Zufällig getroffen

«Das Gäbelbachtäli ist stets eine Wanderung wert»

Thomas Bornhauser
Michael Haldemann, heute keine öffentliche Person mehr.

Foto: Foto: BO

Einfach erklärt
Michael Haldemann, ehemaliger Gemeinderat in Wohlen, jobbt jetzt nach seiner Frühpension im TCS Camping Eymatt. Er erzählt uns von seiner Arbeit als Allrounder.
Im Normalfall – aber was ist heute denn noch normal? – gehe ich bei dieser Rubrik auf mir unbekannte Leute zu, die ich in einem Restaurant treffe. Kürzlich war ich mit Kollegen im Camping Eymatt des TCS. Heisst: Selbstbedienung. Und hier treffe ich hinter dem Tresen völlig unerwartet auf einen Bekannten, den man nicht bloss in Hinterkappelen und im Westen von Bern kennt: Michael Haldemann, auf dem Badge nur mit «Michael» angeschrieben.

Michael, was machst du denn hier?

Da staunst du, gell? (lacht.) Ich habe mich beim Schulamt der Stadt Bern mit 62 vorzeitig pensionieren lassen. Dort war ich während acht Jahren für Schulbauprojekte mitverantwortlich, unter anderem auch fürs Kleefeld, Schwabgut und Bethlehemacker. Hier im TCS Camping arbeite ich seit dem 3. April als Allrounder, viermal die Woche, entweder Früh- oder Spätschicht. Weil ich mich als Gast hier immer wohlgefühlt habe, fragte ich im letzten Winter, ob sie im TCS Camping jemanden suchen – und siehe da. Glück muss man haben.

Rückblick in Stichworten, wie warst du im Berufs- und Politleben unterwegs?

Wie bereits gesagt, die letzten acht Jahre beim Schulamt Bern, zuvor auf der Gemeindeverwaltung Münchenbuchsee auf der Schulabteilung. Bei der Arbeit auf den Gemeindeverwaltungen habe ich quasi die Seiten gewechselt, nachdem ich vorher ab 1997 zehn Jahre im Gemeinderat Wohlen gewirkt hatte, zuerst im Departement Bildung und dann im Bereich Soziales. Heute bin ich noch in der Baukommission der Gemeinde tätig, aber keine öffentliche Person mehr. Darüber bin ich nicht unglücklich
(schmunzelt).

Irrtum vorbehalten, bist du Mitglied der SP. Einst eine Partei für die Werktätigen, gerade im Westen von Bern. Ist dem noch heute so? Oder doch eher eine intellektuelle Partei?

Ein Wort in deiner Frage ist wichtig: einst. Die Zeiten haben sich gewandelt, ich will gar nicht erst in die Details gehen. Für mich ist entscheidend, was die Partei für ein Programm hat, nicht was einzelne Personen individuell aussagen. Die soziale Gerechtigkeit ist für mich zentral. Und so schlecht macht es die SP offenbar nicht. Im neuesten Wahlbarometer von SRF legen wir sogar zu.

Zurück ins Camping hier. Wie oft sieht man dich an der Arbeit, was genau ist deine Aufgabe?

Wie gesagt, ich bin Allrounder. In Stichworten, was dabei anfällt: Gäste empfangen, Reservationen bearbeiten, den Ankommenden ihren Stellplatz zeigen, das Camping als solches erklären. An der Restauranttheke die Gäste bedienen, das Geschirr abräumen, abwaschen, Tische putzen. Abends einen Kontrollgang bei der Entsorgungsstation und in den Toiletten. Spass macht mir, den Gästen Ausflugstipps zu geben: beim Gäbelbachtäli für Familien angefangen über die Stadt Bern bis hin zum Schilthorn – und darüber hinaus. Ein Camping funktioniert dank Teamarbeit. Das fägt!

Schweizer und ausländische Gäste: Wie ist das Verhältnis – und woher kommen Schweizer und Ausländerinnen?

Zwei Drittel der Gäste kommen aus der Schweiz, ein Drittel aus Europa, aus den verschiedensten Ländern, vor allem Deutschland und Holland. Wir hatten aber schon Leute aus Neuseeland oder aus Asien bei uns. Interessant ist, dass auch Stadtberner zu uns kommen, nicht nur wenn für einige Tage in ihrer Wohnung gearbeitet wird, sondern auch wenn sie das Bedürfnis nach einer Auszeit vom Alltag haben.

Welche Situation hat dich zum Lachen gebracht?

Mein zweiter Arbeitstag hatte es in sich, am 4. April. Das Gelände hier war ziemlich nass, um es einmal so zu sagen. Ein Auto drehte durch. Nein, nicht der Fahrer, die Räder. Also mussten wir zu fünft stossen, um das Fahrzeug aus seiner misslichen Lage zu befreien. Und Kinder bringen mich immer wieder zum Lachen, wenn sie Versteckis mit den Eltern spielen und diese wissen, dass der Jungmannschaft hier nichts passieren kann.

Und was war möglicherweise weniger lustig?

Da muss ich wirklich passen. Bis jetzt hatte ich keine unangenehmen Erlebnisse, seit ich hier arbeite, mussten wir auch noch nie den Notarzt rufen. Hoffentlich bleibt das so.

Hier campiert man ja nicht bloss – hier gibt es eine feine Küche. Was empfiehlst du den Gästen?

Logisch, den Eymatt-Burger mit Fleisch von Piemont-Rindern – geliefert von Jumi aus der Region. Beliebt sind auch unsere Fischknusperli und Pouletflügeli. Ich selber liebe den Eymatt-Salat aus Kirchererbsen, Linsen und Apfelstücken, dabei bin ich weder Veganer noch Vegetarier. Solltest du unbedingt probieren – ist total erfrischend!

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