Der neue Nissan «Ariya» im Fahrzeugtest

Vorreiter mit bequemem Sattel

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
Innen wie aussen: Der neue Nissan «Ariya» traut sich was und verfügt über moderne Kurven und ein gehobenes Interieur.

Foto: SJ

Einfach erklärt
Die BümplizWochen testet regelmässig neue Fahrzeuge. Diesmal ist es der Nissan «Ariya», ein Elektro-Auto mit futuristischem Design und viel Komfort. Das zeigt der Test.
Was die Hybridtechnologie oder Wasserstoff angeht, ist der japanische Konzern Toyota Pionier. In Sachen Elektro hingegen ist es ein anderer japanischer Autohersteller: Nissan. Seit Nissan aber mit dem Modell «Leaf» im Jahre 2012 diese Stellung eingenommen hat, sind viel Zeit und Modelle anderer Hersteller verstrichen. Der neue «Ariya» soll nun die Vormachtstellung wieder festigen.

Vorreiter sein heisst, etwas zu wagen, mutig sein, anders sein. Rein äusserlich kann man dem «Ariya» wirklich nicht vorwerfen, dass er dies nicht vollends erfüllen würde. Wo andere Automarken bei den Konzeptwagen gerne visionäre Haptiken einbauen und diese in der Serienproduktion dann weglassen, geht Nissan diesen Weg konsequent weiter. Ein futuristisch anmutender Crossover-SUV, insbesondere mit Blick auf die Front. Die schmalen Scheinwerfer und der grosse, sich nach unten verjüngende Kühlergrill bilden das neue Markengesicht von Nissan, leuchtendes Logo inklusive.

Wohnfahren

Wie fühlt sich die Zukunft denn beim Fahren an? Neu bietet die Th. Willy AG in Bern-Bümpliz Nissan an und hat uns das Testfahrzeug zur Verfügung gestellt. Der «Aryia» sollte uns von Bümpliz nach Hinterkappelen bringen, um von dort aus den Wohlensee zu umrunden, bis es schliesslich von Frauenkappelen und über Mühleberg zurückgeht. Dass eine Fahrt entlang von viel Natur und Architektur zum «Ariya» passt, widerspiegelt sich im Innenraum: Die Mittelkonsole beschränkt sich auf den Platz zwischen den Frontsitzen, vorne herrscht dafür massig Beinfreiheit. Zudem lässt sich die Konsole per Knopfdruck verschieben, sodass man ein mobiles Büro für unterwegs einrichten kann.Das gilt es zu nutzen: Dieser Text entsteht deshalb gleich im Auto. Immer wieder fällt dabei der Blick auf ein minimalistisches Armaturenbrett mit zwei 12,3 Zoll grossen Bildschirmen. Dazu gehören Knöpfe, die leuchten und leicht vibrieren, wenn sie betätigt werden. Damit das Heimelige nicht zu kurz kommt, verbindet Nissan die Technik mit einer Holzleiste, in die sogar die Knöpfe der Klimaanlage eingelassen sind. So etwas kannte man bisher nur von Luxusautos. Ein wohnliches Ambiente mit modernster Technik und einem Hauch Eleganz.

Leise, leiser, Nissan

Das weckt Ambitionen für die Fahrt. Die Version mit 242 PS für das Fortbewegen der 2,2 Tonnen scheint perfekt austariert. Genug Beschleunigung, um die Traktoren zu überholen, die an diesem Tag fleissig Gülle austragen. Aber dennoch genug abgestimmt, sodass die ruckartigen Bewegungen beim Beschleunigen gänzlich ausbleiben. Die starke Rekuperation erfolgt mit dem One-Pedal-System, einer Besonderheit, die bisher nur Volvo vorenthalten war. Den Kranz gewinnt der «Ariya» aber mit der Geräuschabsorption. Selbst der Abrieb auf der Strasse ist nicht zu hören, es ist so still im Cockpit, dass man über die Bose-Boxen selbst die Atmung der Jodler hört, wenn sie vor dem Jutz noch einmal Luft holen.

Weite Wege

Zeit, die Autozukunft mit dem  Wohlensee und seinen schmalen Strassen zu verbinden. «Ariya» und die sich schlängelnden Landstrassen, eine Kombination, die passt. Bliebe in diesen ländlichen Gegenden der Blick auf die Reichweite. 500 km gibt der Hersteller an. Damit liegt der Nissan gut im Feld der Konkurrenz. Umso mehr, als diese Angabe auch durch viel Elektronik und Heizung nicht unverhältnismässig an Reichweite verliert. Die Fahrt zurück wird so zu einem Schaulaufen eines Autos, das mit 1,6 m Höhe und 4,6 m Länge ideale Voraussetzungen für massig Platz bietet. Das uns zur Verfügung gestellte Auto ist ab 45’990 Franken erhältlich.

Die mutige Optik wirkt gleichwohl futuristisch wie heimelig. Genauso das Fahren. Ein rundum ausgeklügeltes und stimmiges Gesamtpaket. Nissan hat sich Zeit gelassen mit dem neusten Wurf. Die Vormachtstellung haben inzwischen andere eingenommen. Bisher. Ob der «Aryia» diese nun zurückerobert? Man kann es vermutlich so formulieren: Mit diesem Auto galoppiert der Vorreiter mit bequemem Sattel und viel Platz ins Feld.

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