin

Diesen respektvollen Umgang haben die Kolleginnen und Kollegen aus dem Könizer und dem Berner Parlament schon längst erfahren, seit sie im Jahr 2016 ihre ersten Erfahrungen sammelte. Auch als Parlamentspräsidentin. «Ich musste ein Jahr lang öfters schweigen», lacht sie. Gemeint ist die Tradition, dass die obersten Könizer Parlamentarierinnen jeweils nicht ans Mikrofon schreiten, um sich für gewisse Vorstösse stark zu machen, sondern die Sitzungen vor allen Dingen vorbereiten, leiten und koordinieren. Das persönliche Engagement muss dabei etwas in den Hintergrund treten. «Stattdessen erhielt ich neue Einblicke, etwa in die Kommissionen und lernte viel dazu», erinnert sie sich. Dennoch bleibt ein Dossier aus diesem Präsidialjahr 2021 in bester Erinnerung: Beim Thema Zeitvorsorge für Alter und Gesundheit war sie Erstunterzeichnende. Soziale Themen gehören zu ihrem politischen Profil und genau hier trifft ihre Politik mit der Nächstenliebe zusammen. «Ich bin ein wenig die Soziale in der Mitte-Fraktion und manchmal nah an der SP», fasst sie mit einem Lächeln zusammen.

Die Tochter

Diese Einstellung kommt nicht von ungefähr. Katja Streiff ist in einer Familie aufgewachsen, die stets politisiert hat. Speziell ihre Mutter Marianne Streiff-Feller. Sie begann ihre Politkarriere ebenfalls im Könizer Parlament und war bis vor Kurzem Nationalrätin. «Politik war immer ein Thema bei uns am Tisch, so bin ich aufgewachsen», erzählt die Tochter. Eine Aussage ist ihr dabei besonders in Erinnerung geblieben: «Ihr müsst nicht dieselbe Meinung haben, aber macht euch eine Meinung», zitiert sie einen Satz ihrer Eltern. Weit weg von der ihrer Mutter ist ihre Einstellung aber nicht. Beide sind in der EVP und «wir bekamen wichtige Werte wie selbstverständlich vorgelebt», erklärt sie. Ihre Mutter ist und bleibt für sie ein Vorbild. Gilt das ebenfalls für eine politische Karriere bis in den Nationalrat wie bei ihrer Mutter oder im Falle einer anderen Könizerin gar bis in den Bundesrat? Vor wenigen Jahren hätte sie abgewinkt. Doch nun ist sie selbst von der EVP für den Nationalrat nominiert. «Ich hätte vor sieben Jahren nicht mal gedacht, dass ich mal im Könizer Parlament sein werde», gibt sie zu. Doch damit begann eine steile Politkarriere über das Parlamentspräsidium hin zur Grossrätin und nun zur Kandidierenden für den Nationalrat. Mögen die Fussstapfen ihrer Mutter im Bundeshaus mächtige sein, Tochter Katja ist vielleicht genau deshalb politisch bisher so erfolgreich, weil sie keine Karriere anstrebt. Statt Ambitionen geht es bei ihr um solide Basisarbeit.

Die Mutter

Was die gelernte Krankenschwester und heutige Mitarbeiterin bei der Krebsliga Schweiz in der Politik motiviert, ist, «dass ich künftige Lösungen und Verbesserungen erarbeiten kann», erklärt sie. «So gesehen politisiere ich für eine enkelkindtaugliche Zukunft», fasst sie zusammen. Ganz soweit ist es bei der 37-Jährigen noch nicht und die Enkelkinder sind noch in weiter Ferne. Aber als Mutter einer Tochter ist eines in all ihren Worten spürbar: Die Werte, die sie von ihren Eltern mitbekommen hat, gibt sie nun an ihre Tochter Alisha weiter. In der Politik geht es für Katja Streiff um «die Zukunft meiner Tochter». Eine zukunftsgerichtete Politik mit einem alten Wert, demjenigen der Nächstenliebe. Nach zwei Jahren voller Corona-Entbehrungen klingt diese Haltung so aktuell wie schon lange nicht mehr. Es ist der Weg einer Mutter und Tochter, die sich für kommende Generationen sorgt. Dahinter steckt viel Wille, Kraft und Überzeugung. Vielleicht ist es genau diese Sicht der Dinge, die sie jeweils wieder auf den Boden der Realität holt, wenn sie sagt: «Ich wünsche mir viel Utopisches. Aber ich habe gelernt, dass Ziele realistisch sein müssen und das geht nur mit gesundem Menschenverstand.»

Als Politikerin wird Katja Streiff Nächstenliebe vorleben. Weniger im Sinne aktiver Wortmeldungen, sondern vermehrt im respektvollen Umgang gegenüber allen Wortmeldungen von links bis rechts, allen Altersstufen und im Akzeptieren von Mehrheitsentscheidungen. Eine junge Frau, die für den Zusammenhalt über die Parteigrenzen hinweg einsteht und gerade deshalb als Nationalratskandidatin mit einem wichtigen Wert ausgestattet ist: dem der Nächstenliebe.

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