Jelena Spycher hat keine Zeit zum Durchatmen. Ohne Zeitverlust holt sie Schnitzel mit Pommes an der Küchenschleuse ab. Hinter dieser schuftet ihr Mann Martin, im Untergeschoss paniert die Tochter Fleischstücke. Derweil lachen die Gäste lauthals an den Tischen und stecken mitten in angeregten Diskussionen – das Tramway ist auch am neuen Standort das alte.
Neuer Standort – altes Konzept
Dieser Umstand ist keine Selbstverständlichkeit: Denn im letzten Jahr zog die Traditionsbeiz vom «Breitsch» in die Bümplizer Fussgängerzone um, den alten Standort gab es seit 1990. Das Konzept und die Speisekarte siedelten gleich mit um: Typisch für Letztere sind Fleischgerichte für einen fast unschlagbaren Preis. Das panierte Schweinsschnitzel mit Pommes kostet die Gäste rund 22 Franken. Und was ist, wenn jemand Vegi oder Veganer ist? «Für unsere vegetarischen Gäste bieten wir Fondue, Käseschnitten oder Kartoffelrösti mit Spiegelei an», sagt der frühere Bümpliz-Pfadfinder Spycher. Auch Veganerinnen sind herzlich willkommen, für sie gibt’s Hamburger von der Karte. Auch das Bierangebot überzeugt, zur Auswahl stehen zwölf Braugetränke, die Preise stimmen ebenfalls: Ein grosses Feldschlösschen Original erhalten Durstige schon für 5.60 Franken. Die Gäste freuen sich: «Hier bekommen wir authentische Küche in guter Qualität», so das einhellige Fazit. Wer die Köstlichkeiten aus dem Schnitzeltempel lieber zuhause oder draussen konsumieren will, kann dies dank Lieferdiensten und Take-Away ohne Weiteres tun. Spychers freuen sich auf das neue Kapitel und die Kundschaft aus dem Quartier: «Die Menschen hier sind super», so der Wirt. Super dürften auch die lauen Sommerabende werden, weil dann werden Kundinnen sowohl in der Flanierzone als auch im Innenhof weitere Sitzplätze vorfinden.
Aufbruch ins Ungewisse
Auch der Innenraum sollte im Sommer dank Durchzug angenehm zu bespielen sein. Schon jetzt zieren seine Saalwände Bilder historischer Dampfkompositionen, Pferdetrams oder Gleisnetzen, alles Bilder, welche die Gäste bereits am alten Standort sahen. Da sich dort eine Renovation nicht mehr verschieben liess, mussten sich Spychers auf die Suche machen. Mit den Besitzern sei man im Guten auseinandergegangen, wie der erfahrene Wirt betont. Was begann war eine anderthalbjährige Suche nach einem Ersatzstandort, die zufällig in Bümpliz ihr Ende fand. Und der Fund in Berns Westen erwies sich als Glücksfall: «Nebst den Elektroinstallationen und dem Warenlift, überzeugte mich auch das geräumige Untergeschoss», so der langjährige Küchenchef. Doch damit waren die Sorgen der Beizer nicht vom Tisch: «Wir wussten nicht, wie es rauskommt», sagt Martin Spycher. Doch mittlerweile sind seine Zweifel zerstreut – viele langjährige Kunden halten «ihrem» Tramway die Treue. YB- wie auch SCB-Fans besuchen die Tram-Gaststätte nach wie vor und das gilt auch für immer mehr bisherige Stammgäste. Mit den neuen Gesichtern aus Bümpliz und Umgebung, ergibt sich so ein vielversprechender Boden für die hart arbeitenden Spychers.
Tramstation in der Nähe
Diesen Eindruck bestätigen auch Kundinnen vor Ort: «Wir wünschen Spychers viel Erfolg und dass es das Tramway noch möglichst lange gibt.» Ein Besuch lohnt sich also sowohl wegen der feinen Schnitzel, Hamburgern oder Röstis, aber auch wegen der konstant starken Leistung des Tramway-Teams. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann dies jeweils von mittwochs bis sonntags, ab 17 Uhr tun. Das Tramway befindet sich an der Bümplizstrasse 114, in 3018 Bern, nur wenige Schritte von der Tramhaltestelle Bachmätteli entfernt.
