Mit Vorsicht zu geniessen: Das Wirtschaftswachstum, das die Stadt Bern kommuniziert

Bern boomt, aber nur auf den ersten Blick

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
Wirtschaftswachstum in Bern «dank» Verwaltungen.

Foto: zvg/EE

Einfach erklärt

Die Berner Wirtschaft wächst – sogar stärker als jene in Zürich. Das zeigt eine Studie der Universität Bern. Der Hauptgrund dafür sind die vielen Verwaltungsjobs und halbstaatliche Unternehmen wie die SBB.

Die Universität Bern hat im Auftrag der Stadt Bern und der Re-gionalkonferenz Bern-Mittelland die ökonomischen Entwicklungen in der Agglomeration Bern analysiert. Das Ergebnis lässt aufhorchen: mehr Wachstum als in Zürich. Nur stimmt das nur bedingt.

Die Schweizer Verwaltungen wachsen und zwar immer mehr, wie ein Bericht des Instituts für Wirtschaftspolitik zeigt. Pro Kopf bezahlen Schweizerinnen und Schweizer rund 6500 Franken pro Jahr für die Verwaltungsangestellten. Das Kostenwachstum betrug seit 1996 bis heute satte 110 %. Und Bern ist bekanntlich die Verwaltungshochburg der Schweiz. Wenn sich also die Stadt Bern über ein Wachstum von jährlich 1,2 % freut und den Vergleich zu Zürich (0,4 %) hinzuzieht, dann ist das ziemlich gewagt. Sind öffenliche Anstalten wirklich Wirtschaftszweige? In Teilen schon, sie sorgen zum Beispiel für einen höheren Einkommensschnitt, weil Private ja nicht auf Steuergelder zurückgreifen können, um besonders attraktive Löhne zu bezahlen. Also ist auch der besonders hohe BIP pro Kopf mit Vorsicht zu geniessen.  Nimmt man nun noch die halbstaatlichen Unternehmen wie die SBB hinzu, dann werden die Leistungen der KMU kaum noch würdig abgebildet. Schade hat die Universität Bern hier keine Unterscheidung gewagt. So schön die Medienmiteilung also klingt: ganz stimmig erscheint sie nicht und ist nur auf den ersten Blick toll.

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