Ich hatte wohl am Vorabend vergessen, die Kellertüre zu schliessen. So hatten die Räuber leichtes Spiel. Einer war mutmasslich Sockenfetischist und hatte sich das noch nicht trockene dunkelblaue Textilstück unter den Nagel gerissen. Die sofortige Anzeige bei der Polizei brachte nichts. Es war leider gerade kein forensisches Team zur Spurensicherung einsatzbereit. Die Dame riet mir, noch einmal in der Maschine nachzusehen. Das sei ihr auch schon passiert. Es ist aber nichts in der Trommel. Also Hilfe im Internet holen. Da gibt es zwei Gruppierungen, welche die Frage nach dem Verbleib eines Sockens glaubwürdig beantworten können. Die erste schreibt von einem messerscharfen Sieb, das beim Waschgang einen Socken in kleinste Fasern zerstückeln kann, die nachher unauffindbar seien. Eine andere Community weiss von kannibalischen Socken zu berichten. Beim Schleudern frisst der linke den rechten. Wer hat jetzt recht? Zur Sicherheit rufe ich Herrn Schulthess an, den Macher der Waschmaschine. Er meint unbekümmert: «Der ist hinter dem Dichtungsgummi.» Wie wenn ich dort nicht auch schon nachgeschaut hätte. Kurz: auch keine Hilfe.Meine neuen Socken von Herrn Rohner sind gezeichnet mit L und R. So weiss ich, wer zusammengehört, und wasche sie jetzt paarweise in Gefangenschaft. Das funktioniert bestens. Jeden Morgen ziehe ich sie mit grosser Aufmerksamkeit über die Füsse, L links und R rechts.
Doch was geschieht gestern? Als ich abends auf die Füsse schaue, entdecke ich Abscheuliches! Oh Sodom und Gomorrha! Schaut selber:
Während der täglichen Tragezeit muss sich der linke Socken für eine andere Seite entschieden haben. Er will jetzt als R durch das Dorf bummeln. Ich fass es nicht. Am besten gehe ich wohl ohne Socken ins Weyerli.