Sport für Menschen mit Behinderung

«Mal bewegt es sich besser, mal halt weniger gut»

Henriette Brun- Schmid
Erschöpft, aber glücklich: eine Gruppe von PluSport Tscharni. |

Foto: HBS

Einfach erklärt
PluSport Tscharni ist eine Sportgruppe für Menschen mit Behinderung. Die Mitglieder gehen zusammen schwimmen und machen draussen oder drinnen in der Halle verschiedene Sportübungen.
PluSport Tscharni ist seit über 30 Jahren eine Sportgruppe in Bethlehem für körperlich und kognitiv eingeschränkte Menschen. Die Sportlerinnen und Sportler treffen sich jede Woche zum Turnen in der Turnhalle Tscharni oder draussen und zum Schwimmen im Lehrschwimmbecken Kleefeld.

Nein, aus der Behinderten-Sportgruppe in der Turnhalle Tscharni ist noch keine Edith Hunkeler hervorgegangen, dafür gibt’s aber umso mehr glückliche Gesichter jeden Alters. Das Leiterteam instruiert und fördert die Menschen kompetent, sehr gut vorbereitet und mit viel Geduld zu mehr Bewegung.

Die Sportstunde

Das Rück- und Vorwärtsgehen um einen am Boden liegenden Holzring erfordert hohe Konzentration. Bei «Fehlern» wird oft gelacht. Kein Auslachen, vielmehr ein fröhliches Miteinander. Und beim Mannschaftsspiel (Softball in den gegnerischen Ring bringen) gibt’s auch bei wiederholten Eigengoals Lachen und Scherzen. Manchmal ist es schon körperlich schwierig, den Ball wieder vom Boden aufzunehmen, und dann dauert es halt ein bisschen länger. Man nimmt sich diese Zeit. Wenn jemand nicht mehr hochkommt vom Boden, wird geholfen. Bei keinem ist die Behinderung ein Thema, nur manchmal bewegt es sich eben besser und manchmal weniger gut. Auch der Schwimmunterricht wird abwechslungsreich gestaltet und, ob Schwimmer oder Nichtschwimmer, alle werden ihren Fähigkeiten entsprechend gefordert und gefördert. Auch hier erfolgt zum Schluss ein fröhliches Ballspiel. Nach der Turn- oder Schwimmstunde sind alle recht müde und möchten rasch nach Hause gehen.

Geschichte des PluSport Tscharni

Susanne Habegger ermöglichte zusammen mit dem Samariterverein 1974 ein Turnen für behinderte Menschen. Noch fand das Bewegen draussen statt, mit der Eröffnung der Gymnastikhalle Tscharni und dem Lehrschwimmbecken Betlehemacker konnten die Sportstunden drinnen weitergeführt werden. Die Sportgruppe Tscharni wurde gegründet. Was mit drei Menschen aus dem Wohnheim KIO begann, wurde bald zu einer grossen Sportgruppe für Bewegung und Schwimmen mit über 40 Menschen jedes Alters und Geschlechts. Heute wird PluSport Tscharni auch von Menschen aus der weiteren Umgebung besucht. Fünf ausgebildete BehindertensportleiterInnen und eine Assistentin leiten die Trainings sehr professionell und abwechslungsreich. Durch den Beitritt in den Kantonalverband PluSport Bern in den 80-er Jahren wurde die Sportgruppe Tscharni zu PluSport Tscharni umbenannt. 2010 übernahm Hans Hänni das Präsidium. Bald wurde die «Turn Mit Spiel Mit» (TMSM) Wittigkofen in PluSport Tscharni eingebunden und hiess zuerst noch PluSport Wittigkofen, bis sie sich wegen Mitgliederschwundes endgültig mit PluSport Tscharni vereinte. 2016 fand der Übertritt des Kantonalverbandes PluSport Bern in den Dachverband PluSport Schweiz statt, was zu erheblichem bürokratischem Mehraufwand führte. So müssen für die Leiter und Leiterinnen und Assistentinnen Arbeitsverträge, Pflichtenhefte und Lohnzahlungen mit AHV-Abrechnungen erstellt werden. Es findet ein Cotrolling durch PluSport Schweiz statt. Ethik im Sport und strenge Ausbildungsrichtlinien sind Teil der neuen Ausrichtung. Der Dachverband PluSport Schweiz wird vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) subventioniert. PluSport Tscharni nimmt an Wettkämpfen des PluSport Schweiz, am Stafetten- Schwimmen Frutigen und am Schwimmtag Procap teil.

Sport und Gemeinschaft

Die Sportler und Sportlerinnen sind IV-Bezüger. Sie bezahlen für eine Sportart (Turnen oder Schwimmen) 80 Franken im Jahr; für beide Sportarten 100 Franken. Die Bewegungsstunde findet geschlechtergemischt statt. Ein Sponsorenlauf ermöglicht einen jährlichen Ausflug oder eine kleine Reise und ein Weihnachtsessen im Wohnheim Acherli. Seit der Corona-Epidemie bieten die Heime vermehrt Aktivitäten an. Junge Menschen tun sich eher schwer, einem Verein beizutreten. Es können jederzeit neue Anmeldungen entgegengenommen werden.

 

Info:

www.plusport-tscharni.ch

haenni.hauschi@quickline.ch

GEKENNZEICHNET:
Teile diesen Artikel

Neue Beiträge

Lieber gelungener Einstieg als unerreichter Traum

Was ist mein Traumberuf? Vielleicht ist diese Frage gar nicht so wichtig. Jugendliche sollen anhand ihrer Stärken und Inte-ressen vor allem einen guten Einstieg ins Erwerbsleben finden, rät eine Berufs-…

Von Salome Guida 1 Min. zum Lesen

Erhalten und geben: Die Vertrauensmacherin

Ihr Lachen ist ansteckend, ihr Blick fokussiert und ihre Worte wohlgewählt. Die…

Von Sacha Jacqueroud 4 Min. zum Lesen

Mit Schere und Herz zur eigenen Berufung

Für viele junge Berufssuchende ist der Beruf Coiffeur/Coiffeuse nicht die erste Wahl.…

Von Christine Vogt 5 Min. zum Lesen

Zuhause in Bümpliz – mit einer Stimme für Afrika

Issa Abdullahi, gebürtiger Nigerianer und wohnhaft im Schwab-gut, Bümpliz, setzt sich seit…

Von Tabea Kryemadhi 5 Min. zum Lesen

Lust und Leidenschaft für Landschaftsbau

Er leitet die Böhlen Landschaftsbau GmbH. Er hat vor wenigen Wochen die…

Von Sacha Jacqueroud 5 Min. zum Lesen