Ilou kommt ganz ruhig in den Kreis und zieht zuerst mit gebührendem Abstand, dann immer näher, von einer zu anderen. Sie geniesst es, im Mittelpunkt zu stehen. Sie geht hin und her, stets aufmerksam, wedelt freudig, lässt sich streicheln, legt ihren Kopf ans Bein der Seniorinnen. «Ilou merkt sofort, ob jemand Angst vor ihr hat. Sie drängt sich nicht auf. Sie will sich einschmeicheln und mit Streicheleien und Leckerchen belohnt werden», sagt Stüssi, die mit Ilou das Domicil Schwabgut besucht. Das funktioniert rasch. Der Hund ist ein Türöffner, sei es in Gesprächen, bei Berührungen oder beim Beobachten. Die Begegnung ist nachhaltig und intensiv. Menschen, die sich sonst kaum mehr bewegen mögen, finden mit dem Hund wieder zu mehr Aktivität. Selbst Demenzkranke erinnern sich oft an den Namen oder an gewisse Vorlieben eines Hundes, der sie regelmässig besucht. Der Besuchshund hat aber keinen therapeutischen Auftrag. Durch sein weiches, warmes Fell fordert er zum Streicheln auf und gibt Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Durch Blickkontakt, Streicheln oder Lächeln tritt die Person in eine Beziehung mit dem Hund. Einsamkeit und Langeweile werden verdrängt. Das funktioniert auch im Domicil Schwabgut. Sogar jene Bewohnerin, die sich sonst vor Hunden fürchtet, lässt jetzt die Berührung zu und schaut dem Tier entspannt in die Augen, nicht mehr ängstlich. Erst nach fast einer halben Stunde ist Ilou sichtlich müde. Der Auftritt war wohl doch anstrengend. «Jetzt ist aber genug», scheint sie zu sagen und legt sich hin. In fröhlicher Stimmung plaudernd verabschieden sich die Bewohnenden. Der Hundebesuch klingt noch lange nach.

Ilou geniesst den Mittelpunkt.
Foto: MDR
Einfach erklärt
Alle paar Monate stellen wir hier ein Tier vor, dass in der Umgebung von Bern West lebt. Diesmal geht es um die Hündin Ilou.
Alle paar Monate stellen wir hier ein Tier vor, dass in der Umgebung von Bern West lebt. Diesmal geht es um die Hündin Ilou.
Eva Rau, die Aktivierungsfachfrau aus dem Team Kultur und Alltag im Domicil, führt in einen Raum mit einem Kreis von Stühlen, die nach und nach von Bewohnenden des Altersheims besetzt werden. Alle blicken erwartungsfroh zur Tür, denn sie wissen, dass es heute ganz besonderen Besuch gibt – nämlich von der Labradorhündin Ilou samt ihrer Besitzerin Veronika Stüssi.
Neue Beiträge
Lieber gelungener Einstieg als unerreichter Traum
Was ist mein Traumberuf? Vielleicht ist diese Frage gar nicht so wichtig. Jugendliche sollen anhand ihrer Stärken und Inte-ressen vor allem einen guten Einstieg ins Erwerbsleben finden, rät eine Berufs-…
Von
Salome Guida
1 Min. zum Lesen
Erhalten und geben: Die Vertrauensmacherin
Ihr Lachen ist ansteckend, ihr Blick fokussiert und ihre Worte wohlgewählt. Die…
Von
Sacha Jacqueroud
4 Min. zum Lesen
Mit Schere und Herz zur eigenen Berufung
Für viele junge Berufssuchende ist der Beruf Coiffeur/Coiffeuse nicht die erste Wahl.…
Von
Christine Vogt
5 Min. zum Lesen
Zuhause in Bümpliz – mit einer Stimme für Afrika
Issa Abdullahi, gebürtiger Nigerianer und wohnhaft im Schwab-gut, Bümpliz, setzt sich seit…
Von
Tabea Kryemadhi
5 Min. zum Lesen
Lust und Leidenschaft für Landschaftsbau
Er leitet die Böhlen Landschaftsbau GmbH. Er hat vor wenigen Wochen die…
Von
Sacha Jacqueroud
5 Min. zum Lesen