Das erste Rennen zum Grossen Preis der Schweiz wurde in der Grand-Prix-Saison 1934 auf der Bremgarten-Rundstrecke ausgetragen. Beim Training zum Grand Prix der Schweiz verunglückte Achille Varzi am 1. Juli 1948 auf der Bremgarten-Rundstrecke auf regennasser Strecke tödlich. Das zur Vorgeschichte, nun zu den Erinnerungen von David Maurer.
12 Franken pro Kind, pro Monat
«Nein», sagt er gleich zu Beginn unseres Gespräches, «ich bin es nicht, der beim Baum Blumen niederlegt, vermutlich sind es Landsleute des verunglückten Italieners.» Bleibt also dieses Rätsel für den Moment weiter bestehen.
David Maurer ist in Ausserholligen aufgewachsen, seit fast 50 Jahren lebt er in Bümpliz. «Unser Vater hatte eine Schreinerei, wir Buben mussten nur durch den Tunnel und schon waren wir am Rand der Rennstrecke», erinnert er sich. Bereits Mitte der 40er-Jahre musste David, damals noch nicht einmal schulpflichtig – er wuchs mit 6 Geschwistern auf – im Betrieb des Vaters mithelfen. «Aber während der Trainings bekamen wir frei, durften unseren Idolen auf ihren Motorrädern und Rennautos zuschauen.» Vor allem bei den Motorrädern konnten die Buben ganz nahe ran und zuschauen, wie die Zweiräder für die Rennen präpariert wurden.
Die Renntage selber verbrachte David unter der Zuschauertribüne. Weshalb denn das? Ausgerechnet, wenn es spannend wurde… «Mein Vater starb sehr früh, meine Mutter erhielt neben ihrer kargen Witwenrente gerademal 12 Franken pro Kind. Pro Monat. Damit musste sie auskommen.» Viele Zuschauer liessen ihre leeren Glasfläschli während der Rennen einfach zwischen den Bänken auf den Boden der Tribüne fallen, wo die Kinder sie sammeln und das Depotgeld kassieren konnten, 15 Rappen pro Fläschli. «Das Geld gaben wir unserer Mutter, die es bitter nötig hatte.»
Was für ein Museum!
Absperrungen während der Trainings und der Rennen gab es nicht, eine Gefahr für Piloten und Zuschauer gleichermassen. «Wenn ich mich richtig erinnere, starben im Laufe der Jahre in Bern sechs bis sieben Rennfahrer, ebenso viele Zuschauer, von den Rennautos tödlich getroffen.»
Es ist beeindruckend, was David Maurer aus jener Zeit zu erzählen hat. Die wirkliche Überraschung bildete für den Schreibenden die ausführlichen Dokumentationen über die Rennen der Formel-1 seit Beginn der 50er-Jahre, nicht nur in Bern. Was sich seither bei David Maurer angesammelt hat, vor allem seine persönlichen Dokumente, gleicht einem Privatmuseum des Automobilrennsports, mit Schwerpunkt Ferrari. Das alles ist in Worten nicht auszudrücken. Es sind dies keine Ansammlungen von Briefen, Berichten, Fotos oder Zeitungsausschnitten, kein verstaubtes Chrüsimüsi. Alles – wirklich alles – ist hochprofessionell katalogisiert und in Dutzenden von Ordnern sorgfältig abgelegt. Unglaublich. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Einzig aus Platzgründen verzichte ich deshalb auf weitere Ausführungen, die Fotos sprechen für sich.