Die Women’s Euro 2025 war ein Erfolg

Grosse Euphorie und überraschende Schweizerinnen

Pierre Benoit
Im Viertelfinal gegen Spanien wehrten sich die Schweizerinnen tapfer.

Foto: SG

Einfach erklärt
Nach 2008 (Männer) fand im Juli mit der Women’s EURO zum zweiten Mal in der Schweiz eine UEFA-Endrunde statt. Die Schweiz erhielt als Organisator viel Lob und das Team erfüllte die Erwartungen.
Und schon gehört die Women’s EURO, die seit der Vergabe an die Schweiz als Austragungsland mit vielen Hoffnungen verbunden war, wieder der Vergangenheit an. Die hohen Erwartungen haben sich nicht nur erfüllt, sondern sind sogar übertroffen worden. Nicht das über das ganze Turnier beste Team, Spanien, holte den Titel, sondern England, das mehrmals das Glück in Anspruch nehmen musste.

Bis auf den letzten Platz gefüllte Stadien bei den Spielen des Schweizer Nationalteams, 30’000 Fans auf den Märschen Richtung St. Jakob-Park, Wankdorf und Stade de Genève, gut besuchte Public Viewings: Die UEFA und der Schweizerische Fussballverband zeigten sich nach der Rekord-EURO zufrieden – noch nie verfolgten so viele Besucherinnen und Besucher live eine EURO der Frauen. Wie sich die Durchführung der EURO für die Weiterentwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz auswirken wird, kann wohl erst nach den Sommerferien beurteilt werden. Roberto Campanielli, Sportchef beim SC Holligen 94: «Wir haben zwar bereits einige Anfragen von Mädchen, die zu uns kommen wollen, doch der grosse Ansturm ist bisher noch ausgeblieben.»

Ein Hoffnungsschimmer

Nach der schwachen Vorbereitung, verbunden mit dem Abstieg in der Nations League, gelang dem Schweizer Team eine überraschend starke Vorstellung. Vor allem die erste Halbzeit im Eröffnungsspiel gegen Norwegen zählt zum Besten, was man von den Frauen in den letzten Jahren gesehen hat. Schade, dass die schwächere zweite Halbzeit dazu führte, dass das Spiel doch noch verloren ging. Leistungsmässig weniger gut war die zweite Begegnung gegen Island, doch mit dem wichtigen Sieg dank einem Tor der in allen drei Schweizer Gruppenspielen zur MVP (wertvollste Spielerin) ausgezeichneten Géraldine Reuteler holte sich das Team die notwendigen drei Punkte, um weiter auf eine Viertelfinalqualifikation hoffen zu können. Im letzten und alles entscheidenden Match gegen die Finninnen benötigten die Schweizerinnen schliesslich eine grosse Portion Glück, um dank einem Tor in der Nachspielzeit doch noch die Viertelfinals zu erreichen. Gegen das überragende Spanien wehrte sich das Team tapfer, hielt bis weit in die zweite Halbzeit das 0:0, verlor letztlich aber doch mit 0:2.

Reuteler, Beney, Wälti

Gesamthaft gesehen darf der Schweizer Equipe ein gutes Zeugnis ausgestellt werden. Die Spielerinnen zeigten viel Leidenschaft, Einsatz, kämpften um jeden Ball und Meter und gewannen mit dieser perfekten Einstellung auch die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Am eindrücklichsten in Szene zu setzen wussten sich Géraldine Reuteler, Captain Lia Wälti als Kopf, Dreh- und Angelpunkt des Teams sowie die YB-Meisterspielerin Iman Beney, die auch auf ungewohnter Position positiv auffiel. Reuteler, die in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt eine tragende Rolle ausübt, befand sich in der Form ihres Lebens und schien nie müde zu werden. Captain Lia Wälti, obwohl nicht hundertprozentig fit, bestach einmal mehr mit Ruhe und Übersicht. Als Spielmacherin im Mittelfeld besitzt sie die Gabe, das Tempo zu variieren, wenn nötig das Spiel schnell zu machen, um dann wieder zu verlangsamen. Iman Beney hat die Erwartungen trotz ihrer erst 19 Jahre übertroffen und bewiesen, weshalb Manchester City sie unter Vertrag genommen hat. Schade, dass ihre Walliser Kollegin Naomi Luyet aufgrund eines Trainingsrückstands von Nationaltrainerin Pia Sundhage nicht berücksichtigt wurde – auch sie hätte mit Sicherheit eine gute Figur abgegeben. 

Zukunft mit viel Potential

Insgesamt sieht die Zukunft des Schweizer Frauen-Nationalteams wieder rosiger aus als auch schon. Mit Beney, Luyet und Schertenleib, die an der EURO die Vorschusslorbeeren nicht erfüllen konnte, steht ein Trio bereit, dessen Einzelpersonen alle noch keine 20 Jahre alt sind. Auch Leila Wandeler (19) hat sich bei ihren Kurzeinsätzen für weitere Aufgebote empfohlen. Noch offen ist bei Redaktionsschluss, ob Pia Sundhage zusammen mit ihrem Assistententeam weiterhin die Geschicke des Nationalteams leiten wird. Trotz einiger Kritik im Vorfeld der EURO hat die Schwedin bewiesen, dass sie in wichtigen Momenten ein taktisch erfolgversprechendes Rezept findet.​​

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