Was darf «Hahnenburger» im Restaurant kosten?

Gerechtfertigt oder nicht?

Thomas Bornhauser
Wo kostet ein Hahnenwasser eigentlich wie viel?

Foto: zvg/Envato Elements

Einfach erklärt
In den meistens Restaurants wird gewöhnliches Leitungswasser verrechnet. Die Unterschiede in den einzelnen Gaststätten sind nicht enorm. Aber: Es gibt sogar «Hahnenburger» für einen guten Zweck. Oder gratis für alle.
«Hahnenburger» wird in vielen Restaurants verrechnet. Das ist nachvollziehbar, schliesslich steigen auch für die Gastronomen die Kosten für Lebensmittel, Personal, Miete, Energie und Mehrwertsteuer. Die Frage ist einzig: Wie gehen die Restaurants damit um? Und wie die Gäste? Wir haben uns im Lesegebiet der BümplizWochen umgehört. Es ist eine nicht repräsentative Meinungsumfrage nach dem Zufallsprinzip.

Das Erstaunlichste in dieser Beziehung liess sich eine Beizerin für ihren Silvesterabend einfallen. «Hahnenburger» gab es zwar, aber der Liter kostete mit 12 Franken sogar mehr als das übliche Mineralwasser. Nota bene: Bei einem Menüpreis von knapp unter 100 Franken, die übrigen Getränke nicht inklusive. Auf eine schriftliche Beanstandung samt Nachhaken hat die Frau nie reagiert. Kann es deshalb erstaunen, dass sie das Restaurant nicht mehr führt? Egal.

Für einen guten Zweck…

Zur Umfrage müssen Sie wissen: Die hier aufgeführten Restaurants haben geantwortet, die Mehrheit der angeschriebenen Gaststätten innerhalb nützlicher Frist jedoch nicht. Anders Stefan Eichmann vom Restaurant Tscharnergut, der mit offenen Karten spielt. Interessant, wie er mit der Herausforderung umgeht: «Es gibt das Wasser im 1:1-Verhältnis zum Wein gratis, sonst 50 Rappen pro Dezi.» Arkina-Mineralwasser ist bei ihm mit 4.90 Franken pro halbem Liter aufgeführt. 

Im Restaurant Blumenfeld gibt es das Leitungswasser gemäss Jörg Grossen zu Flaschenwein kostenlos, beim Essen ab einer Konsumationshöhe von 50 Franken pro Person. Ansonsten werden 3 Franken für 5 dl offen verrechnet (1 dl ist gratis), Valser-Wasser kostet in der gleichen Menge 4.80 Franken. Was er sagt, gilt für viele Gastronominnen: Die Gäste haben sich daran gewöhnt, nur wenige haben etwas auszusetzen.

Rolf Klopfenstein vom Restaurant Jäger hat einen anderen Weg gewählt. Pro 3 dl-Glas «Hahnenburger» verlangt er einmalig 2 Franken. Der so angehäufte Gesamtbetrag – letztes Jahr 1360 Franken – kommt dem Arche-Fonds des Inselspitals zugute, welcher krebskranken Kindern begleitete Ferien ermöglicht. Logisch, dass das bei seinen Gästen sehr gut ankommt. 

…oder erstaunlich liberal

Von Martin Spycher vom Restaurant Tramweg erhalte ich eine erstaunliche Gegenfrage, wie er mit Hahnenwasser umgeht: «Muss man dafür etwas verlangen?» Wie bitte? Er erklärt sich: «Ich habe in Frankreich gearbeitet, dort ist es normal, dass immer eine Karaffe Wasser auf dem Tisch steht, ungeachtet der späteren Bestellung.» Vive la différence. Stimmt, das gilt aber auch in Italien oder in Spanien. Deshalb gilt im Tramweg: «Hahnenburger» ist auf seinen Rechnungen kein Thema. «Die Leute honorieren das mit wiederholten Besuchen ausdrücklich», sagt er zum Schluss. Eine Win-win-Situation.

Gleiches – «Hahnenburger» in jedem Fall gratis – gilt auch für das Namamen im Westside, wie District Manager Tobias Schönsee schreibt.

Das Lago in Hinterkappelen wiederum, welches zur SCB-Gastrokette gehört, gibt das Wasser gratis ab, sofern zum Essen etwas getrunken wird. Wird drauf verzichtet, kostet die grosse Karaffe Hahnenburger einmalig 2.50 Franken.

Von Verständnis bis zum Affront
Um niemanden zu kompromittieren, haben wir diese kurze Umfrage absichtlich nicht in Restaurants gemacht.
Eugen Suter (61): «Ich habe kein Problem damit, wenn ich für Leitungswasser bezahlen muss. Aber es darf nicht im Abriss enden.»
Sven Rüegsegger (26): «Ich gehe selten in ein Restaurant, bestelle online, lasse nach Hause liefern, dort habe ich selber Leitungswasser.»
Alice R. (ohne Altersangabe und Familienname): «Ich habe extrem Mühe damit, meide je länger je öfter Restaurants. Brauche ich nicht.»
Susanne Keller (40): «Umgerechnet 5 Franken pro Liter, okay. Alles andere ist ein Affront.»

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