Über die Bedeutung der Regionalbanken in der heutigen Zeit

…denn sie wissen, was sie tun

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
Eigenkapital und Sicherheiten sind für Regionalbanken wichtig.

Foto: Foto: zvg

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Die Probleme der Credit Suisse zeigen, dass die kleineren Banken im Vergleich seit vielen Jahren gut arbeiten. Ihre kleinen, aber stabilen Gewinne sind allerdings nicht selbstverständlich.
Während die Schweiz in Schockstarre versucht, die Vorfälle rund um die Credit Suisse zu verstehen, die Grossfusion zu strukturieren und die Regierung zu beurteilen, gibt es eine Betrachtung, die bisher noch ausgeblieben ist: jene auf die restlichen Banken.

Aktionäre oder Genossenschafterinnen von kleineren Finanzins-tituten kennen das: Einmal im Jahr versammeln sie sich, erhalten Bilanzsumme, Kundengelder und anderes bis hin zum Jahresgewinn fein säuberlich erklärt. Letztendlich gipfelt die Versammlung fast immer in einem Gewinn, der wiederum eine Dividende zur Folge hat, die Bankmitglieder erhalten Geld ausbezahlt. 

Regionalität statt 

Internationalität

Im Verteilgebiet dieser Zeitung ist dies schon fast eine Selbstverständlichkeit, denn seit Jahren präsentieren die Banken Gewinne und Dividenden. Seit Jahren bewegen sich die Lohnsummen im transparenten Bereich der Buchhaltung. Seit Jahren konzentrieren sich diese Banken auf das Geschäft in der Region und machen einen Bogen um die Risikogeschäfte der USA, die eine Art amerikanisches Roulette darstellen. Abseits der Scheinwerfer der Grossbanken wird die seriöse Finanzarbeit geleistet, dank derer sich die Schweiz vor vielen Jahren einmal einen herausragenden Ruf erarbeitet hat. Lange noch, bevor die ersten historischen Aufarbeitungen von Vermögen aus dem zweiten Weltkrieg und später von Schurkenstaaten folgten. Die Regionalbanken sind fast alle über 100-jährig, manche bald 200 Jahre alt. Gegründet, um in der Gegend den Umgang mit dem kärglichen Sold in Armut und harter Arbeit zu regeln. Die Haltung der Finanzinstitute war, ist und wird die regionale Zugehörigkeit sein. Der Kulturunterschied zum Hochrisikogeschäft im internationalen Wettbewerb könnte grösser nicht sein. Das macht die Regionalbanken sympathisch, die Kundschaft treu und das Sicherheitsgefühl gross. 

Bewunderung statt 

Selbstverständnis

Selbstverständlich ist das aber nicht. Auch die Regionalbanken haben Corona bewältigt, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs gespürt, mit der Unsicherheit der Strommangellage gekämpft. Und immer noch Gewinne ausgewiesen. Keine spektakulären, sondern stabile. Wenn also im Jahr 2023 zum x-ten Mal eine Dividende ausgeschüttet wird, dann müsste man angesichts der jüngsten Vorfälle der Credit Suisse das Selbstverständnis beiseite legen und anerkennend applaudieren, ja sogar dankbar sein. Das Bekenntnis zur Region ist eine Win-Win-Situation. Die Kunden vertrauen, die Bank erhält Kapital, wird aber im Gegenzug nicht übermütig, sondern hat den Mut, ihrem Kerngeschäft treu zu bleiben, sich ihrer Herkunft bewusst zu sein und den Erfolg der leisen Töne einzufordern. Deshalb verwundert es nicht, wenn ein Bankangestellter einer dieser Regionalbanken im Verteilgebiet dieser Zeitung sagt: «Wir spüren die Auswirkungen der jüngsten Ereignisse.» Die vielen Kundengelder, welche die Kunden von der CS abgezogen haben, sind auch zu den Reginoalbanken gewandert. Wenn man sich daraufhin einigt, dass diese Banken die letzten sind, welche die alten Werte des Schweizer Bankenhandwerks hochhalten, ist man geneigt zu denken: völlig verdient.

Bescheidenheit statt 

Jubelrufe

Euphorie ist bei den Regionalbanken keine zu erwarten. Dafür sind die Worte der regionalen Bankleiter viel zu bescheiden. Sie erkennen, dass der Fall Credit
Suisse nur noch eine weitere Bestätigung ist, an ihrem regionalen Prinzip festzuhalten. In den vielen Interviews, welche die öffentlich-rechtlichen Medien mit Analytikern und Politikerinnen geführt haben, war ein tragendes Argument immer wieder, dass die Boni-Moral nur Menschen anlockt, die des Geldes wegen ihre Arbeit machen, nicht aber der Sache wegen. Philosophisch gesehen wird Geld immer eine Rolle spielen, die Frage ist nur, ob neben der monetären Motivation noch eine andere Platz hat? Eine, die das Bankenhandwerk sinnstiftend macht. Statt abstruser Boni Zahlungen gerechter Lohn und sinnvolle Arbeit. Statt Gockel des Risikogeschäfts braucht es Platzhirsche für die Region. Grossbanken aufgepasst: Es wächst eine junge Generation heran, die solchen Werten wieder mehr Aufmerksamkeit widmet. Vielleicht wäre es an der Zeit, die Regionalbanken einmal ins Rampenlicht zu stellen, ihr stilles Schaffen zu wertschätzen und alle daran zu erinnern, was Bankenhandwerk eigentlich bedeutet. Und genau das soll mit diesem Artikel geschehen. Denn: …sie wissen, was sie tun.

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