Die Entstehung der Modelleisenbahn ist der Spielzeugindustrie zu verdanken. Kinder lieben es seit jeher mit Objekten zu spielen, die sie aus dem Alltag kennen. Besuchen Kinder ihren Vater auf der Baustelle und dürfen sie sogar die Kabine des Baggers von innen besichtigen, so wollen sie anschliessend nichts lieber als mit einem Spielzeugbagger spielen. Nicht anders war es einst mit den Zügen: Man wollte den Kindern ermöglichen, mit Modellzügen zu spielen. Doch in einem Punkt unterscheidet sich die Modelleisenbahn von den gewöhnlichen Kinderspielzeugen: in der Komplexität der Herstellung und dadurch auch oft im Preis. Die Zugräder müssen sich nicht nur bewegen, sie müssen auch einigem standhalten und passgenau auf die Weichen abgestimmt sein. Zudem ist es eine enorme Feinarbeit, die einzelnen Züge in Miniaturform zu produzieren. Meist sind es auch Kleinauflagen und keine Massenproduktionen. Demnach ist auch der Preis seit jeher um einiges höher angesetzt und so landete die Modelleisenbahn nicht wie gedacht in den Kinderspielzimmern, sondern mehrheitlich in den Hobbyräumen der Erwachsenen.
Der erste grosse Boom fand in den 70er und 80er Jahren statt. Bis heute gibt es weltweit unzählige Sammler und Modellbau-Künstler, die komplette Landschaften nachbilden, seien es Fantasie-Landschaften oder die Nachbildung einer existierenden Örtlichkeit. Der ehemalige Bümplizer Postbote, Michael Roder, sprang 1998 auf den Zug auf und begann mit dem Handeln von Modelleisenbahnen und Landschaftszubehör. Bereits 1999 besass er in der damaligen «Alten Markthalle Bern» seine erste öffentliche Verkaufsfläche mit geregelten Öffnungszeiten. Danach siedelte das Bahnorama nach Bümpliz um, wo es nach zwei Umzügen seit 2018 nun an der Bernstrasse zu finden ist und Eisenbahn-Fans aus der ganzen Welt willkommen heisst. «Von Bümpliz aus handeln wir international mit Modelleisenbahnen und Zubehör. Gerade seit der Corona-Pandemie haben viele das Hobby neu oder wiederentdeckt. Und nicht selten treffe ich Kunden an, die in jungen Jahren mit ihrem Vater bei mir im Geschäft standen und nun selber mit ihren Kindern vorbeikommen», erklärt Michael Roder stolz. Das Bahnorama ist eine Erfolgsgeschichte, genau wie die der Modelleisenbahn selbst. Während bis vor zehn Jahren noch die «alten» Züge besonders beliebt bei den Sammlern waren, so sind es heute die «modernen», welche mit unzähligen elektronischen Feautures ausgestattet sind. «Zudem begeistert der Sound, den die Züge originalgetreu wiedergeben, aber auch die noch intensivere Detailarbeit, die Innenbeleuchtungen und die Steuerungsmöglichkeiten über das Smartphone.»
Was sich in den letzten Jahren zu einem neuen Trend entwickelt hat, sind laut Roder die Modelleisenbahnen für den Garten. Diese unterscheiden sich bereits in der Grösse. Während die gängigen Modeleisenbahnen im Massstab 1:87 sind, haben die Garten-Züge den Massstab 1:22. Sie müssen zudem witterungsresistent sein und auch die Gestaltung der dazugehörigen Landschaft ist um einiges komplexer als bei den ursprünglichen. Das Bahnorama bietet nebst seiner Verkaufsfläche und dem Onlineshop auch einen Reparaturservice an, was es heute hierzulande kaum noch gibt, sowie Kursangebote für den Landschaftsbau. Dort lernt man von Grund auf, wie man eine Miniaturlandschaft planen und bauen kann. «Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie sich der Modellbau immer noch weiterentwickelt und ich bin und bleibe mit Herzblut in der Branche verankert», so Roder inmitten seines Showrooms für die Gartenzüge.