Auskünfte erteilen, nach Badenden in Not Ausschau halten, den Chlorgehalt überprüfen, Rasen mähen oder WC-Papier auffüllen: Die Arbeit einer Bademeisterin oder eines Bademeisters ist vielfältig und ein typischer Quereinsteigerberuf. Zumindest bis anhin. Denn seit Mitte 2023 gibt es neu eine Ausbildung mit EFZ dafür. Wenn am 10. Mai die Stadtberner Badisaison startet, sorgen Anlagenchef Martin Sommer und seine Leute dafür, dass die Weyerligäste sicher baden können. Seit letztem August gehört auch Jano Schranz zum Team. Der 17-Jährige ist der erste Stadtberner Lernende der neu geschaffenen Ausbildung: Er wird Fachmann Betriebsunterhalt EFZ mit Schwerpunkt Sportanlagen.
WC-Kontrollen, Putzroboter, und Regeln durchsetzen
Den Seeländer begeisterte die Arbeitswelt der Bade- und Eismeister schon beim ersten Schnuppern: «Man ist viel draussen, im Winter aber auch drinnen, und die Aufgaben sind abwechslungsreich.» Zudem sei der Teamgeist gut. Der 17-Jährige geniesst vor allem die Morgenrunde, bevor das Freibad seine Tore öffnet. «Es ist eine schöne Stimmung, wenn alles noch ruhig ist und die Sonne aufgeht», gibt er Einblick. Nach der Kontrolle der Toilettenanlagen, den Wassermessungen und der Bereitstellung von Rettungsmaterial schliesst er die Tore auf. Er prüft und wartet die Putzroboter, die das grosse Becken über Nacht vom Schmutz befreien, und kümmert sich um diverse Unterhaltsarbeiten. Und natürlich wirkt er als Bademeister, wie Aussenstehende ihn hauptsächlich wahrnehmen: als Aufsichtsperson. Im zweiten Lehrjahr wird er das Rettungsbrevet haben, bis dahin beaufsichtigt er die Schwimmenden und Planschenden nur in Begleitung. Doch auch der Lernende darf und soll für die Einhaltung der Regeln sorgen. «Schliesslich dienen sie zum Schutz unserer Gäste», erklärt er.
Saisonal verschiedene Arbeiten
Nach der Sommersaison demontiert er Hochsitze und das Sprungbrett, hilft mit, den Zaun um das Becken zu stellen und die Technik ausser Betrieb zu nehmen. Zwei bis drei Wochen dauert das jeweils. «Und dann kommt schon bald das ganze Laub runter», erinnert er sich. Auch darum kümmern sich die Bademeister. Für den Rasen hingegen ist in der Stadt Bern Stadtgrün verantwortlich, weshalb Jano Schranz diesen Bereich im 2. Lehrjahr unter deren Obhut kennenlernen wird. Auf den Winter hin folgt die Aufbereitung des Eises und es gibt das ganze Jahr hindurch verschiedene Einsätze im Hallenbad. «Er wird auch mal im Neufeld in der Schwimmhalle sein oder die Arbeiten beim Campingplatz Eichholz kennenlernen», sagt Ausbildner Sommer. Ausserdem erlernt er das Betreiben von Turn- und Sporthallen, Hartplätzen sowie Natur- und Kunstrasenfeldern. Bereits Wissen angeeignet hat sich Schranz im Entsorgungshof, in der Garage und im Hausdienst. «Das ist der grosse Vorteil der Stadt – hier haben wir praktisch alle Möglichkeiten.» Wohl auch deshalb gibt es im Kanton Bern ausser Jano Schranz erst in Biel einen weiteren Lernenden des neuen Berufs. Ab diesem August beginnt zudem einer im Wylerbad. Fortan soll in Bern jedes Jahr abwechselnd im Wyler und im Weyerli eine neue Lernende oder ein neuer Lernender dazukommen. Durch die neue Ausbildung soll die Nachfrage nach Bade- oder Eismeistern besser gedeckt werden können, denn in den letzten Jahren war es immer schwieriger geworden, geeignetes Personal zu finden. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren – die Schicht- und Wochenendarbeit etwa oder der saisonale Betrieb.
Froh um Regentage
Bei Erscheinen dieser Ausgabe steht das Freibad Weyermannshaus kurz vor der Eröffnung. Sechs bis sieben Tage lang plätscherte das Frischwasser ins Becken, während Jano Schranz und seine Arbeitskollegen den Zaun darum herum wegräumten, die Hochsitze und das Sprungbrett montierten. Die Wege sind sauber, das Unkraut ist gejätet. Die Notfallstationen sind kontrolliert, die Lautsprecher getestet. Es steckt viel Arbeit hinter dem, was der durchschnittlichen Badibesucherin vermutlich gar nicht auffällt. Doch was macht das Weyerli-Team an einem verregneten Sommertag? Martin Sommer lacht: «Wir sind sehr froh um solche.» Denn während der Hitzeperioden steht die Aufsicht über die Badenden im Vordergrund. Mehr als 334’000 Gäste besuchten das Weyerli in der letzten Sommersaison. Sobald bei nassem Wetter nur noch die «Hardcore-Schwimmer» aufkreuzen, nutzen die Bademeister deshalb die Gelegenheit für eine Grundreinigung oder Unterhaltsarbeiten. «Es gibt nichts, was ich nicht gern mache», sagt Jano Schranz dazu. «Ich sehe es als Privileg, hier arbeiten zu dürfen.»
Das Freibad Weyermannshaus
Umfang: 460 m
Inhalt: 25 Mio. Liter Wasser
Speisung: Quellwasser
Offizielle Badeanstalt: seit 1910
Betoniert: Ende der 1950er-Jahre
Abschluss letzte Sanierung: 2022