Es Hämpfeli Bärndütsch

Je lenger je meh sich sälber wärde

Ursula Pinheiro-Weber
Er Fabienne ihri Unbeschwärtheit u Fröhlechkeit sy asteckend.

Foto: zvg/EE

Einfach erklärt

Verstehen Sie die verwendeten Wörter? Viele davon braucht man auch heute noch. Berndeutsch ist vor allem eine gesprochene Sprache. Wenn sie geschrieben ist, liest man sie am besten laut vor, dann klingt sie lebendiger.

D Fabienne isch 20-jährig, e sehr attraktivi u gmögigi Frou. Si het dunkli mittellängi Haar, dunkli Ouge u geng es fründlechs Lächle uf de Lippe. Ihri Mitmönsche sy ihre wichtig, mit ihrem fyne Gspüri zeigt si ne das o. Ganz gärn geit si o bi ihrne Eltere uf der Matte hinder em Burehof ga zwätschgele, ds Schaffe ir Natur tuet ihre guet.

Sälber aber isch si sech nicht bewusst, wi si würkt. Grad weis si nid rächt, i weli Richtig ihres Läbe geit. Färn het si d Matur gmacht, u plötzlech bruuchts eigeti Entscheide. Grad no verdüderlet si sech d Zyt, schaffet vo Zyt zu Zyt im Service vomene Sportzentrum. Aber es cha nid lang so wyter gah. Söll si jitz a d Uni gah, oder villech doch lieber en Usbildig plane i Richtig Verwaltig. Söll si sech ender elegant alege oder doch lieber alternativ locker, villech sogar mit dürlöcherete Hose? O ir Liebi isch alles offe. Zwe Manne schwärme für si, u si weis nid, wele ihre besser gfallt. Öppedie geit si mit em einte uus, u mängisch mit em andere. Bi beidne füelt si sech guet, aber eigentlech isch da nid meh. O ne Lischte, wo si alli Vor- u Nachteile vo de beidne ufschrybt, git ere nid würklech Klarheit. Trotz all däm isch si glücklech, fröit sech am Läbe, spilt Bädminton, geit i Tanzkurs u gniesst ihri Freiheit. Si het ke Ahnig, was speter im Läbe no alls cha schief louffe u dass de sicher o viil Stolpersteine im Wäg stöh. Zum Glück weis me nid im Voruus, was alls uf eim wartet!

Im Momänt sy ihri Wäge alli offe. Si fröit sech uf alls Nöje i ihrem Läbe, isch voll Hoffnig u sicher, dass ds Schicksal ihri Wäge tuet mitbestimme. Ihri Unbeschwärtheit u Fröhlechkeit sy asteckend. U plötzlech chunt der Philipp i ihres Läbe, zäme mit ihm chönnt si sech e Zuekunft vorstelle, ohni vorhär Lischtene mit Vor- u Nachteile z schrybe. Süferli nechere sich di beide aa, u nadisna geits gäge Wienachte. Di erschti Wienacht zäme, zum erschte Mal di jewyls anderi Familie lehre kenne. Zum erschte Mal … öb das villech ihre Ehemaa wird? So langsam weis si o, i weli Richtig si wott gah, um je lenger je meh sich sälber z wärde. Daderfür het me ja es Läbe lang Zyt.

Fröhlechi Wienachte öich allne!
Ursula Pinheiro-Weber
Berndeutschspezialistin und Autorin verschiedener Lehrbücher

Was genau?
gmögig – sympathisch, anziehend
fyn – fein, zart
Gspüri n. – Feingefühl, Empfinden
Matte f.– Wiese
öppedie – ab und zu, von Zeit zu Zeit
schaffe – arbeiten
verdüderle – sich sinnlos die Zeit vertreiben
zwätschgele– Zwetschgen vom Baum lesen
färn – letztes Jahr
süferli – sachte, vorsichtig, behutsam
aneechere – annähern

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