Mit dem Hund im Domicil Schwabgut

Das Glück kommt auf vier Pfoten

Marc de Roche
Ilou geniesst den Mittelpunkt.

Foto: MDR

Einfach erklärt
Alle paar Monate stellen wir hier ein Tier vor, dass in der Umgebung von Bern West lebt. Diesmal geht es um die Hündin Ilou.
Eva Rau, die Aktivierungsfachfrau aus dem Team Kultur und Alltag im Domicil, führt in einen Raum mit einem Kreis von Stühlen, die nach und nach von Bewohnenden des Altersheims besetzt werden. Alle blicken erwartungsfroh zur Tür, denn sie wissen, dass es heute ganz besonderen Besuch gibt – nämlich von der Labradorhündin Ilou samt ihrer Besitzerin Veronika Stüssi.

Ilou kommt ganz ruhig in den Kreis und zieht zuerst mit gebührendem Abstand, dann immer näher, von einer zu anderen. Sie geniesst es, im Mittelpunkt zu stehen. Sie geht hin und her, stets aufmerksam, wedelt freudig, lässt sich streicheln, legt ihren Kopf ans Bein der Seniorinnen. «Ilou merkt sofort, ob jemand Angst vor ihr hat. Sie drängt sich nicht auf. Sie will sich einschmeicheln und mit Streicheleien und Leckerchen belohnt werden»,  sagt Stüssi, die mit Ilou das Domicil Schwabgut  besucht. Das funktioniert rasch. Der Hund ist ein Türöffner, sei es in Gesprächen, bei Berührungen oder beim Beobachten. Die Begegnung ist nachhaltig und intensiv. Menschen, die sich sonst kaum mehr bewegen mögen, finden mit dem Hund wieder zu mehr Aktivität. Selbst Demenzkranke erinnern sich oft an den Namen oder an gewisse Vorlieben eines Hundes, der sie regelmässig besucht. Der Besuchshund hat aber keinen therapeutischen Auftrag. Durch sein weiches, warmes Fell fordert er zum Streicheln auf und gibt Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Durch Blickkontakt, Streicheln oder Lächeln tritt die Person in eine Beziehung mit dem Hund. Einsamkeit und Langeweile werden verdrängt. Das funktioniert auch im Domicil Schwabgut. Sogar jene Bewohnerin, die sich sonst vor Hunden fürchtet, lässt jetzt die Berührung zu und schaut dem Tier entspannt in die Augen, nicht mehr ängstlich. Erst nach fast einer halben Stunde ist Ilou sichtlich müde. Der Auftritt war wohl doch anstrengend. «Jetzt ist aber genug», scheint sie zu sagen und legt sich hin. In fröhlicher Stimmung plaudernd verabschieden sich die Bewohnenden. Der Hundebesuch klingt noch lange nach. 

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