Kürzlich beim Feierabendbier frage ich meinen Kumpel: «Und, wie geht’s dem Sohnemann?» Er verzieht das Gesicht und grantelt: «Weiss nicht. Ich hör kaum was von ihm. Immer muss ich mich bei ihm melden!»
Ich war schockiert. Klar, wenn sich ein Freund nie meldet, fragt man sich: Ist das noch Freundschaft? Und schiebt ihn innerlich mindestens eine Prioritätenstufe runter
– ohne schlechtes Gewissen.
Aber die eigenen Kinder? Ich rufe meine erwachsenen und ausgeflogenen Mädels mindestens ein- bis zweimal die Woche an. Und ja, manchmal nerve ich. Die Gespräche dauern oft nur fünf Minuten – dann müssen sie weiter, der Akku ist angeblich fast leer, irgendwas ist immer.
Aber manchmal – und das ist der Punkt – rufe ich genau zum richtigen Moment an: Weil Liebeskummer, Erkältung, Jobfrust oder einfach weil das Leben gerade schwierig ist. Und genau dann bin ich da. Nicht als Ratgeber. Sondern einfach als Papa. Als sicherer Hafen. So wie früher.
Dieses Gefühl – dass da jemand ist, der dich liebt, ohne etwas zu wollen, ohne Urteil, einfach nur so – das ist unbezahlbar. Wie ein umfassender und schützender Kokon der Geborgenheit und Wärme. Und er spinnt sich nicht von allein. Man muss als Vater oder Mutter beharrlich dranbleiben. Auch wenn’s manchmal nur fünf Minuten sind.