Sie war 13-fache Nationalspielerin, Cupsiegerin und Vizemeisterin, als ein Vertrag als Halbprofi bei GC auf dem Tisch lag. Doch für viele überraschend entschied sie sich gegen GC und für das Schiedsrichterwesen. Schon damals pfiff sie Spiele in unteren Ligen, bewies viel Talent und erhielt deshalb vom Verband das Angebot, in eine höhere Liga aufzusteigen, doch nur unter der Bedingung, dass sie vom aktiven Fussball zurücktritt. Désirée Grundbacher entschied sich gegen die Aktivkarriere als Spielerin und so begann ihr kometenhafter Aufstieg als Unparteiische. Schon 2012 wurde sie FIFA-Schiedsrichterin, im April vergangenen Jahres pfiff sie ihre erste Partie in der Super League und bereits sind acht weitere Begegnungen dazugekommen. Ende März bot der Schweizerische Fussballverband Désirée Grundbacher als Schiedsrichterin des Finals des AXA Women’s Cup zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Zürich auf. Dies ist keine Überraschung. Eine Premiere im Schweizer Fussball ist hingegen, dass sie von zwei Frauen (Susanne Küng und Linda Schmid) assistiert wurde und auch die vierte Offizielle, Laura Mauricio, ebenso wie die VAR im Video Operation Room in Volketswil (Michèle Schmölzer und Déborah Anex ) ausschliesslich Frauen mit FIFA-Status sind.
Jetzt die Heim-EM
Vom 2. – 27. Juli findet in der Schweiz die UEFA Women’s EURO statt. Neben dem Schweizer Nationalteam wird auch Désirée Grundbacher als Schiedsrichterin im Einsatz stehen. Dies gab die UEFA am 31. März bekannt. Neben der 41-jährigen Bümplizerin sind noch drei weitere heimische Referees aufgeboten: Susanne Küng und Linda Schmid als Assistentinnen sowie Fedayi San als Videoassistent.
Bis zu 14 km pro Spiel
Weil die UEFA den Kandidatinnen ein «silenzio stampa» auferlegte, darf uns die Frau aus dem Westen Berns im Moment keine Auskunft erteilen. Doch aus einem Gespräch, das die BümplizWochen vor vier Jahren mit Grundbacher führte, wissen wir, was die Frau, die in einem Match auch einmal 14 km läuft, zu ihrem Wechsel von der Fussballerin zur Schiedsrichterin sagt: «Ich war es satt, all meine Ferien für Nationalteam-Zusammenzüge aufzuwenden, hatte andere Ziele. Ich wollte eine Familie gründen, Kinder haben – das alles hätte sich mit dem Leben als Halbprofi neben dem Beruf nicht vereinbaren lassen.» Mittlerweile ist jedoch die Belastung für die Mutter von zwei Kindern nicht kleiner geworden. Sie arbeitet zu 50 % bei einer Krankenkasse und hält sich mit viermal wöchentlichem Training fit. «Denn wenn man fit ist, befindet man sich näher am Ball, hat mehr Sauerstoff im Kopf und kann so bessere Entscheide fällen», erklärte sie in einem Gespräch auf SRF.
Das unschlagbare Traumduo
Begonnen hat die Fussball-Leidenschaft bei Désirée Grundbacher wie auch bei vielen «Bärner Giele» in den Achtzigerjahren auf einer Wiese an der Melchiorstras-se: Baykal Kolagsizoglu-Bellusci und Désirée Grundbacher besuchten im Bethlehemacker zusammen die Schule und jagten in jeder freien Minute dem Lederball hinterher. Wurden Mannschaften zusammengestellt, wollten alle mit Désirée und Baykal im selben Team sein. Kein Wunder: Désirée wurde 13-fache Nationalspielerin und ist heute FIFA-Schiedsrichterin, Baykal spielte lange in der obersten Spielklasse in der Schweiz, der Bundesliga, der Türkei und in Bulgarien. Sie waren die Besten, verstanden sich blind und sind noch heute eng mit dem Fussball verbunden, Baykal als Berater von Spielern, Désirée als Unparteiische.
Grössen aus dem Westen von Bern
Der Westen Berns ist eine Fussball-Talentschmiede. Nicht nur Désirée Grundbacher, sondern auch andere Grössen wie Nationalspieler Kwadwo Duah, Antonio Pagano, Leonardo Bertone, Maurizio Jacobacci, Grégory Wüthrich und Baykal starteten ihre Karriere zwischen den Hochhäusern des Tscharnerguts.