«Das war mein bisher grösster Erfolg», sagt der Sohn einer Schweizerin und eines Vaters, der von der niederländischen Karibikinsel Aruba vor der Küste Venezuelas stammt. Der 1,98 m grosse Mann aus Bümpliz ergänzt mit einem Lachen: «Dort herrschen derzeit angenehme 30 Grad.» In Bümpliz, wo er aufgewachsen ist, sieht man das Aushängeschild des Rowing Club Bern derzeit nur hin und wieder an Wochenenden. Er hat sein Domizil nach Sarnen, in das Leistungszentrum von Swiss Rowing, verlegt. Dort hat er im Haus des Schweizer Rudersports am Dorfrand ein Zimmer bezogen, an unverbauter Lage mit Seesicht nur 500 Meter vom Ufer des Sarnersees entfernt, wo er sechs Mal pro Woche unter den Augen von Nachwuchs-Nationaltrainer Martin Cambareri trainiert. Daneben stehen drei Trainings auf dem Ergometer, drei Krafttrainings und eine alternative Übungseinheit (Radfahren oder Jogging) auf dem nahrhaften Programm. Verständlich deshalb, dass Suero, der in Luzern ein Studium in Maschinenbau begonnen hat, sich selbst als «Teilzeit-Studenten» bezeichnet.
Zuerst im Basketball
Begonnen hat Shamall Sueros sportliche Karriere in Bümpliz in einem Basketballteam, wenig überraschend bei einer Körpergrösse von 1,98 m. Mit der Feststellung, dass dies für ihn im Prinzip die richtige Sportart wäre und er doch mit annähernd zwei Metern die Beine kaum ins Boot bringe, entlocken wir Suero ein Lächeln. «Mehr als die Hälfte meiner Konkurrenten im Rudern sind grösser als ich», betont er und erwähnt, dass Grösse in dieser Sportart auch ein Vorteil sei. Wie der Basketballer auf den Geschmack des Ruderns gekommen ist, verrät er uns. «Meine Grosseltern besitzen am Wohlensee ein Ferienhaus. Dort verfolgten wir jeweils den Armada-Cup. Das Rennen begeisterte mich und ich wollte es auch versuchen – et voilà. Zuerst mit mässigem Erfolg: «Ich schuf mir im Klub vor allem einen Namen, weil ich in jedem zweiten Training kenterte.» Beim Rudern blieb der 20-Jährige, der im kommenden Jahr in Magglingen die Spitzensport-RS absolvieren will, schliesslich trotzdem hängen, zum Wohl von Swiss Rowing.
Vierfache Portionen
In Sarnen kann Shamall Suero, der auch die niederländische Staatsbürgerschaft besitzt, erstmals nach Trainingsende nicht mehr einfach am Tisch sitzen und Mutters Kochkünste geniessen. «Im Haus des Rudersports gibt es drei Küchen, ich bin mein eigener Koch und stehe selbst am Herd. Meist gibt es Pasta oder Reis, was Sportler mit einem so hohen Verbrauch an Kalorien benötigen», sagt er. Bleibt er am Sonntag in Sarnen, kocht er meist die doppelte Portion, damit für den nächsten Tag bereits alles nur noch aufgewärmt werden muss. «Die doppelte Portion heisst bei mir mal Vier, denn normalerweise esse ich das doppelte Quantum.» Raclette oder Fondue gibt es nicht, «das wäre erstens nicht gesund und zudem ist es auch nicht mein Geschmack», sagt der Bümplizer, der alles seinen hohen Zielen im Sport unterordnet.
Olympia 2028
Kurzfristig will sich Shamall Suero für die U23-Weltmeisterschaften im kommenden Jahr in Kanada qualifizieren und dort eine Medaille holen. «In welchem Boot ist mir egal, wichtiger als das Boot ist mir Edelmetall», sagt er, aber nicht ohne zu erwähnen, dass er am liebsten im Doppelvierer unterwegs ist, die Bootsklasse, in der er auch in Krefeld Bronze gewonnen hat. Doch nach den Wünschen von Shamall Suero soll Kanada nur eine Zwischenstation sein. «Nach der Spitzensport-RS will ich Aufnahme im Elitekader finden und das langfristige Ziel ist selbstverständlich die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles 2028, wo ich nicht nur dabei sein, sondern auch auf dem Treppchen stehen möchte.»
1988, an den Olympischen Sommerspielen in Seoul, gewann der Berner Beat Schwerzmann zusammen mit Ueli Bodenmann Silber im Doppelzweier. Zwei junge Ruderer aus dem Rowing Club Bern könnten genau 40 Jahre später in Los Angeles Ähnliches schaffen. Shamall Suero und sein Klubkollege Nicolas Berger tun alles, damit ihre Träume Wirklichkeit werden.