Besuch in einer KinderKleiderbörse

Philosophie der Nachhaltigkeit

Thomas Bornhauser
Bea Engler inmitten ihrer Kinderkleiderkollektion.

Foto: BO

Einfach erklärt
Bea Engler betreibt an der Freiburgstrasse ein Kinderkleider Stübli. Es ist ein Second-Hand-Laden mit Kaffee- und Kinderspielecke. Nicht verkaufte Ware geht an Hilfswerke.
«Alles fing vor Jahren mit dem Traum der Selbstständigkeit an», sagt Bea Engler zu ihrem Second-Hand-Laden, «und hört noch immer bei den glücklichen Kunden und Kindern auf, die mir stets am Herzen liegen.» Dieses Jahr feiert Bea Engler das 25-Jahr-Jubiläum.

Diese kurze Zusammenfassung sagt schon alles über die Philosophie von Bea Engler aus, selbst Mutter eines inzwischen erwachsenen Sohnes. Bei ihr geht es um die Menschen und deren Geschichten, welche im Stübli immer Platz finden. In erster und zweiter Linie (und dritter auch) wird dort alles angeboten, was mit Kindern zu tun hat. Kleider, Spiele, Bücher.

Hilfsbereit und innovativ

Als «Punktlandung» könnte man das Treffen mit Engler bezeichnen. Sie hat ihre Lehre in einem Schuh- und Sportgeschäft in Bern absolviert, bei Maikler. Diese Firma gibt es längst nicht mehr. Wir plaudern über diese vergangenen Zeiten, aber thematisch ist unser heutiger Besuch nicht dafür vorgesehen.

15 Jahre nach ihrer Lehre hat Bea Engler zur Selbständigkeit gefunden, in ihrer One-Woman-Company, um es Neudeutsch zu schreiben. Ihr Tätigkeitsgebiet? Vielfältig. Vom Ausfahren von «Znünis», über Kinderhüten bis hin zu Putzarbeiten. Aufgaben, die sie heute noch zum Teil wahrnimmt. 

Im Jahr 2000 schliesslich beginnt die Geschichte rund um die Second-Hand-Börse. Ausschlaggebend dafür: Bea Engler hütet das Modi ihrer Nichte, hat aber nie genügend Ersatzkleider für das Mädchen, so dass sie sich selber auf die Suche danach macht – und diese Sucherei zu einem Geschäftsmodell wird. Unglaubliche 15’000 Teile an Kinderbekleidung hängen heute in den Gestellen. 2020 ändert sie das Konzept der Börse zum Stübli, zu einem Second-Hand-Laden mit Kaffee- und Kinderspielecke.

Auf den Philippinen…

Die positiven Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden über das neue Konzept gaben den Ansporn, weiterzumachen. Das Stübli nimmt die Waren der Kundschaft gratis entgegen, verkauft sie später mehr oder weniger zu Beträgen, mit denen Bea Engler aufgrund ihres Aufwands nicht reich werden kann. Das ist auch nicht ihr Ziel. Es geht ihr einzig darum, dass die Kleider in Umlauf bleiben.

Damit die Unternehmerin ihre Philosophie der Nachhaltigkeit umsetzen kann, sortiert sie die nicht verkaufte Ware aus und spendet diese an Hilfswerke, von denen aus die Kleider direkt zu jenen Menschen gelangen, die dringend darauf angewiesen sind. Die Sommerware wird von einem Bekannten abgeholt (der dann auch andere Stellen in der Schweiz kontaktiert) und in einem Container auf die Philippinen verschifft, wo die Kleider weitergetragen werden. Winterkleider gehen an die Ostmission in Worb.

…aber auch in Bümpliz

Auch mit den Sozialdiensten Bümpliz arbeitet Engler zusammen, damit Bedürftige mit Kindern eine Starthilfe mit Kindersachen erhalten, für deren Gegenwert sie sonst nicht aufkommen können. Eigentlich müsste man Bea Engler eine Auszeichnung für ihr Engagement verleihen. Respekt, was diese Frau macht.

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