6. Swiss Girls Cup

Frühling, Freude, Fussball

Salome Guida
Von Salome Guida - Redaktorin
Voller Einsatz der jungen Fussballerinnen.

Foto: zvg/Thomas Wassmer

Einfach erklärt
Der Swiss Girls Cup ist ein Fussballturnier für Mädchen. Dieses Jahr fand er zum 6. Mal statt. Das erste Mal in Bümpliz. Es spielten 650 Mädchen mit. Das Team vom FC Bethlehem wurde 4. in seiner Kategorie. 
Es ist ein Märzsonntag mit Aprilwetter: Bedeckter Himmel mit kurzen sonnigen Abschnitten, zwischendurch Graupelstörungen – und kaltem Wind, der die gefühlte Temperatur bis auf 3 Grad runterdrückt. Doch auf dem Sportplatz Bodenweid in Bümpliz finden sich am 24. März 650 junge Fussballerinnen ein, und mit ihnen Eltern, Trainerinnen sowie zahlreiche Helfende.

Bis zu 2000 Personen spielen oder verfolgen die Matches; heute stehen die 4- bis 12-jährigen Kickerinnen im Mittelpunkt. Der Ansturm ist beeindruckend: 33 Vereine sind mit insgesamt 66 Teams aus 10 Kantonen sowie aus dem grenznahen Frankreich und Deutschland angereist. Dabei findet der 6. Swiss Girls Cup (SGC) dieses Jahr in reduzierter Form und ausnahmsweise bereits im März statt denn üblicherweise spielen am im Juni stattfindenden Turnier auch die älteren Juniorinnen mit. 

Grosse Nachfrage

«Es ist das grösste Mädchenfussball-Turnier der Schweiz», erzählt Sacha Meister. Der Berner ist der Initiator und Hauptverantwortliche des SGC. Vor rund acht Jahren wurde er als Trainer und Betreuer von mehreren Mädchen-Fussballteams in Ostermundigen mit einem Problem konfrontiert, das Vereine mit Mädchenteams aus der ganzen Schweiz kennen dürften: «Es gab in der Region kaum andere so junge reine Mädchenteams und bis vor kurzem auch noch keine Verbandsturniere.» Für die jüngste Kategorie fehlen solche noch heute zu wenige Gefässe für die 4- bis 7-Jährigen gibt es bei den Vereinen. So konnten bzw. können sich die Spielerinnen nur gegen Knabenteams messen. Das sei oft entmutigend für sie, denn gleichaltrige Jungs spielten oft schon deutlich länger Fussball und seien ihnen dementsprechend «voraus». «Ich hatte dann die Idee, die in der ganzen Schweiz verstreuten Mädchenteams nach Bern zu holen», so Meister. Die Zahl der Anmeldungen sei überwältigend gewesen, wohl auch, weil Bern als Austragungsort ideal zwischen der West- und Ostschweiz liege. Der SGC scheint mit seiner Plattform ein Vakuum auszufüllen, wie Meister bestätigt: «Schon die letzten Jahre konnten wir gar nicht alle interessierten Gruppen annehmen und führten jeweils eine Warteliste mit bis zu 20 Teams pro Kategorie.»

Geschlechtergetrennte oder gemischte Teams?

Sind reine Mädchenteams und -turniere wirklich so wichtig? «Die Meinungen gehen auseinander», weiss Meister. Gehe es in Richtung Leistungsfussball, sei es besser, so lange wie möglich in gemischten Teams zu spielen. Im Breitenfussball hingegen werde oft die Beobachtung gemacht, dass Buben die meist in kleinerer Zahl mitspielenden Mädchen ohne böse Absicht ausschliessen. «Die Mädchen werden weniger oft angespielt und haben so weniger vom Spiel.» So erstaunt es nicht, dass der erfahrene Coach schon mehrfach miterlebte, wie eine junge Fussballerin, die von einem gemischten zu einem Mädchenteam wechselte, «richtiggehend aufblühte». 

Florierender Mädchenfussball

Der Frauen- und Mädchenfussball ist am Wachsen. Das Juniorinnenprogramm von Team Schwarzwasser etwa wuchs innert drei Wochen von 11 auf 22 Kickerinnen, nach 3 Jahren sind bereits 3 Juniorinnen-Kategorien etabliert. Auch Tabea Ung, am Swiss Girls Cup als Trainerin eines FF-12-Teams des FC Breitenrain dabei, betont: «Wenn man mit einem Mädchentraining anfängt, dann floriert es.» Sie erzählt: «Wir fingen vor vier Jahren mit etwa zehn Modis an, jetzt sind es bereits über hundert. Dazu führen wir Wartelisten, denn uns fehlen genügend Rasenplätze.» Der FC Bethlehem ist ebenfalls ein wichtiger Name im Frauen- und Mädchenfussball: Fünf Juniorinnenteams führt er im Nachwuchsbereich neben zwölf Juniorenmannschaften. «Dabei ist es erst unsere dritte Saison mit reinen Mädchenteams», erzählt Alessandro Schmied. Er ist seit sieben Jahren Trainer bei Bethlehem, nach den Juniorinnen aktuell beim 4. Liga-Frauenteam. Er erinnert sich: «Vor drei Jahren starteten wir mit nur vier Teilnehmerinnen ein reines Mädchentraining Ende Saison waren es bereits 30 Mädchen.» Am diesjährigen Swiss Girls Cup nahmen die FF-12-Juniorinnen teil, darunter auch Schmieds Tochter. In der Gruppenphase gewannen die Mädchen aus Bern West fünf von fünf Spielen, in der Finalrunde verloren sie das Spiel um Platz 3 erst im Elfmeterschiessen gegen die Tessinerinnen des AS Gambarogno. Als viertbestes Team in ihrer Kategorie dürften die Bethlehemerinnen aber dennoch zufrieden sein. Überhaupt klassierten sich mit Bethlehem,  FC Bern 1894, FC Spiez, FC Breitenrain und FC Bolligen gleich fünf Berner Teams unter den besten zehn.

Ein Fussballfest

Allerdings standen die Podestplätze nicht im Zentrum. «Es war ein richtiges Fussballfest», schwärmt Sacha Meister. Dem Verein Swiss Girls Cup sei es ein grosses Anliegen, die Freude am Fussballspielen zu fördern und den Mädchen zu ermöglichen, sich unbeschwert mit Gleichaltrigen messen zu können. «Jedes Team ist gleich wichtig und bestreitet genau gleich viele Spiele, egal, ob es sich nach den Vorrunden in den vorderen oder hinteren Rängen klassiert.» Er freut sich, dass an den SGC immer wieder neue Freundschaften entstehen und dass gar ab und zu, inspiriert vom Cup, ein neues Mädchenteam entsteht. Meister zeigt Dankbarkeit gegenüber den vielen Sponsoren, etwa BRACK.CH oder AXA Bern-Zentrum bzw. -Schweiz letztere mit ihrem Pavillon vor Ort, in dem die YB-AWSL-Spielerinnen Audrey Remy und Malaurie Granges Autogramme verteilten. Viele Familienmitglieder, Freunde oder ehemalige Spielerinnen von Meister helfen zum Teil schon seit Jahren mit, den Grossanlass zu stemmen, sowie Eltern der Teilnehmerinnen oder Juniorinnen. Mit Fabian Lustenberger (YB) und dem ehemaligen Nationalspieler und Trainerlegende Andy Egli erhielten die Fussballerinnen prominenten Besuch. Der Swiss Girls Cup wurde heuer zum ersten Mal in Bümpliz ausgetragen. «Die Bodenweid mit ihren drei grossen Kunstrasenfeldern gibt uns Planungssicherheit», kommentiert der Organisator die Standortwahl. Gute Chancen also, dass der Anlass auch im nächsten Sommer in Bern West über die Bühne geht.

Swiss Girls Cup 2025
Nächstes Jahr wird der Frauenfussball besonders gross geschrieben: Die Frauen-Europameisterschaften finden nämlich in der Schweiz statt. Auch in Bern und Thun werden Spiele ausgetragen. Die Swiss Girls Cup-Verantwortlichen werden sich demnächst mit der Projektleiterin WEURO des Fussballverbandes Bern-Jura austauschen. Stattfinden wird der SGC am 21. und 22. Juni – kurz vor der EM. Der Durchführungsort wird noch bekannt gegeben.

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