Seit bald 50 Jahren Ein Herz für die Kleinsten: Monika Mettler

Tagesmutter aus Leidenschaft

Sascha Michael Campi
Monika Mettler sprüht vor Energie und Lebensfreude.

Foto: SMC

Einfach erklärt

Monika Mettler ist in Bümpliz seit bald 50 Jahren Tagesmutter. Ihr begegnet man oft mit einer Schar Kinder im Dorf. Monika Mettler ist in Bümpliz dank ihrer herzlichen Art bald schon eine Art Berühmtheit.

Seit 47 Jahren ist Monika Mettler als Tagesmutter tätig. Sie ist mittlerweile zu einer Bümplizer Koryphäe geworden, die man unter der Woche beinahe täglich im Bümplizer Zentrum mit dem Einkaufswägeli, gefolgt von Kindern, antrifft. Bereits als Schülerin hat Monika damit begonnen, auf Kinder aufzupassen.

Eine Ausbildung in diese Richtung wollte sie jedoch nicht einschlagen, da dies früher noch mit einem Aufenthalt im Welschen verbunden gewesen wäre und dazu war Monika nicht bereit gewesen. Als junge Frau entschied sie sich daher für eine Verkaufslehre bei Migros, einen Beruf, den sie nach Lehrabschluss nie mehr ausgeführt hat. Mit zwanzig wurde Monika bereits Mutter. Sie fühlte sich wohl in ihrer neuen Rolle als Mama. «Ich begann von da an selbstständig als Tagesmutter zu arbeiten. Ich erinnere mich noch heute an mein erstes Tageskind. Der kleine Rotschopf Antonio, gerade mal eineinhalbjährig. Die ersten zwei Jahre meiner Selbstständigkeit habe ich noch im Fischermätteli gewohnt, danach sind wir nach Bümpliz umgezogen. Bis heute führe ich meine Arbeit mit Herzblut aus», erklärt Monika bei einem Kaffee in ihrer Küche. Es hätte aber auch schwerere Fälle gegeben. Einmal hätte sie einen Jungen angenommen, der zuvor in der Kindertagesstätte ununterbrochen geweint habe. Auch bei ihr dauerte es fast drei Monate, bis sich der Junge eingewöhnt hatte. Der Küchentisch vor uns ist mit feinen Leckereien belegt. Monika liebt es zu kochen und das schätzen auch ihre kleinen Gäste sehr. «In den letzten Jahrzehnten hat sich vieles verändert…», beginnt Monika zu resignieren, «…früher war alles noch familiärer, man war auch mit den Eltern der Tageskinder enger verbunden, heute ist es einfach nur ein Job, doch auch das hat manchmal seine Vorteile.» Mittlerweile sind viele von Monikas ehemaligen Tageskindern bereits erwachsen und teils sogar selbst Eltern. Immer wieder treffen Grusskarten oder Glückwunschkarten zum Geburtstag in Monikas Briefkasten ein. «Ich freue mich immer sehr darüber, dass ich den Kindern auch später im Erwachsenenleben in Erinnerung bleibe, und es macht mich stolz, dass ich ihnen gewisse Werte auf ihrem Lebensweg mitgeben durfte.» Bei Monika wird der Respekt seit jeher gross geschrieben, ebenso das Fördern der sozialen Kompetenzen. Bei ihr am Mittagstisch sitzen meist Kinder verschiedener Nationalitäten unterschiedlichsten Alters. Probleme gibt es keine am Tisch, alle kennen die Regeln und halten sie ein. Etwas, auf was die Bümplizer Tagesmutter grossen Wert legt, ist das Spazieren und das Aufhalten an der frischen Luft, egal ob die Sonne scheint oder es regnet. «In gewissen Momenten bin ich streng und vielleicht auch altmodisch, doch nicht überall. Smartphones dürfen die Kinder bei mir ab 12 Jahren benutzen, lediglich am Tisch sind sie tabu. Ich bin der Meinung, man muss ihnen nichts verbieten, was ihnen zuhause auch erlaubt ist.» Wenn die engagierte Tagesmutter mal entspannen möchte, kehrt sie mit ihrem Ehemann in Yvonand ein. Dort hat sie mit ihrem Mann zusammen seit Jahren einen Stammplatz auf dem Campingplatz. «Es ist mein Ort des Friedens, um Energie zu tanken.» Nie wird Monika ihren ersten Urlaub mit den Tageskindern vergessen. Fünf Stück durften sie für eine Woche beim Campieren begleiten. Das Wetter spielte ihnen jedoch einen Streich. «Es hat geregnet ohne Ende. Meine Kollegin und ich waren nur noch mit dem Trocknen von Stiefeln und Jacken beschäftigt, da die Kinder trotz des Sauwetters immer rauswollten. Am Ende hatte ich ein schlechtes Gewissen, des Wetters wegen, doch die Kinder schwärmten nach unserer Rückkehr so intensiv, dass wir noch Jahre danach darauf angesprochen wurden. Es war wohl ein Abenteuerurlaub für sie, während es für mich einer der wenigen Momente in Yvonand war, bei denen ich nicht wie gewohnt zur Ruhe kam.» Monika lacht beim Erzählen, während sie an ihrem Kaffee nippt und weiter zurückblickt. Auf die Frage, weshalb sich Eltern lieber für eine Tagesmutter und nicht eine Kindertagesstätte entscheiden, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: «Flexibilität» Geben Eltern ihre Kinder in eine Kita, so ist das lediglich zu den vorangemeldeten Terminen und während den Öffnungszeiten möglich. «Bei mir kann man auch mal spontan anrufen, ohne Voranmeldung und es darf auch mal spät werden», erklärt Monika mit einem Lächeln.

GEKENNZEICHNET:
Teile diesen Artikel

Neue Beiträge

«Wir wünschen uns, dass man einander kennt»

Der FC Bethlehem gehört seit 60 Jahren untrennbar zu Bern West. Nebst sportlichen Zielen setzt er sich fürs Quartierleben ein. Zur Jubiläumsfeier sind denn auch alle willkommen.

Von Salome Guida 1 Min. zum Lesen

«Kennen Sie eine Ferienablösung für mich?»

Jahrelang bin ich bei Mister Minit im ersten Stock des Einkaufszentrums Westside…

Von Thomas Bornhauser 5 Min. zum Lesen

Saniert und erweitert: Schulhaus Bethlehemacker

Den Quartierbewohnenden gefällt es, die Kinder finden es «mega cool»: Die rund…

Von Marc de Roche 4 Min. zum Lesen

Adventszauber im Tscharni

Alles begann im Jahr 2017 mit einem Experiment: Es sollte ein kleiner,…

Von Miriam Schwarz 1 Min. zum Lesen

Mit Gipsbein auf den Roller

«Das müssen wir operieren», sagt der mir empfohlene Fusschirurg im Sinne einer…

Von Thomas Bornhauser 5 Min. zum Lesen