Der EHC Rot-Blau Bern-Bümpliz tut sich schwer

Ausser einem Dach fehlen auch ein paar Spieler

Pierre Benoit
90 Jahre EHC Rot-Blau.

Foto: Foto: zvg

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Der EHC Rot-Blau Bümpliz-Bethlehem ist ein Hockeyclub. Er möchte gerne eine Halle und nicht mehr im Freien spielen. Viele Spieler wollen auch lieber in einer Halle spielen. Vielleicht gibt es bis 2029 eine Halle.
Wie vor 48 Jahren, als der EHC Rot-Blau in die Nationalliga B aufstieg, hat der Traditionsklub im Westen von Bern auch im nächsten Jahr Grund, ein Fest zu feiern. Der rüstige Jubilar wird 90.

1934 gegründeten EHC Fortuna und EHC Polar. Acht Jahre später schlossen sich die beiden Vereine dem EHC Bümpliz an, worauf 1968 der EHC Rot-Blau Bern-Bümpliz ins Leben gerufen wurde. Heimstätte ist seit 1971 die in die Jahre gekommene Kunsteisbahn Weyermannshaus.

Seit Jahren wünschen sich die Rot-Blauen ein Dach über dem Kopf, welches Spieler, Schiedsrichter, Zuschauerinnen und Zuschauer vor Regen, Wind, Kälte und Schnee schützen soll. Toni Isenschmid, während vielen Jahren Präsident und gute Seele des Vereins, ist ernüchtert, dass so lange nichts geschehen ist und es jetzt nach Auskunft des Hochbauamts der Stadt Bern noch rund sieben Jahre dauern wird, ehe der Puck im Westen von Bern endlich unter Dach eingeworfen werden kann.

Halle wegen Lärmschutz unumgänglich

Der EHC Rot-Blau wäre mit einer einfachen Dachkonstruktion durchaus zufrieden, doch eine Machbarkeitsstudie hat aufgezeigt, dass aus Lärmschutzgründen nur eine Halle in Frage kommt. «Das Hochbauamt ist derzeit daran, das Vorprojekt, welches aus einem Wettbewerb als Sieger für die Erneuerung der Kunsteisbahn und des Hallenbads hervorgegangen ist, zu überarbeiten und daraus das Bauprojekt zu erarbeiten, welches der Bevölkerung voraussichtlich im Herbst 2024 zur Abstimmung vorgelegt wird. In dieser bis Sommer 2024 dauernden Phase werden Fragen wie Gastronomieangebote und Parkplatzsituation vertieft geprüft und geklärt. In Bezug auf die Eishockey-Nutzung hat eine dem Wettbewerb zu Grunde liegende Machbarkeitsstudie aufgezeigt, dass unter anderem auch aus Lärmschutzgründen eine Eishockeyhalle notwendig ist», so Monika Wyss, Leiterin Stab im Hochbauamt. Verläuft die Abstimmung positiv, sollte im Frühling 2026 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist für Herbst 2029 geplant. Für den EHC Rot-Blau bedeutet dies, dass all seine Teams für Spiele und Trainings ab 2026 bis 2029 auf die Ka-We-De ausweichen müssen, wo bekanntlich bereits der EHC Bern 96 beheimatet ist. Dieses Projekt findet Toni Isenschmid, seit Jahrzehnten im Rot-Blau-Vorstand und lange auch Präsident, «völlig überrissen. Ich bin kommplett dagegen. Es kostet viel Geld und ist für uns unbrauchbar.»

Finanziell gesund – sportlich sosolala

Lange Jahre war der EHC Rot-Blau eine Liftmannschaft und pendelte zwischen der 1. und der 2. Liga. Seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2011, nachdem man zwei Jahre zuvor freiwillig in die 3. Liga abgestiegen war, haben die Mannen aus dem Westen Berns in jedem Jahr den Ligaerhalt geschafft. Der Nicht-Abstieg ist auch in dieser Saison das erklärte Ziel des finanziell gesunden Klubs. Nach elf Spielen liegt das Team von Trainer René Gehri auf Rang 15 mit fünf Punkten, es scheint, als ob das Saisonziel auch in diesem Winter erreicht werden könnte. «Weil viele Spieler lieber bei Vereinen mit einer Eishalle aktiv sind, tun wir uns schwer, die notwendige Anzahl Akteure überhaupt zusammenzubringen», sagt Toni Isenschmid. Mit ähnlichen Problemen kämpft auch Nachwuchschef Roger Hauser mit seinen fünf Nachwuchsteams. Neben den Equipen U11, U13, U17 und U20 verfügt Rot-Blau seit dieser Saison auch wieder über eine Equipe in der Altersklasse U9 und unterhält von Oktober bis März jeweils am Samstag von 11.45 – 12.45 Uhr und am Dienstag von 16.45 – 17.45 eine Eishockeyschule für Buben und Mädchen im Alter zwischen sechs und neun Jahren. Zu behaupten, die Rot-Blauen befänden sich sportlich auf einem Höhenflug, wäre übertrieben, «doch ich habe den Eindruck, dass das Niveau bei uns und in der 2. Liga im Vergleich zu früher gestiegen ist. Wir können beispielsweise jetzt auch U20-Spieler, die bei uns mit Eishockey begonnen haben, in die erste Mannschaft einbauen», sagt Toni Isenschmid. Den Bümplizern wäre zu gönnen, würden sie schon bald einmal nicht mehr auf die Gunst von Wettergott Petrus angewiesen sein. Wer weiss, vielleicht winkt dann auch wieder einmal die Nationalliga B, wie vor 48 Jahren… 

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