Mit 3700 Einwohnerinnen und Einwohnern hat das Kleefeld die Grösse eines mittleren Schweizer Dorfes. Das Quartier ist multikulturell und weist einen hohen Anteil Kinder und Jugendlicher aus. Viele Haushalte müssen hier mit einem tiefen Einkommen auskommen. Das Kleefeld ist mitunter auch ein sozialer Brennpunkt; aktuell besteht eine erhöhte Problematik im Bereich der Jugendgewalt. Am Rundgang mit der Regierungsdelegation wurde dies breit diskutiert und gleichzeitig die vielfältigen Ansätze und Ini-tiativen aufgezeigt, wie im Quartier damit umgegangen wird.
Hotspot Schulhaus
Am Oberstufenschulhaus Bümpliz erzählte Schulleiter Bastian Stalder, dass sich an seiner Schule betreffend Jugendgewalt ein Hotspot entwickelt hat. Eine Schülerbefragung ergab, dass viele Schülerinnen und Schüler Gewalterfahrungen gemacht haben, aber nicht offen darüber sprechen. Als eine der ergriffenen Massnahmen wurde ein Runder Tisch initiiert, an dem sich die beteiligten Stellen inkl. der Polizei zusammensetzen. So kann gemeinsam auf neue Entwicklungen reagiert werden. Besuche der Präventionsstelle der Polizei und Präventionsmodule der Stadt werden in den Unterricht inte-griert. Ausserdem sind bauliche Massnahmen vorgesehen, um den Aussenraum sicherer zu machen, etwa über eine bessere Beleuchtung. Leider fehlen für derartige bauliche Anpassungen oft die Mittel. Das Oberstufenschulhaus in Bümpliz ist am Wochenende auch Treffpunkt für Jugendliche aus einem grösseren Umkreis. Hier kommt die Jugendpa-trouille der Kantonspolizei zum Einsatz. Diese setzen sich aus zwei Polizistinnen und Polizisten in Zivil zusammen. Sie treten in Kontakt mit den Jugendlichen, bauen mit diesen eine Beziehung auf und können so heikle Situa-tionen besser entschärfen. Dieser Ansatz wirkt präventiv und hat sich in Bümpliz bewährt.
Fehlende Treffpunkte für
Jugendliche im Kleefeld
Im Kleefeld zeigten Brigitte Schlätti vom Quartierbüro sowie Houwayda Schöni und Kurt Beutler von der Interessensgemeinschaft Kleefeld auf, dass in den letzten Jahren verschiedene Angebote für Jugendliche im Quartier eingestellt und Räume für Jugendliche geschlossen werden mussten. Der Aussenraum ist unattraktiv, mit nicht unterhaltenen Sandkasten, seit Jahren fehlenden Fussballtoren bis hin zu den fehlenden Sitzgelegenheiten, damit sich Jugendliche draussen treffen können. Der Rundgang führte die Delegation ausserdem in eine der Abstellhallen des Kleefelds: Da ein Treffpunkt für Jugendliche fehlt, treffen sich hier die älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen jeweils am
Wochenende.
Angebote schaffen
Mit grossem Engagement wird von Quartierbüro und Interessensgemeinschaft daran gearbeitet, niederschwellige Anlaufstellen zu schaffen und Angebote für Kinder sowie Jugendliche bereitzuhalten. Sei es bei Veloflickanlässen, dem Einbezug der Kinder bei der Sauberhaltung des Areals, mit der künstlerischen Neugestaltung eines Trafohäuschens oder Sportanlässen. Jedes Angebot wird von den Jugendlichen begierig aufgegriffen, so nahmen im Sommer zum Beispiel hunderte Kinder an einem Fussballturnier teil. Die engagierten Quartierbewohnerinnen und -bewohner stossen allerdings immer wieder auf Schwierigkeiten, sei es weil die Mittel fehlen, Verwaltungsauflagen Projekte verhindern oder die Mieten für leerstehende Räume im Quartier so hoch sind, dass nur eine kommerzielle Nutzung möglich ist. So konnte etwa eine Wiederbelebung der Jugenddisco nicht realisiert werden.
Zentrales Element der Sicherheitspolitik im Quartier ist die Prävention, indem den Jugendlichen Aktivitäten und eine sichere und attraktive Umgebung geboten werden. Gleichzeitig besteht eine funktionierende Zusammenarbeit mit der Polizei. Basis für die Erhöhung der Sicherheit ist dabei eine engagierte Bewohnerschaft, die hinschaut, die Bedürfnisse der Jugendlichen ernst nimmt und sich für diese einsetzt. Wichtig sind aber auch ausreichend Mittel, um Angebote nachhaltig zu sichern. Regierungspräsident Müller zeigte sich beeindruckt von den vorgestellten Initiativen, dem gezeigten Engagement und den innovativen Ansätzen, bei denen Bewohnerschaft, Gemeinwesensarbeit, Schule, Quartierkommission und Polizei zusammenarbeiten. Für Quartiervertreterinnen und -vertreter wie auch die kantonalen Besucher war es ein spannender Austausch, der die Breite des Themas der Sicherheitspolitik aufgezeigt hat.