Die Gemeindeversammlung Wohlen bewilligt Kredite für Hinterkappelen

«Wir fühlen uns gehört und ernst genommen»

Martin Jost
Visualisierung des neuen Dorfplatzes mit Neubau Bibliothek / Ludothek.

Foto: zvg

Einfach erklärt

In der Gemeinde Wohlen können Stimmberechtigte an der Gemeindeversammlung über Projekte bestimmen. Nun sagten sie Ja zu zwei Krediten: zur Erneuerung einer Schulanlage und der Sanierung von Wasserleitungen.

Am 21. Oktober fand in Hinterkappelen eine ausserordentliche Versammlung der Einwohnergemeinde Wohlen statt. Die Stimmberechtigten genehmigten Anträge des Gemeinderates für Kredite zur Erneuerung einer Schulanlage und für Sanierungsarbeiten der Wasserwirtschaft.

In Wohlen ist die Möglichkeit zur politischen Beteiligung besonders gross, denn die Stimmberechtigten als gesetzgebende Institution fällen anlässlich der Gemeindeversammlungen die Entscheidungen auf kommunaler Ebene. Das bleibt weiterhin so, denn vor gut zwei Jahren lehnte die Bevölkerung die Einführung eines Parlamentes ab. Heinrich Summermatter als Leiter der Gemeindeversammlung eröffnet die Versammlung und leitet zügig über zu den beiden Haupttraktanden, wobei der Fokus auf der Erneuerung der Schulanlage Hinterkappelen Dorf liegt. Nach dem Planungsverfahren soll das Projekt nun in die nächste Phase übergehen. Dazu ist ein Kredit in der Höhe von 1,62 Mio. Franken für die Projektierungsphase erforderlich. In einer ausführlichen Präsentation stellt die zuständige Gemeinderätin Eva Zanetti Ogniewicz das Konzept vor. Ihre Überzeugung dafür begründet sie vor allem damit, dass daraus ein grosser Nutzen für das ganze Dorf entsteht. Insbesondere, weil auch die Bibliothek, die Ludothek, die Musik- und Tagesschule auf dem Areal eingebettet würden. Zudem, so die Gemeinderätin, sei die Bausubstanz der bestehenden Anlage teilweise in bedenklichem Zustand und sie betont, dass das Vorhaben durch das Architekturteam bis zur Baubewilligung in allen Details ausgearbeitet würde.

Unterstützung von allen Parteien

Danach kommen die Mitglieder der Versammlung zu Wort. Wer jedoch grundsätzliche Kritik erwartet hatte, sieht sich getäuscht. Quer durch alle Parteien findet das Projekt Unterstützung, nur einzelne Punkte geben Anlass zu Diskussionen, verbunden mit der Aufforderung an alle Involvierten, Raum zu schaffen für Verbesserungen. Mehr Transparenz bei der Verkehrsführung, ein Wendeplatz für Autos und zusätzliche Informationen zur Energieversorgung stehen auf der Wunschliste. Auch die stark steigende Zahl der Parkplätze sorgt für Stirnrunzeln. Die positive Haltung wird gestärkt durch die Aussage eines direkt betroffenen Lehrers mit seiner Feststellung, dass sich die Lehrpersonen während des Auswahlverfahrens gehört und ernst genommen fühlten. Der Antrag der IG Dorfstrasse, einen Teil des Neubaus für eine kommerzielle Drittnutzung zu öffnen, lehnen die Stimmberechtigten mit 29 zu 22 Stimmen ab. Anschliessend votiert die Versammlung über den Kredit: Mit 68 Ja- zu einer einzigen Nein-Stimme fällt das Ergebnis überdeutlich aus. Nun ist die Reihe am Vizegemeindepräsidenten Andreas Remund, der die zweite Vorlage präsentiert. Es ist ein Verpflichtungskredit zum Werterhalt der Infrastrukturanlagen der Abwasserentsorgung und der Wasserversorgung in Wohlen. Eher trocken findet der Referent sein Thema, obschon Wasser die Hauptrolle spielt.

Nur 75 von 6700 Berechtigten

Allerdings fliesst das Wasser im Dorf teils durch eine Mischwasserleitung, mit der Sanierung soll das Sauberwasser vom Abwasser getrennt werden. Die Leitungen der Wasserversorgung wurden im Jahr 1926 installiert, entsprechend ist ihr Zustand; mehrere Rohrbrüche sind ein deutlicher Hinweis dafür. Die Kosten für beide Projekte betragen 1,1 Mio. Franken, finanziert mit vorhandenem Geld aus der Spezialfinanzierung. Der Antrag findet eine grosse Mehrheit. Zum Schluss der Veranstaltung informieren die Mitglieder des Gemeinderates über Verschiedenes aus der Gemeinde, wie dem Sozialprojekt Culinaria oder dem speziellen Wahlsystem in Wohlen mit stillen Wahlen. Anderseits haben die Anwesenden Gelegenheit für Fragen und Anregungen, auf welche die Mitglieder des Gemeinderates eingehen. Das dauert jedoch nicht mehr lange, die Zeit ist fortgeschritten und mit den beiden Anträgen sind die wichtigsten Punkte erledigt. Zurück bleibt die Erkenntnis von gelebter kommunaler Demokratie. Die jedoch gefährdet ist, wenn die Beteiligung nachlässt. An der Versammlung war nur gut 1 % der stimmberechtigten Bevölkerung anwesend. Es muss künftig eine der nobelsten Aufgaben der politischen Instanzen sein, das Interesse an politischer Beteiligung zu fördern. Nicht nur in der Gemeinde Wohlen.

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