Fazit: Wenn man etwas nicht kennt, kann man auch schwer darüber urteilen. Geschäftsführer Freddy Bärtschi klärt auf: «Wir helfen Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit, ihre Lebensqualität zu erhalten.» Dabei basiert diese Beratung auf Vertrauen, Transparenz und Ehrlichkeit. Kundinnen und Kunden haben unter anderem die Möglichkeit, verschiedene Hilfsmittel – zum Beispiel Rollstühle, Rollatoren oder Elektro-Scooter – auszuprobieren und zu vergleichen, auch zuhause. Personen, die in der Schweiz wohnen oder in der Schweiz erwerbstätig sind, gelten grundsätzlich bei der IV als versichert. Benötigen sie ein Hilfsmittel und sind noch nicht IV-Bezüger, hilft die HMS bei der Abklärung mit der Invalidenversicherung.
Ein Kreuzschraubenzieher
Jetzt aber in medias res, zu meinem Einsatz, nicht ohne vorher noch husch darauf hinzuweisen, dass die Auswahl an Hilfsgeräten immens ist: Von Igel-Handball über Pflegebetten bis hin zu hochmodernen E-Rollscootern ist in Bethlehem sozusagen alles zu finden. Es handelt sich dabei jedoch nicht bloss um eine Verkaufsstelle, sondern – wie ich im Verlauf des Morgens mithören und feststellen konnte – um eine echte Beratungs- und Servicestelle. Und genau dort, beim Service, beginnt mein Kurzzeit-Praktikum, im ersten Untergeschoss in der Werkstatt. Hier gilt es für mich, die Handsteuerung eines Elektrorollstuhls von rechts nach links zu versetzen (auf einem Bild zu sehen). Nun müssen Sie wissen: Bei Handwerklichem öffnen sich bei mir zuerst die Poren, weil die Gefahr gross ist, dass ich etwas falsch mache. Nicht so in diesem Fall, zumal mir Freddy Bärt-schi über die Schultern schaut – und darüber hinaus. Er verlangt deshalb nach einem herumliegenden Kreuzschraubenzieher. Wie sieht so ein Ding denn aus? Er zeigt es mir mit Handzeichen. Alles klar. Zum Schluss demontieren wir die beiden Räder und putzen den Rollstuhl, auf dass er wie neu aussieht.
Grease und Ferrari
Es geht zurück ins Ladenlokal, wo ein Pflegebett auf seine Zusammensetzung wartet. Teil für Teil wird installiert. Ich lache spontan, zum Erstaunen des Meisters. Wenn ich sehe, was das Bett alles kann, kommt mir der Film Grease in den Sinn, dort, wo John Travolta auf seiner Karre rumtanzt: «It’s automatic, it’s systematic, it’s hydromatic, it’s Grease Lightning!» Ungefähr so taugt das moderne Bett, nämlich für fast alles. Bärt-schi baut anschliessend den Motor aus, professionell zwischen Stützen und Gestängen gefangen. Dieses Mal erinnert mich seine Arbeit an das Auswechseln von Zündkerzen in einem 12-Zylinder-Ferrari, die nicht immer optimal platziert sind, dann und wann deshalb von einem leisen Fluchen begleitet, nicht so bei Bärtschi.
Abschluss meines Praktikums: Ein weiterer Elektro-Rollstuhl wartet nach seiner Vermietung auf eine Art «Wäsche, Lege», damit er auch optisch einer neuen Benutzerin oder einem Benutzer Freude machen wird.
Ich muss sagen: Freddy Bärtschi hat meinen Besuch perfekt vorbereitet, auf dass ich eine Ahnung bekomme, was sich am Kornweg 15 mit seinen elf Mitarbeitenden so alles abspielt. Vor deren Geduld bei der Beratung der Kundschaft sowie dem Service, der weit über die Kantonsgrenzen ohne Preisaufschlag erfolgt, ziehe ich den Hut. Viele, nicht bloss ältere Leute sind ihnen dafür sicher dankbar.
Und wohin als Nächstes?
Wenn Sie diese Serie des Kennenlernens von Beschäftigungen lesen, wissen Sie, wo ich bisher mitgeholfen habe, u. a. bei einer Autowaschanlage, bei der BAND, beim Entsorgungshof Fellerstrasse und in einem Alters- und Pflegeheim von Domicil. Auf der Liste steht demnächst eine Bäckerei. Was dann? Vielleicht haben Sie ja einen Vorschlag, der im Verteilgebiet der BümplizWochen spielt. Schicken Sie Ihre Ideen an: redaktion(at)bm-media.ch