Gelebte Biodiversität

Wiesen mähen im richtigen Rhythmus

Marc de Roche
Hier wird die Wiese klein gehackt. Der Motor (12 kg auf dem Rücken) bringt drei PS auf die High-Tech-Mähfäden. Da bleibt nichts Lebendiges zurück.

Foto: Foto: MDR

Einfach erklärt
In der Öffentlichkeit sollten Wiesen und Parkanlagen so gemäht werden, dass die vielen tausend Kleintiere darin überleben können. Das gilt auch für den eigenen Garten.
Bunte Blumenvielfalt hellt tristes Betongrau auf, an Schmetterlingen und Wildbienen erfreuen sich Gross und Klein. Überhandnehmen darf die Fauna nicht; dafür sorgt Stadtgrün Bern. Doch häuften sich in den letzten Wochen Klagen über zu radikales Stutzen der Grünflächen.

Naturfreunde waren entsetzt. Schon mitten im Sommer wurde auf öffentlichen Plätzen und in Parkanlagen gemäht. Im Brünnenpark stand kein einziger Saum mehr und keine Blumen. Von Passanten hörte man Aussagen wie: «Was bringt es, Aufwertungen für Wildbienen zu machen, wenn ihre gesamte Lebensgrundlage in einem Moment verschwindet? Die noch bestehenden artenreichen Wiesen müssen geschützt und aufgewertet werden.» Denn so können sich Pflanzen ausreichend vermehren, Insekten genug Nahrung finden und Kleintiere sich verstecken.

Umstrukturierung

Auf die Kommentare angesprochen, erklärt Stadtgrün: «Mit der Umstrukturierung der Grünflächenpflege ist offenbar Wissen und Praxis zum Mähregime verloren gegangen, wie wir dieses Jahr ebenfalls schon an verschiedenen Orten festgestellt haben. Wir werden das intern klären.» Also alles wieder gut? Wohl nicht. Denn es wurde auch rund um den Friedhof Bümpliz auf Millimeterhöhe gemäht. Und eine Stadtgrün-Brigade «rasierte» die vormals grüne Fläche am Holen-ackerplatz in wenigen Stunden ab. Die neuen Rasentrimmer mit 8000 Umdrehungen pro Minute zerhacken Gräser, Blumen, Käfer, Schmetterlingsraupen und noch andere Kleintiere. 

Naturschonendes Mähen

Der richtige Mäh-Rhythmus fördert das Gedeihen der biodiversen Wiese und stärkt das Pflanzenwachstum. Zu häufiges Mähen kann den Tod für Insekten und Kleintiere bedeuten; bleibt eine Wiese aber zu lang ungemäht, nehmen schnell wachsende Pflanzen überhand und vertreiben kleine oder langsamer wachsende. Fingerspitzengefühl ist also gefragt. 

Biodivers mähen – ein paar einfache Regeln:

– Nicht zu oft mähen: ein- bis zweimal im Jahr reicht.

– Erst mähen, wenn Blumen verblüht sind, sie also Zeit hatten, Samen zu bilden und sich fortzupflanzen. 

– Am frühen Morgen oder späten Nachmittag mähen – dann befinden sich weniger Insekten auf der Wiese.

– Gestaffelt mähen: erst die eine, einen Monat später die zweite Hälfte der Wiese mähen.

– Mähgut liegen lassen, damit Pflanzen versamen und sich verbreiten können. Ungemähte Streifen stehen lassen: Altgrasstreifen bieten Kleintieren und Insekten wertvollen Unterschlupf. 

– Sense statt Rasen- oder Fadenmäher nutzen: So werden weniger Insekten zerhackt, das Gras bleibt zum Versamen liegen.

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