«Ich finde diese Traglufthalle als Übergangslösung, bis uns die neue Turnhalle in ungefähr einem Jahr zur Verfügung stehen wird, eine coole Idee», nimmt uns Sylvie Helfer schon vor der ersten Frage die Luft aus dem Ballon. Wenn man aber weiss, was dahintersteckt, ist man durchaus geneigt, mit ihr einig zu gehen.
Wie ein grosses Rettungsboot
Sie gleicht einer grossen, der Länge nach aufgeschnittenen Wassermelone, die Traglufthalle im Besitz der Stadt Bern, in der heute die Schülerinnen und Schüler ihre sportlichen Leistungen im Schwabgut abrufen. Die Vorbereitungen zum Stellen der Halle seien nicht zu unterschätzen gewesen, sagt Helfer. Heisst: Es brauchte drei Wochen Zeit, bis der Boden den Ansprüchen genügte. Das Aufstellen der Halle an sich dauerte bloss einen Tag und war mit dem Aufblasen eines Rettungsbootes zu vergleichen. Zuerst wurde der riesige Kunststoffwürfel auseinandergefaltet, um anschliessend von Fachleuten aufgeblasen zu werden. Es galt danach, die riesigen Wände professionell reinigen zu lassen.
Überdruck wie im Flugzeug
Anspruchsvoll war ebenso das Anbringen der Bodenmarkierungen. Es gibt in der Schweiz nur drei Unternehmungen, die dafür in Frage kommen, in Bern wirkten die Gerber Markierungen aus Root (LU). Das Funktionsprinzip der Halle ist einfach: Mit der eingepumpten Luft entsteht – ähnlich wie in einem Flugzeug – ein Überdruck, der die Konstruktion so aufbläst, dass sie für die Ansprüche während der Turnstunden genügt. Das heisst jedoch auch, dass man sie nicht einfach durch eine normale Türe betreten kann (sonst würde ja die Luft entweichen und die Halle langsam aber sicher in sich zusammensacken). Schülerinnen und Schüler nutzen dazu deshalb eine Schleuse. Erste Türe auf, den Zwischenraum betreten, die erste Türe zu. Erst dann wird die zweite Türe geöffnet.
Rücksicht auf die Nachbarn
Sylvie Helfer nimmt kein Blatt vor den Mund, spricht offen und ehrlich, dass grosse Bauarbeiten nicht bloss Engagement und Fingerspitzengespür der Planer und Architektinnen erfordern. Es gilt auch, auf die Nachbarschaft Rücksicht zu nehmen. So wurde beispielsweise das Aggregat für die Luftzufuhr der Halle so platziert, dass die Geräuschemissionen für die Anwohnenden möglichst gering bleiben. Und wie ist das Echo bei den Benutzerinnen und Benutzern der Traglufthalle? Helfer schmunzelt: «Wie immer bei Neuem. Sie wird kritisch und skeptisch betrachtet, mit der Zeit freundet man sich aber sogar mit dem Ungewöhnlichen an, auch wenn dieses Provisorium niemals eine echte Turnhalle mit Garderoben und Toilettenanlagen ersetzen kann.»