Art-Nachlassstiftung

Was ist mit meinem Werk, wenn ich nicht mehr da bin?

Nadine Geissbühler
Danièle Héritier, Sebastian Winkler und Dominik Tomasik.

Foto: NJG

Einfach erklärt

Die ART-Nachlassstiftung kümmert sich darum, dass die Werke von Künstlerinnen und Künstlern über deren Tod hinaus bewahrt und geschützt werden. Die Werke sollen für kommende Generationen erhalten werden.

Die ART-Nachlassstiftung für Kunstschaffende bietet Lösungen auf diese Frage, die sich Künstlerinnen und Künstler immer wieder stellen. Seit Jahren leistet die Stiftung einen wichtigen Beitrag an die Bewahrung und Pflege vom Kulturerbe der Schweiz und sichert so Nachlässe für die nachfolgenden Generationen.

Rund 15’000 Werke auf einer Lagerfläche von zirka 300m² betreut die ART-Nachlassstiftung zur Zeit. Mit anderen Worten: Werke von 20 Künstlerinnen wie zum Beispiel Vera Isler, Serge Brignoni, Otto Tschumi, Margrit Jäggli oder der im März 2023 verstorbenen Ka Moser. Es sind Kunstwerke von renommierten Künstlerinnen, die zwar lokal verankert, aber mit ihrem Schaffen über die Regions- und Landesgrenzen hinaus anerkannt sind. Die Kunstwerke werden nicht einfach nur gelagert, sondern archiviert und mit einer professionellen Museumssoftware inventarisiert.

Die Gründung

Vor einigen Jahren stellten Günther Ketterer, Mitglied der Stiftung für bernische Kunst- und Kulturschaffende, und Peter Gunter, damaliges Mitglied der Beatrice und Otto Tschumi Stiftung, fest, dass sich Kunstschaffende, neben den allgemeinen Überlebenssorgen am meisten darüber Gedanken machen, was mit ihrem Werk nach ihrem Tod geschieht. So entstand die Idee zur Gründung einer Nachlassstiftung.

Die ART-Nachlassstiftung für Kunstschaffende wurde am 25. Mai 2010 gegründet und hat sich zur Aufgabe gesetzt, Werke kunsthistorisch bedeutender bildender Künstlerinnen zu betreuen. Es sei eine enorme Herausforderung, den laufend zunehmenden Bestand der Nachlässe mit den geringen Mitteln, die zu Verfügung stehen, professionell zu bewirtschaften. «Deshalb sind wir auf Unterstützungsgelder der öffentlichen Hand und private Fördergelder angewiesen», erzählt Danièle Héritier, Geschäftsführerin der ART-Nachlassstiftung, kurz ANS, die auch Kunsthistorikerin und Stiftungsmanagerin ist.

Ein eigener Kunstraum

Im Kunstraum an der Bümplizstrasse 112 ist zugleich auch die Geschäftsstelle der ART-Nachlassstiftung. Dort arbeiten zusammen mit Danièle Héritier auch Dominik Tomasik als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kurator und Kunsthistoriker sowie Sebastian Winkler als Projektleiter, Kurator und Künstler. Auch der Sitz von videokunst.ch befindet sich hier an dieser Adresse.

Die anvertrauten Werke sollen nicht nur zu professionellen Bedingungen konserviert, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Im Kunstraum, inmitten der Fussgängerzone von Bümpliz, ist ein lebendiger Raum des Austausches entstanden. Die gezeigten Werke in den Ausstellungen des Kunstraums reichen von Nachlass-Künstlerinnen bis hin zu aktuellen, jungen Kunstschaffenden. Es finden auch Lesungen und Performances statt. Das Ziel ist eine öffentliche Zugänglichmachung der Nachlassbestände und eine Gegenüberstellung mit aktuellen Tendenzen künstlerischen Schaffens, erzählt Héritier. Im Untergeschoss bietet die Plattform videokunst.ch Kunstschaffenden die Möglichkeit, ihre Videoarbeiten auszustellen. Und so ist der Raum Galerie, Showroom und Off Space zugleich und ein offener Ort des kulturellen Austausches für alle Generationen und Schichten im grössten Quartier von Bern.

Nachlässe und Erbverträge

Als Kunstschaffende gibt es die Möglichkeit, zu Lebzeiten mit der Stiftung einen Erbvertrag abzuschliessen. So hat die Künstlerin selbst die Wahl, welche Werke und in welchem Ausmass die Kunst gestiftet werden soll. Ist eine kunstschaffende Person verstorben, wird die Stiftung im Normalfall durch die Erben kontaktiert. Es finden Gespräche und die Sichtung der Werke statt, um eine Übersicht über die Gesamtheit des Nachlasses zu bekommen. Manchmal gilt es dann, eine ganze Wohnung samt Künstleratelier zu räumen. Danach sind die Werke zu lagern und später fachgerecht zu inventarisieren und archivieren.

Durch die Zusammenarbeit mit Galerien, Museen und anderen Institutionen wird die Kunst einem möglichst breiten Publikum zugänglich gemacht. Vereinzelt können Werke aus dem Nachlassbestand auch veräussert werden. Ziel ist es, die Gesamtheit des Schaffens einer Künstlerin abzubilden und erkennbar zu machen. Mit dem Kunstraum in Bern-Bümpliz besteht ein Ort der Begegnung, wo dieses Schaffen von Kunst niederschwellig sichtbar wird.

 

Kunstraum Bern-Bümpliz

Bümplizstrasse 112

Auf vielseitigen Wunsch: Verlängerung Hermann Plattner Ausstellung bis am 13. Januar.

Führung:

Samstag, 16. Dezember, 15 Uhr.

Finissage:

Samstag, 13. Januar, 15 Uhr, mit dialogischer Führung von Steffi Göber und Dominik Tomasik, Kuratorin und Kurator der Hermann Plattner Ausstellung von der Kooperation ART-Archiv.

Programm 2024

-27. Januar bis 9. März
«Ein langer Weg in kurzer Zeit» Tomas Kratky und seine Generation

-22. März bis 11. Mai
«Der Puls der Farbe», Ka Moser

-25. Mai bis 06. Juli
«Planeten»
Diverse Künstlerinnen

-13. Juli  bis 24. August
Schaufenster-AusstellungSommerpause

-7. September bis 9. November
«Hard Edge», div. Künstlerinnen

-23. November bis 18. Januar
Max von Mühlenen

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