Der Nachwuchs blüht, die Männer stagnieren, doch...

…im FC Bethlehem geben die Frauen den Ton an

Pierre Benoit
Die FF-15-Juniorinnen des FC Bethlehem.

Foto: Foto. zvg

Einfach erklärt
Einfach Erklärt Der FC Bethlehem wurde 1964 gegründet und hat rund 500 Mitglieder. 24 Teams nehmen an der Meisterschaft teil, davon 20 im Nachwuchsbereich bei den Mädchen (4) und den Knaben (16). 
Im Westen von Bern ist der FC Bethlehem seit der Gründung im Jahr 1964 eine Institution. Heute sind rund 500 Personen Mitglied im FCB, in insgesamt 24 Teams spielen rund 400 Frauen, Mädchen, Männer und Knaben Fussball.

Beeindruckende Zahlen, bemerkenswert auch die Verdienste, die sich der Verein bei der im Quartier und der Umgebung besonders wichtigen Integration von Migranten verdient hat. «Ich kann gar nicht genau sagen, aus wie vielen verschiedenen Ländern die Spielerinnen und Spieler, die bei uns aktiv sind, stammen. Tatsache ist aber, dass wir ein Multi-Kulti-Verein sind, in dem Kameradschaft grossgeschrieben wird und sich alle untereinander gut verstehen, unabhängig davon, woher sie kommen und welche Sprache sie sprechen», sagt Jörg Schüpbach, der dem Verein seit 22 Jahren als Präsident vorsteht. Auch wenn der Fünftligist nicht ganz das spielerische Niveau einer Weltauswahl erreicht, so liest sich zumindest die Mannschaftsaufstellung sehr international. Neben Captain Simon Kiener und Jeff Moser stehen Namen wie Hrescak, Sylejmani, Fedor, Nissile, Sivalingam, Sykora, Macharia, Ismaili und Soares da Silva in der Startelf – ihre Wurzeln dürften kaum im Emmental oder im Oberland liegen. Doch genau das ist das Schöne und auch Bewundernswerte an diesem Team und dem ganzen Verein – die Kollegialität und die sportliche Betätigung stehen im Vordergrund. Kommen auch noch Siege dazu, umso schöner.

Aufstieg vertagt

«Wir möchten aufsteigen und in Bälde auch wieder in der 3. Liga spielen», sagt Jörg Schüpbach. Bethlehem will an erfolgreichere Zeiten anknüpfen, wie in der Saison 1994/95, als man in den Aufstiegsspielen in die 2. Liga nur knapp scheiterte. «Mit unseren eigenen Junioren wollen wir etwas Neues aufbauen und mittelfristig wieder in höheren Ligen spielen», so der Präsident, der vor allem auf die B-Junioren hofft, die in der 1. Stärkeklasse eine gute Figur abgeben. Das Fanionteam liegt derzeit auf Rang 2, Spitzenreiter FC Prishtina ist jedoch zu weit entrückt, als dass in dieser Saison noch Hoffnungen bestehen könnten.

Im Zentrum stehen die Frauen

Wie in der gesamten Schweiz boomt auch im FC Bethlehem der Frauen- und Mädchenfussball. Die erste Mannschaft, die vor 36 Jahren noch in der 1. Liga spielte und vor drei Jahren die Rückkehr in die 2. Liga schaffte, zittert allerdings auch vor dem letzten Saisonspiel noch um den Klassenerhalt. Ein Punkt im letzten Spiel gegen Langnau dürfte reichen, um den Kopf doch noch aus der Relegationsschlinge zu ziehen. Auch bei den Frauen hofft man auf den Nachwuchs. Zwei Teams spielen in der Kategorie FF15, deren zwei bei den FF12, in der kommenden Saison will Bethlehem auch in der höchsten Juniorinnenkategorie, bei den FF 19, ein Team stellen. Präsident Jörg Schüpbach, gleichzeitig Trainer des stärkeren der beiden FF15-Teams: «Die Mädchen sind willig und spielen mit sehr grossem Einsatz – oft habe ich den Eindruck, dass sie den Sieg stärker suchen als ihre Gegnerinnen.» Zwar stehen bei Bethlehem keine Ana Maria Crnogorcevic oder Lia Wälti – die derzeit erfolgreichsten Schweizer Fussballerinnen – im Team, «doch auch wir bauen auf spielerische Elemente, versuchen im zweimal wöchentlichen Training die fussballerischen Grundlagen zu automatisieren und uns ständig zu verbessern», so Schüpbach. Das Kader des FF15-Teams besteht aus 21 Spielerinnen, auch hier kommen sie aus alles Ecken der Erdkugel. Nicht alle Spielerinnen bewegen sich fussballerisch auf dem gleichen Niveau, doch Coach Schüpbach legt Wert darauf, dass jede Einzelne zum Einsatz kommt. Im Neunerfussball dürfen insgesamt nur 14 Spielerinnen zum Einsatz gelangen, doch auch hier funktioniert – wie bei YB unter Raphael Wicky – das Rotationsprinzip. «Alle akzeptieren das, der Zusammenhalt im Team ist ausgezeichnet», sagt der Präsident und Trainer in Personalunion. Mit so viel lernwilligem Einsatz wird der sportliche Erfolg mit Bestimmtheit früher oder später einkehren.

FC Bethlehem

Gegründet 1964. – 24 Teams (1 Aktiv Herren in der 5. Liga, 1 Senioren, 16 Juniorenmannschaften, 2 Frauenteams, 4 Juniorinnenteams).

Präsident: Jörg Schüpbach. – Trainer 1. Mannschaft Männer: Javier Legris. – Trainer 1. Mannschaft Frauen: Rolf Ruprecht.

Bekannteste ehemalige Spieler: Antonio Pagano, Kwadwo Duah (heute 1. FC Nürnberg), Baykal Kulaksizoglu, Désirée Grundbacher (Ex-Nationalspielerin, heute FIFA-Schiedsrichterin).

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