«Der Widerstand hat mich ein wenig erschreckt», kommentiert Stadtrat Timur Akçasayar. Für ihn ist die Idee eines Jugendhauses mitten im Brünnenpark eine Herzensangelegenheit. Klar, denn er ist der Präsident des Trägervereins der offenen Jugendarbeit der Stadt Bern (toj). «Dieses Geschäft war aus meiner Sicht eines der wichtigsten der Legislatur für den Stadtteil VI», sagt er nun erleichtert.
Kaufpreis versus Sanierungskosten
Grund zur Besorgnis gab den Bürgerlichen, dass die Stadt Bern als Eigentümerin das Bauobjekt zu günstig verkaufen würde. Konkret soll das baufällige Objekt einen Buchwert von 800’000 Franken haben. Die Stiftung B kann es aber für 200’000 Franken erwerben. Im Baurecht, denn die Stadt bleibt Eigentümerin des Landes. «Es kam zu wenig klar heraus, dass die Käuferin, die Stiftung B, ja nicht nur den Kauf tätigt, sondern anschliessend für 3 Mio. Franken den Ausbau und die Sanierung angehen wird», betont er. Das Haus im Brünnenpark steht unter Denkmalschutz und eine Käuferschaft muss vieles berücksichtigen. In solchen Situationen ist es nicht ungewöhnlich, dass die Verkäufer den Preis anpassen müssen. In der Westschweiz gab es schon Schlösser für einen Franken zu kaufen, weil die angeordneten Sanierungsmassnahmen zweistellige Millionenbeträge bedeutet haben. «Ich bin kein Grundstücksmakler, aber es ist doch für beide Seiten eine gute Lösung», fasst Akçasayar zusammen.
Die Stiftung B machts möglich
Insbesondere, weil die Stiftung B als Käuferin auftritt. Im Stadtteil VI ist diese bestens bekannt und verwurzelt, man denke nur an das Bienzgut. Zudem verweist Akçasayar auch auf das Isenschmidgut. Auch dort sei man der Meinung gewesen, man habe Tafelsilber verscherbelt. Heute überwiegen wohl die soziokulturellen Vorteile. Genau so soll es im Brünnenpark werden. Für die Jugendlichen wird es viel Platz geben, insbesondere im Obergeschoss. Freuen darf sich auch der FC Bethlehem. Dieser behält seine Garderoben und Duschen, sie werden sogar renoviert. Weiter gibt es ein Parkcafé sowie weitere Räumlichkeiten für Vereine oder Institutionen. Ein Begegnungsort, der den Fokus auf die Jugend legt, und die Stiftung B machts möglich.
Der Präsident als Vorkämpfer
Und weil dieses Projekt für den Stadtteil VI so wichtig ist, hat sich Akçasayar reingekniet und sich von der ersten Stunde an für das Gelingen stark gemacht. Begonnen hat das Unterfangen im Jahr 2018, als eine überparteiliche Motion von Katharina Altas (SP) eine Mehrheit im Parlament fand. «Damals haben alle Parteien dieses Jugendhaus gefordert und unterstützt», erinnert sich der Stadtrat. Als aber die Konditionen bekannt wurden, machte sich von SVP bis GLP Widerstand breit. Um dies abzuwenden, hat der Bümplizer Stadtrat versucht, viele von der Wichtigkeit des Projekts zu überzeugen. Mit dem Vorteil im Rücken, dass grundsätzlich alle Parteien dieses Projekt unterstützen möchten. Aber einfach nicht zu jedem Preis. Offenbar, trotz den ersten spürbaren Wirkungen eines Wahljahrs, mit Erfolg. Akçasayar hat ein Einzelvotum gehalten und auf die Verlässlichkeit des Partners Stiftung B hingewiesen, aber auch auf die Bedeutung für das Quartier. Für die Abstimmung ist er aufgrund seines Amtes und damit durchaus auch aus Anstand in den Ausstand getreten. Dem Erfolg des Projekts hat seine fehlende Stimme keinen Abbruch getan und die Erleichterung ist dem Politiker anzuhören.
Das Bauprojekt steht und die Stiftung B wird nun das Baugesuch einreichen. «Falls alles gut geht und sich die Einsprachen im Rahmen halten, darf man mit der Eröffnung im Sommer 2025 rechnen. Das wäre allerdings der Optimalfall», meint Timur Akçasayar abschliessend. Ob Sommer, Herbst oder Winter, bald heisst es: Der Jugend gehört der Brünnenpark.