Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit (VBG)

Neue Gesichter im Westen

Quartiernews der VBG
Stefan Fasel und Tobias Rüst vom Quartierzentrum Gäbelbach.

Foto: zvg

Einfach erklärt

In der Quartierarbeit in Bümpliz und Bethlehem gibt es bald einige Wechsel. Eine Person, Otto Wenger vom Quartierzentrum Tscharnergut, hört auf,  dafür beginnen neue Personen, die sich hier kurz vorstellen.

Nach 37 Jahren im Quartierzen-trum Tscharnergut geht der Zen-trumsleiter Otto Wenger Ende des Jahres in Pension. Silvia Birnstiel und Tom Lang treten seine Nachfolge an. Zudem gab es im laufenden Jahr weitere Wechsel im Gemeinwesenarbeitsteam Bern-West. Eine ideale Gelegenheit also, um Otto zu verabschieden und die neuen Gesichter kennen zu lernen.

Tscharnergut

Otto Wenger, du gehst nach 37 Jahren Quartierzentrum (QZ) Tscharnergut in Pension. 37 Jahre beinhalten viele Geschichten, welche blieben besonders in Erinnerung?

Da gibt es natürlich viele bleibende Erinnerungen, spontan kommen mir folgende Geschichten in den Sinn: Das Café Tscharni war während der grossen Jugend-Disco-Ära (Medora & Alive) das Restaurant mit dem grössten Coca-Cola-Umsatz in der Region Bern. Übrigens ermöglichten diese Disco-Veranstalter die ersten SBB-Tageskarten für Seniorinnen und Senioren für fünf Franken – was dann auch zu wesentlich weniger Lärmklagen (wegen der Disco) im Quartier führte. In guter Erinnerung blieb mir auch die Aktion «Offenes Haus in Bethlehem» über die Weihnachtszeit. Alle Sozialarbeitenden in Bethlehem taten Dienst im Café Tscharni, um ein Haus während der gesamten Festtage für alle, die es nötig hatten, offen zu halten. Überhaupt, etwas vom Wichtigsten und Schönsten fand ich immer die Vernetzung und die gute Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen im ganzen Stadtteil Bümpliz-Bethlehem. Das 50-Jahre-Jubiläum Tscharnergut in 2009, wahrlich ein Grund zum Feiern. Wir waren so unbescheiden, dass wir beschlossen, nicht eines, sondern 50 Feste über das ganze Jahr verteilt zu feiern. Was dann auch gelang dank der Begeisterung und Unterstützung von allen, die dabei mitgeholfen haben. Schlicht grossartig! Dann 2019 der lange Tisch im Tscharnergut. Unter dem Motto «Das Quartier trifft sich bei Tisch» stellten wir entlang des ganzen Mittelwegs quer durchs Tscharnergut über 250 Tische mit Bänken auf, um gemeinsam an einem «laaangen» Tisch den «Tag der Nachbarschaft zu» feiern.

Wie ist es, nach so langer Zeit Abschied nehmen zu müssen?

Mein Abschied vom Tscharnergut und meiner beruflichen Tätigkeit hat schon vor einiger Zeit begonnen. Ein längerer, oft auch schmerzhafter Prozess war nötig, um jetzt eine Lösung für die Zukunft zu haben, die aus meiner Sicht in eine gute Richtung führt. Mit Silvia Birnstiel und Tom Lang konnten zwei Personen gefunden werden, die mich in jeder Hinsicht überzeugen und das QZ Tscharni mit neuen Inhalten und Menschen bereichern werden.

Silvia Birnstiel und Tom Lang, nach 37 Jahre Tscharni mit Öttu, klingt nach grossen Fussabdrücken?

Tom: Dem ist so. Zum Glück bringen Silvia und ich vier Füsse mit,
um neue Spuren zu hinterlassen.Zudem einen gut gefüllten Rucksack mit Lebenserfahrungen, Arbeitsmethoden und Bezug zu Bern-West.

Silvia: Ja, ein grosser und für mich sehr prägender Abdruck. Otto hat mit sehr viel Leidenschaft und Ruhe hier enorm viel erarbeitet. Ich bin dankbar, dass er mir noch so vieles zeigen konnte, und freue mich sehr, den weiteren Weg mit meinen und unser aller Fussabdrücke zu prägen. Danke Öttu für alles!

Jetzt seid ihr zu zweit? Wie können wir uns das vorstellen?

Silvia: Ja, wir haben aber in dieser Vielfalt der Aufgaben verschiedene Funktionen. Ich trage verschiedene Hüte in einem. Ich bin verantwortlich für die Gemeinwesenarbeit im Quartier Bethlehemacker, für die Koordination der Zusammenarbeit der soziokulturellen Akteure mit dem Schulkreis Bethlehem und leite das Projekt Femmes-Tische der Stadt Bern.

Tom: Und ich werde mich insbesondere der Leitung des QZ und der Quartierarbeit im Tscharnergut annehmen. Ich bin überzeugt, dass wir uns als Team gut ergänzen werden.

Aus welcher Ecke kommt ihr?

Tom: Ich wohne seit 17 Jahren in Bümpliz und fühle mich mit dem Westen sehr verbunden. Deshalb ist die Vorfreude gross, mich künftig auch wieder beruflich im Stadtteil zu engagieren.

Silvia: Eigentlich habe ich das Tscharni nie verlassen. Ich absolvierte 2019 im QZ ein 7-monatiges Praktikum als Assistentin von Otto Wenger. Danach übernahm ich die Leitung des Projekts «Mi-krofon Bern West – Mitwirkungsplattform für die Migrationsbevölkerung». Da ich kein Büro hatte, durfte ich weiterhin das Büro im QZ benutzen. So konnte ich immer mit den Bewohnenden und dem Team in Kontakt bleiben. Das bestärkte mein Gefühl der Heimat hier in Bern West. Deshalb hatte ich nie das Gefühl, weggegangen zu sein.

Was sind eure Schwerpunkte im Tscharni?

In einer ersten Phase geht es uns darum, die Menschen, das Quartier und das grosse QZ kennen zu lernen und dann alles zu unternehmen, dass die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten möglichst vielen Quartierbewohnenden offenstehen. Denn was sicher bleibt, ist die offene Tür für alle Menschen und all die verschiedenen Gruppen im Westen. Unsere Vision ist es, das QZ als Begegnungsort weiter zu stärken. Wir haben eine super Infrastruktur und tolle Institutionen um uns herum. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Quartier.

 

Gäbelbach

Auch im Gäbelbach gibt es wieder ein Zweier-Team, das sich aus Tobias Rüst und Stefan Fasel   zusammensetzt.

Stefan: Wir bringen beide langjährige Erfahrung in der Sozialen Arbeit mit – sei es vom Sozialdienst oder aus der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Neben unserer Tätigkeit in der Quartierarbeit sind wir beide auch kulturell engagiert.

Was heisst das?

Tobias: Für mich ist seit meiner Jugend die Musik wichtig. Sei es als Gitarrist oder Bassist in diversen Projekten auf der Bühne oder als Tontechniker im Hintergrund.

Stefan: Ich bin noch immer gut verwurzelt im Sensebezirk, was auch mein Dialekt verrät. Ich engagiere mich in unterschiedlichen Vereinen, und Interessensgruppen von Veranstaltungen wie beispielsweise im OK der Sensler Secondhand Fashion Show. Das passt auch ganz gut zu meiner künstlerischen Muse, wenn ich als Drag Queen Balanza leGendery im Rampenlicht stehe.

Zwei Macher also. Was habt ihr für Perspektiven im Gäbelbach?

Tobias: Wir sind beide kreative Köpfe, die sich aber auch gerne nach einer Struktur orientieren. Es ist eine gute Möglichkeit, die Struktur etwas neu zu denken und sich im Team zu organisieren. Dies bringt auch Spielräume in der Umsetzung. Der Fokus liegt dabei im Aufbau des QZ Gäbelbach. Und dann wünschen wir uns (und wohl auch das Quartier) Konstanz im Team Quartierarbeit Gäbelbach und Holenacker.

Wie seid ihr im Team gestartet?

Stefan: Tobias scheut sich nicht vor handwerklichen Tätigkeiten, wenn es mal was zu tun gibt. Darüber war ich froh, als wir zusammen die Stehpulte aufgebaut haben. Teambuilding ganz pragmatisch.

Tobias: Wenn wir aber vom Team sprechen, verstehen wir darunter nicht nur uns beide als Quartierarbeitende. Es gibt einiges an ehrenamtlichem Engagement in den beiden Quartieren Gäbelbach und Holenacker. Sei dies in den Quartiervereinen, die Freiwilligen vom Tischlein deck dich oder Deutsch Bern West. Wir wurden herzlich empfangen und fühlen uns sehr wohl mit einer so engagierten Quartierbevölkerung zusammenzuarbeiten. Uns ist es wichtig, die Interessen und Anliegen der Bewohnenden aufzunehmen und in unsere Arbeit zu integrieren beziehungsweise sie in ihrer Eigenständigkeit bestmöglich zu unterstützen. Das QZ mit seinen Räumen, die vielseitig genutzt werden können, ist dafür ein guter Anfang.

Stefan, du kommst von Nachbarschaft Bern (NaBe) und warst bereits für den Westen zuständig. Wer ist denn jetzt bei NaBe zuständig oder machst du beides?

Nein ich trage nicht zwei Hüte. Meine Nachfolge bei NaBe hat Micha Zeier angetreten. Er wird künftig für die Tandems in Bern West zuständig sein.

 

Nachbarschaft Bern

Wer bist du Micha, wie hast du den Weg zur Nachbarschaft Bern gefunden?

Den Weg habe ich ziemlich einfach gefunden, da ich gerade gegenüber vom Büro von Nachbarschaft Bern in Holligen wohne. Witz beiseite: Ich habe schon länger damit geliebäugelt, mich in der Gemeinwesenarbeit in Bern zu engagieren, und habe vor Jahren auch schon mal ein Praktikum bei der VBG im Wylerhuus gemacht. Ich komme aus der soziokulturellen Animation und habe mich in den letzten Jahren beruflich stark mit dem Thema Armut und soziale Ausgrenzung auseinandergesetzt. Zuerst als Gassenarbeiter in Biel und zuletzt bei der internationalen Bewegung «ATD Vierte Welt», wo sich Menschen mit und ohne Armutserfahrung gemeinsam für strukturelle Veränderungen und für ein Leben in Würde für alle einsetzen. Es freut mich sehr, dass ich mit der Stelle bei Nachbarschaft Bern nun einen Beitrag leisten kann, der die nachbarschaftliche Solidarität stärkt, der sozialen Isolation und Ausgrenzung entgegenwirkt und dazu beiträgt, dass sich Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen begegnen und unterstützen können.

INFO:

Die Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit (VBG) betreibt in Bümpliz  und Bethlehem die Quartierzentren Tscharnergut, Untermatt und Gäbelbach, den Quartiertreff Stöckacker, das Quartierbüro im Kleefeld und bietet im ganzen Stadtteil Quartierarbeit. Zudem vermittelt das Team von Nachbarschaft Bern Unterstützung unter Nachbarinnen und Nachbarn. Mehr zur VBG unter www.vbgbern.ch.

GEKENNZEICHNET:
Teile diesen Artikel

Neue Beiträge

Eine Betrachtung jenseits der Klischees?

Der weltweit grösste Rockerklub feierte am 17. März seinen 76. Geburtstag. Die erste Hells-Angels-Gruppe auf dem europäischen Festland entstand 1970 in Zürich. Seit 2020 sind die Höllen-engel nun auch in…

Von Jan Burn 4 Min. zum Lesen

«Mal bewegt es sich besser, mal halt weniger gut»

PluSport Tscharni ist seit über 30 Jahren eine Sportgruppe in Bethlehem für…

Von Henriette Brun- Schmid 4 Min. zum Lesen

Frühling, Freude, Fussball

Es ist ein Märzsonntag mit Aprilwetter: Bedeckter Himmel mit kurzen sonnigen Abschnitten,…

Von Salome Guida 7 Min. zum Lesen

Von abstürzenden Flugzeugen und Schüssen

Unser Kolumnist schreibt übers Träumen. Und wie er in Bümpliz überfallen wurde...

Von Thomas Bornhauser 2 Min. zum Lesen

Zirkusfeeling in Brünnen

Der Wunderplunder ist ein kleiner Mitspielzirkus, der mit blaugelbem Zelt und schönen…

Von Quartiernews der VBG 1 Min. zum Lesen