«Godi Schweizer ist einer jener Schweizer, die finden, es gebe zu viele Schweizer in der Schweiz. Die Schweiz sei überschweizert, vor lauter Schweizern sehe man die Schweiz bald nicht mehr, und es schweizere bedenklich durch die ganze Schweiz hindurch.»
Berndeutsch
Im Dialekt klingt dieser Anfang einer seiner Texte wie ein Lautgedicht. «Berndeutsch ist eine gesungene Sprache, Züri-Deutsch hingegen wie ein ‹Chlapf a Gring› und bei den St. Gallern hat man das Gefühl, es spricht ein Papagei unter Viagraeinfluss. Nein, nur auf Berndeutsch kann man böse Dinge nennen und es klingt noch immer wie ein Alpsegen», ergänzt der Satiriker mit dem verschmitzten Lachen unter dem Oberlippenschnäuzer.
Nachhaltig
«Deshalb will Godi Schweizer eine Initiative starten, die verlangt, dass es in der Schweiz nicht mehr so viele Schweizer geben dürfe. Die Schweiz gehöre den Schweizern, sagt Schweizer, aber wenn es zu viele Schweizer habe in der Schweiz, gebe es ihm, Schweizer, und allen anderen Schweizern zu wenig Schweiz. Je weniger Schweizer es habe in der Schweiz, umso mehr Schweiz gehöre ihm, Schweizer und allen anderen Schweizern, sagt Schweizer.» Willkommen in der Satire, in der Welt jenes Journalisten, dessen Finger von der Tastaur abrutscht sind. Absichtlich. «Journalisten müssen Fakten ermitteln. Satiriker können genussvoll Geschichten erfinden. Dies macht mehr Spass und wirkt wohl politisch nachhaltiger», meint er.
Teilnehmen
«Deshalb müsse man die Schweiz nun endlich durchschweizern und jene Schweizer, die zu viel seien in der Schweiz, ausschweizern. Und wenn man ihn dann fragt wie er dies machen wolle, jene Schweizer, die zu viel seien in der Schweiz, auszuschweizern, dann sagt Schweizer: ‹Ausweisen, ausbürgern oder nicht mehr hineinlassen, wenn sie von den Ferien heimkommen.›» Mit Inbrunst dichtet er, bewirkt er, beisst er sich an einem Thema fest. Ohne Bisshemmungen. Dafür mit Nachdruck. «Mit meiner Satire will ich sprachlich etwas bieten, habe gleichzeitig aber den Anspruch, politisch und gesellschaftlich mit meinen Texten am Leben teilzunehmen. Teilnehmen mag wie eine grobschlächtige Untertreibung klingen, aber beim Versuch seine Texte auf den Sockel der Kunst zu stellen, meint er nur: «Etwas bewirken ist hochgegriffen, ich will mich einfach frei von Zwängen ausdrücken.» Eines aber dürfen jene Journalisten, deren Hände noch nicht abgerutscht sind, getrost feststellen: Heinz Däpp skizziert den Übergang vom Berner Troubadour Mani Matter, den er bestens kannte, hin zur heutigen Poetry-Slam-Szene. «Diese jungen Künstlerinnen beeindrucken mich», meint er anerkennend und stellt erneut lieber andere ins Rampenlicht und sich selbst wieder an den Schreibtisch oder das Rednerpult.
Wortakrobat
«Und wenn man ihn dann weiter fragt, welche Schweizer man ausweisen, ausbürgern oder nicht mehr hineinlassen solle, wenn sie von den Ferien heimkämen, dann sagt Schweizer: ‹Jene Schweizer, die schweizerischer sind als die Schweizer. Und schweizerischer als die Schweizer sind jene Schweizer, die sagen, es habe zu viele Ausländer in der Schweiz.›» Und langsam weicht der Klang dem Inhalt, langsam entsteht Tiefgang unter den oberflächlichen Wortspielen, Satire über dem komödianten Überskizzieren. Wäre er rückblickend lieber erst gar nicht Journalist geworden? Däpp verneint: «Ich würde wohl wieder Journalist werden, weil ich nichts anderes kann, als mit Wörtern um mich zu schlagen. Ich bin handwerklich eine Null, wäre ein miserabler Buchhalter und kann auch nicht singen. Was ich rückblickend allerdings anders machen würde: früher als erst in der beruflichen Lebensmitte vom Journalismus auf die Satire umsatteln.»
Zwischen Mani Matter und der talentierten Kleinkunstszene Berns steht heute ein Name: Heinz Däpp. Er ist und bleibt der Wegbereiter für alle, die sich Wegstreiter nennen. Ungebrochen gilt das aber auch heute noch für ihn selbst.